“Bei uns allen hängt doch mal was”

Die Gestaltung der Frauenpreis-Trophäe sorgt für Diskussionen.
Götzis Wie gestern berichtet, wurde die ehemalige SPÖ-Landesparteivorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger am Montagabend in Götzis mit dem 1. Vorarlberger Frauenpreis ausgezeichnet. Damit wurde ihr jahrzehntelanges Engagement als Ärztin und Politikerin für die Rechte und die Gleichstellung der Frauen gewürdigt.

Neben der Preisverleihung wurde auch die Gestaltung der Trophäe selbst – vor allem in den sozialen Medien – heiß diskutiert. So meinte etwa Kabarettist Stefan Vögel auf Facebook: “Echt Frauen, das könnt ihr besser – und vor allem selbstbewusster! Oder definiert ihr eure Stärke am Ende über schwache und impotente Männer?”

Jury-Mitglied Kathrin Dünser, Kuratorin für zeitgenössische Kunst im Vorarlberg Museum verteidigt die Entscheidung: „Für die Vermittlung zeitgenössischer Kunst bietet Vorarlberg zahlreiche hochkarätige Institutionen, in denen engagierte Fachleute die unterschiedlichsten Formate für ein interessiertes Publikum entwickeln. In unserer komplexen Welt bieten diese Angebote Raum für lebendigen Austausch. Lassen sie uns nicht in den Dunkelkammern des worldwideweb Einzelmeinungen aneinanderreihen, sondern gemeinsam ins Gespräch kommen.“

Gestaltet hat die Skulptur die preisgekrönte Bludenzer Künstlerin Christine Lederer: “Ich bin nicht überrascht, was Kommentare in sozialen Medien auslösen können. Sie mutieren zu Presseinhalten. Das lenkt aber ab und meine Skulptur möchte mit ihrer halben Pfeilspitze direkt umleiten: Bei der Verleihung des ersten Vorarlberger Frauenpreises wurde mit Gabriele Sprickler-Falschlunger eine wunderbare und immens engagierte Frau geehrt. Ihr gebührt der Debatten-Raum über Gleichbehandlung, Fairness, Wertschätzung und weitere Themen. Zudem haben sich am Verleihungsabend in einem großartigen Akt parteiübergreifender Solidarität neue visionäre Projekte entwickelt. Lasst uns darüber sprechen! Die Trophäe jedenfalls ist ein Werk, das gleichzeitig stark und schwach sein darf. Und ganz ehrlich, bei uns allen hängt doch mal was. Seien wir milde mit uns und unseren Gegenübern”.

Gabriele Sprickler-Falschlunger wiederholte, was sie bereits bei der Preisverleihung gesagt hatte: „Ich interpretiere es als Medizinerin als einen Eierstock mit einem Eileiter.“ Die langjährige SPÖ-Vorsitzende zeigt sich eher empört über die Reaktionen der Menschen, erst recht über die Interpretationen. „Es fällt vor allem Männern ein, dass man dieses Gebilde mit einem Penis assoziiert. Und wenn man das annimmt, dass dies einer wäre, dann würde ich einen Mann raten einen Urologen anzusuchen“, sagt Sprickler-Falschlunger. Für die Politikerin ist es erstaunlich, dass eine Erektion als Stärke eines Mannes angesehen wird. „Wenn das Glied nicht erregt ist, sieht man es als Schwäche. Wenn jemand so denkt und das damit verbindet, finde ich, zeigt es was für ein schlichtes Menschenbild die Person hat“, betont sie.

Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker nimmt die Diskussion rund um die Frauenpreis-Trophäe mit Humor. „Es freut mich, dass über den Preis gesprochen wird, das war vielleicht auch die Absicht der Künstlerin.“ Über den vom Land Vorarlberg ausgeschriebenen Kunstpreis habe eine Kunstkommission entschieden. „Diese Trophäe wurde unter mehreren eingereichten Werken prämiert. Man sollte die künstlerische Freiheit nicht außer Acht lassen.“ Natürlich lasse die Skulptur Interpretationsspielraum, betont Katharina Wiesflecker. „Ich sehe aber ein schönes Objekt mit ansprechendem Material, dass die Zahl Eins mit Verweis auf den ersten Vorarlberger Frauenpreis symbolisiert. Die weiteren Interpretationen – vom erschlafften Phallus bis zur hängenden Brust oder dem Eierstock – sind Sache des Betrachters“, sagt die Landesrätin schmunzelnd.