Der Sommer war sehr groß

Kultur / 08.03.2024 • 15:44 Uhr
Karin Lässer
Unter dem Titel „Der Sommer war sehr groß“ zeigt Karin Lässer ihre Arbeiten in der Villa Falkenhorst. thomas schiretz

Künstlerin Karin Lässer präsentiert Werkschau in der Villa Falkenhorst.

Thüringen Unter dem Titel „Der Sommer war sehr groß“ zeigt die Salzburger Künstlerin mit Bregenzerwälder Wurzeln in den Ausstellungsräumen der Villa Falkenhorst ihre neuesten Arbeiten. Karin Lässer (*1966), deren Vater Pius in Hittisau geboren wurde, hat viele Jahre ihres Lebens, vor allem die Sommermonate, in Hittisau verbracht. „Hittisau“ ist auch der Titel eines ihrer Werkzyklen (ca. 50 Arbeiten). Es handelt sich um kleinformatige Arbeiten (10 cm x 10 cm) in Öl auf säurefreiem Karton. Die Serie besticht vor allem durch ihre Lasur, die nur eine sehr geringe Deckkraft aufweist.

Karin Lässer
Eine ihrer Werkzyklen nennt sich “Hittisau” (ca. 50 Arbeiten). thomas schiretz

Durch die Lasuren verwischt sie gekonnt die verschiedenen Landschaften, indem sie beispielsweise im Vordergrund Übergänge von einem intensiven Orientgrün zu einem zarten Goldgrün und einem lasierenden Oxidgelb schafft. Mit dieser Technik vermeidet sie die Wirkung von Farbfeldern, denn jeder Bildteil besteht nicht aus einer Farbe, sondern geht unmerklich in eine andere über, ohne dass man erkennen könnte, wo eine Farbfläche endet und eine andere beginnt. Gerade dadurch erhalten ihre Bilder die goldene Farbe eines lauen Spätsommerabends oder das zarte Silbergrau eines erwachenden Frühlingstages.

Karin Lässer
Lässer verleiht ihren Bildern ein goldtöniges Kolorit. thomas schiretz

Ginstergelb und Traum-Geografie
„Der Sommer war sehr groß“ ist dem Gedicht „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1902 entlehnt. Es hat aber auch unmittelbar mit den Sommermonaten zu tun, die Karin Lässer so oft in Hittisau verbracht hat, mit der sanften Hügellandschaft des Vorderbregenzerwaldes und dem besonderen Licht, das an manchen Tagen hier zu sehen ist. „Auf Spurensuche“ und „Im Raum“ sind die beiden anderen Werkzyklen der Malerin.

Karin Lässer
Große Sehnsucht, 2021, Öl auf Karton, 15 x 15 cm. thomas schiretz

Sind es bei den ersteren vor allem Ölgemälde auf Büttenpapier, in denen sie Balancen, Körper, Resonanzen austariert, so sind es bei den großformatigen Arbeiten (200 cm x 200 cm) Ölgemälde auf Leinwand. Schwerelos schwebt ein Ginstergelb in einem blassen Bellini-Rosa in „Perfect Day“ (2021) und entführt uns in jene Leichtigkeit, die den Zustand absoluter Zufriedenheit und Ausgeglichenheit beinhaltet, frei von allen Wünschen, Zwängen und Bedürfnissen.

Karin Lässer
Treiben lassen, 2023, Öl auf Leinwand, 30 x 30 cm. thomas schiretz

Der Werkzyklus „Hittisau“ ist auch eine poetische Utopie, keine nostalgische Verklärung, eine Traum-Geografie, ein Gedicht der Heimkehr, nicht der geografischen, sondern der geistigen, ein Wohlfühlort der besonderen Art, wo uns die Leichtigkeit des Seins erwartet und die Sehnsucht nach dem Sichtbarmachen des Unsichtbaren mitschwingt. Karin Lässers Arbeiten, vor allem im meisterhaften Lasurauftrag, in den zurückgenommenen Farbtönen, in den diffusen, hauchdünnen Übergängen, geben vieles preis, ohne ihre Bedeutung preiszugeben. Ihre Arbeiten sind mit Akribie, Sorgfalt und zurückhaltender Eleganz ausgeführt, es gelingt ihr, wo nötig, spielerisch, die Affekte der Aquarellmalerei in die Ölmalerei zu übersetzen, sie löst ihre „Landschaften“ auf, indem sie sie verinnerlicht: So werden ihre Arbeiten nicht nur angeschaut, in ihre Bilder schaut man hinein.

Thomas Schiretz

Karin Lässer „Der Sommer war sehr groß“

Villa Falkenhorst
bis 17.03.2024
www.falkenhorst.at