Ein Abend voller Poesie und Leidenschaft

Kultur / 15.03.2024 • 12:34 Uhr
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Cornelius Obonya las zum Auftragswerk von Laura Winkler Gedichte von Rilke. Alberto PIZZOLI / AFP

Pforte verbindet Lyrik mit klassischer und zeitgenössischer Musik.

Feldkirch Beim Pforte-Konzert N°2 “Der Ruf – Zwischen Hören und Folgen” erlebten die Zuhörer einen Abend, der eine Brücke zwischen klassischer Musiktradition und zeitgenössischer Komposition schlug. Besonderes Highlight des Abends war die Mitwirkung des bekannten österreichischen Schauspielers Cornelius Obonya, der von 2013 bis 2016 die Rolle des Jedermann bei den Salzburger Festspielen verkörperte.

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Obonya ist überzeugt, dass die Lyrik heute ihren Platz in der Musik junger Künstler findet. andreas marte

Beim Impuls um halb teilte der Schauspieler seine Gedanken zur Poesie mit. „Die Lyrik findet heute ihren Platz in der Musik sehr junger Künstler, vor allem im Rap. Diese Musiker sind die modernen Dichter, die einst Namen wie Schiller, Goethe oder Rilke trugen und als rebellische Stimmen ihrer Zeit galten. In ihren Texten finden sich Passagen von beeindruckender Qualität. Wichtig ist, dass ihre Botschaften diejenigen erreichen, für die sie bestimmt sind: ihre eigene Generation. Die Themen sind universell: die Liebe und die ewig neuen Erfahrungen der Jugend, die immer wieder faszinieren. Mit zunehmendem Alter gewinnt der Dichter die Fähigkeit, sein Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes zu ‘verdichten’ – ein Gedicht zum Brennglas für Themen, Haltungen, Lebensziele oder auch Verzweiflung zu machen“, so Obonya.

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Der Konzertabend begann mit dem Klarinettenquintett op. 115 von Johannes Brahms, einem Werk, das durch seine vielschichtige Struktur und sein emotionales Spektrum besticht. Brahms, der sich eigentlich vom Komponieren zurückgezogen hatte, entdeckte durch die Bekanntschaft mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld die Klarinette wieder für sich. Diese Begegnung motivierte Brahms, seine Schaffenspause zu beenden und einige seiner letzten Werke zu komponieren, die von einem großen emotionalen Reichtum zeugen, wobei das Quintett op. 115 besonders hervorsticht. Die Musiker, die diese Herausforderung mit Bravour meisterten, bewiesen sowohl musikalisches Einfühlungsvermögen als auch handwerkliches Können.

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Der Abend startete mit dem Klarinettenquintett op. 115 von Johannes Brahms. andreas marte

Den zweiten Teil des Abends bildete das Auftragswerk „Bis an den Rand – Musikalische Gedanken zum Stundenbuch“ von Laura Winkler. Dieses Werk, bestehend aus zehn kurzen musikalischen Abschnitten, die jeweils von der Rezitation eines Gedichtes aus Rilkes Stundenbuch begleitet wurden, bot eine faszinierende Verschmelzung von Wort und Klang.

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„Bis an den Rand – Musikalische Gedanken zum Stundenbuch“ von der Komponistin Laura Winkler (links). andreas marte

Cornelius Obonyas meisterhafte Interpretation der Gedichte mit seiner nuancierten Stimme und Winklers einfühlsame Kompositionen, die zwischen zarter Zurückhaltung und kraftvoller Intensität wechselten, bildeten den emotionalen Höhepunkt des Abends. Laura Winkler ist eine österreichische Jazzsängerin und Komponistin, deren musikalische Ausbildung sie von Graz nach Berlin führte.

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Begeisterter Schlussapplaus für alle Beteiligten. andreas marte

Die abschließenden Darbietungen des Abends, „Maraba Blue“ und „Chisa“ von Abdullah Ibrahim, dienten nicht nur als Schlusspunkt, sondern unterstrichen eindrucksvoll das außergewöhnliche musikalische Können der jungen Musiker Hloni Mokoena an der Violine, Siyabonga Mtjale am Kontrabass und Zuko Samela an den Congas.

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Das Konzert bot nicht nur ein breites musikalisches Spektrum, sondern auch Einblicke in die Verbindung von Musik und Lyrik. Von Brahms’ meisterhaftem Klarinettenquintett über Winklers innovative Komposition bis hin zu Obonyas Reflexionen über Lyrik und Musik wurde das Publikum auf eine Reise durch die vielfältigen Ausdrucksformen der Kunst mitgenommen. Die Künstler des Abends bewiesen, dass Musik und Wort mächtige Mittel sind, um emotionale Landschaften zu erschaffen und tiefgreifende Gedanken zu vermitteln.

Der Ruf – Zwischen Hören und Folgen

Samstag, 16. März, 17 Uhr | Pforte im Frauenmuseum Hittisau