Leipziger Buchpreis für Marković

Auszeichnung für ihren Erzählband “Minihorror”.
Leipzig Mit einem experimentellen Horror-Comic-Roman hat Barbi Marković den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen. Neben der in Wien lebenden serbischen Autorin war mit Wolf Haas und seinem Buch “Eigentum” ein weiterer Autor mit Österreich-Bezug nominiert. Der Grazer Schriftsteller Clemens J. Setz war 2011 der bisher einzige Österreicher, der den Preis in der Kategorie Belletristik erhalten hat.

Im Vorjahr ging der Preis in der Sparte Belletristik an Dinçer Güçyeter für seinen Text “Unser Deutschlandmärchen”. “Barbi Marković erzählt hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart, der Mensch im Spätkapitalismus wird dabei notgedrungen zur Witzfigur”, sagte Jury-Mitglied Shirin Sojitrawalla bei der Verleihung.

In ihrem Buch beschreibt Marković in Anlehnung an den beliebten Micky-Maus-Comic den Alltag der Protagonisten Mini und Miki – der vor allem durch zahlreiche Horrorszenarien geprägt ist. Auch in ihrer Dankesrede, die sie – wie sie sagt – kurz vorher in der Kantine vorbereitet hat, erzählt die Autorin eine Horrorgeschichte, in der sich Mini verschluckt und auf der Bühne stirbt. Es geht um die albtraumhaften Erlebnisse von Mini und Miki, im Urlaub, auf Familienbesuch und auch – so scheint es – überall sonst. Groteske Formulierungen lassen den Lesenden immer wieder stolpern. So wird etwa an einer Stelle die Fratze einer familienfressenden Cousine auf gruselig detaillierte Weise beschrieben, dann kommt eine sprachliche Unterbrechung, dann eine unerwartete, witzige Bemerkung. Horror des Alltags, Kapitalismuskritik und Witz stehen nebeneinander. Diese Auszeichnung unterstreicht nicht nur Markovićs schriftstellerisches Talent, sondern auch ihre bedeutende Rolle im Literaturgeschehen.

Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt Barbi Marković den Kunstpreis Berlin für Literatur.