Himmlische Klänge

Kultur / 16.04.2024 • 12:55 Uhr
Ulrike Neubacher
Ulrike Neubacher führt mit fachkundigen und amüsanten Programmdetails in die Konzerte des Kammerorchesters Arpeggione ein. Ulrike Neubacher

Ulrike Neubacher (50), Harfenistin, ist seit einiger Zeit auch eine beliebte Moderatorin beim Kammerorchester Arpeggione.

HOHENEMS Vor einem Jahr entdeckte man beim Kammerorchester Arpeggione, dass die Salzburgerin Ulrike Neubacher, langjährige Harfenistin, auch eine informative Moderatorin ist, die kurz vor Konzertbeginn ihre Programmeinführungen nicht vom Zettel abliest, sondern frei spricht und damit sehr authentisch wirkt. Der Erfolg blieb nicht aus. Waren es bei den ersten Konzerten nur eine Handvoll Interessierte, die ihren Ausführungen lauschten, so war der Rittersaal zum Auftakt der aktuellen Saison fast bis auf den letzten Platz besetzt mit Besuchern, die sich die fachkundigen und amüsanten Programmdetails Neubachers nicht entgehen lassen wollten.

Sie sind als Harfenistin an verschiedenen prominenten Stellen in der Region gefragt. Was macht für Sie das Besondere Ihrer Mitwirkung im Kammerorchester Arpeggione aus?

NEUBACHER Hohenems und das Ambiente des Palasts bieten eine Basis für  außergewöhnliche Musikereignisse. Dank dem Intendanten Prof. Irakli Gogibedaschwili findet hier Musizieren von höchster musikalischer Qualität statt, verbunden mit einem familiären Ambiente.

Man sagt, die Harfe sei ein typisch weibliches Instrument. Auch als die Wiener Philharmoniker noch ausschließlich als Männerverein auftraten, war die Harfe stets mit einer Frau besetzt. Aber das Frausein wird bei Ihnen wohl nicht den einzigen Anstoß gegeben haben?

Ulrike Neubacher
Die Harfinistin ist langjähriges Ensemblemitglied beim Kammerorchester Arpeggione. Ulrike Neubacher

NEUBACHER Das Anmutige dieses Instruments wurde von jeher mit Frauen verbunden. Aber das war für mich natürlich kein Grund. Mein Vater war Instrumentenbauer und hat u. a. auch Harfen gebaut. So bin ich zur Harfe gekommen und bis heute dabei geblieben. Mein Vater hat mich auch ungemein unterstützt. So hat er den weiten Weg von Tamsweg nach Salzburg jede Woche auf sich genommen, um mich zum Unterricht zu fahren. Immerhin eine Strecke von 250 Kilometern – und das zwölf Jahre lang!

Und Sie waren so fasziniert von diesem schweren Ungetüm, dass Sie auch die künftige Mühsal mit dem Transport des Instrumentes und dessen ständiges Nachstimmen in Kauf nahmen. Hätten Sie rückblickend nicht doch lieber Piccoloflöte gelernt?

NEUBACHER (lacht) Ja, diese Frage hat man mir schon oft gestellt. Ausschlaggebend ist sicher der wunderschöne Klang der Harfe gewesen. Und stundenlang Piccoloflöte üben – ich glaube, das wäre nichts für mich. Naja, mit jedem Instrument trägt mein sein Kreuz, nur hat eben jedes ein anderes Gewicht.

Die Harfe ist wohl auch eines der am schwierigsten zu erlernenden Instrumente. Es geht ja nicht nur darum, die jeweils richtigen der vielen Saiten zu erwischen, da gibt es auch die Pedale, mit deren Hilfe die Saiten umgestimmt werden. Klingt alles sehr kompliziert?

Ulrike Neubacher
Neubachers Vater war Instrumentenbauer und hat u. a. Harfen gebaut. Ulrike Neubacher

NEUBACHER Und das ist es auch! Man ist ständig mit beiden Händen und Füßen im Einsatz. Die Konzertharfe hat 47 diatonisch angeordnete Saiten und sieben Pedale. Somit kann jede Saite um zwei Halbtöne erhöht werden. Damit ist es möglich, in alle Tonarten zu wechseln. Ich werde das bei meiner nächsten Einführung am 20. April mit meinem Solokonzert genau demonstrieren.

Der Harfe haftet hartnäckig auch das sicher übertrieben romantische Flair des himmlischen Klanges an, etwa auch bei Ihrem nächsten Konzert mit Arpeggione, wo Sie in einem impressionistischen Werk von Debussy auch als Solistin auftreten werden? 

NEUBACHER Gerade dieses Werk gehört wohl zu den anspruchvollsten der gesamten Harfenliteratur. Zum einen besticht es durch seine Virtuosität, zum anderen wechselt Debussy meisterhaft vom Danse sacrée – also von etwas wirklich Himmlischem – hin zum Danse profane, wo er überzeugend mit dem Klischee des Engelhaften bricht (lacht).

Ulrike Neubacher
Ulrike Neubacher wurde in Salzburg geboren und lebt heute im Allgäu. Ulrike Neubacher

FRITZ JURMANN

Konzert Kammerorchester Arpeggione Hohenems, 20. April, 19.30 Uhr, Rittersaal Palast: „Nächtliche Fantasien“, Konzerteinführung 19.00 Uhr– Dirigent: Robert Bokor

ZUR PERSON

ULRIKE NEUBACHER

GEBOREN 1973 in Tamsweg/Salzburg, wohnt in Kißlegg/Allgäu

AUSBILDUNG ersten Kontakt mit sechs Jahren am Musikschulwerk Stadt Salzburg bis zum Abschluss der Solistenklasse mit Auszeichnung an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stattgart

TÄTIGKEIT Harfenistin bei verschiedenen Orchester und Ensembles im In und Ausland, etwa beim SOV und ensemble plus.

AUSZEICHNUNGEN Mehrfache Preisträgerin verschiedenster nationaler und internationaler Harfenwettbewerbe