Der Froschkönig geht online

Träume sind Schäume? Nicht bei der genialen Uraufführung im Bregenzer Theater Kosmos.
Bregenz Wenn es ganz leise „plopp“ macht, dann ist gerade eine Seifenblase geplatzt. Mit diesem Moment spielt das Ensemble unpop im Bregenzer Theater Kosmos. Der Name – „Fairycoin“ – ist dabei Programm. Der Verweis auf das „Fairyland“ (also das Land der Märchen), könnte nicht dicker unterstrichen werden. Und dann dekonstruiert Natalie Baudy, ihres Zeichens Autorin des Stücks, dieses Schlaraffenland auf so heimtückisch-sympathische Art, dass man dem Stück, seinen Darstellerinnen und Darstellern und überhaupt der gesamten Umsetzung unglaublich gerne Sternenstaub streut.

Worum aber geht es im Konkreten? Stichwort Bitcoin. Also die Online-Währung, mit der man sehr schnell sehr reich werden kann. An diesem Punkt setzt Natalie Baudy an. Was ist real, was nicht? Was ist nur eine weitere Episode im Märchen vom schnellen Geld und wer sind die Helden, die Frösche oder bösen Hexen in diesem Spiel?

Ja, allen diesen Figuren begegnet man. Scheinbar sind sie auf der Suche nach dem guten Leben für alle. Natürlich stolpern sie dabei über sich selbst. So wird „Fairycoin“ zu einem großen Spieglein, Spieglein an der Wand, in der sich die Welt selbst reflektiert.

Das alles setzt Regisseur Stephan Kasimir klug in Szene. Für die, die Szene, sorgt übrigens Caro Stark in gewohnt hervorragender Weise. Kasimir führt sein Ensemble geschickt. Er lässt seine Figuren vom großen Glück träumen und drückt sie im nächsten Moment im Meer ihrer Gier unter Wasser. Seine Regieführung ist klar und gefinkelt gleichzeitig. Dieser Reigen lässt sich anhand des beachtlichen Ensembles (immerhin nicht weniger als 12 Schauspielerinnen und Schauspieler) fortsetzen.

Julia Loibl, Johannes Gabl, Helga Pedross, Sabine Lorenz, Hubert Dragaschnig, Anwar Kashlan, Barbara Novotny, Caroline Hochfelner, Nurettin Kalfa, Carmen Jahrstorfer, Suat Ünaldi und Diana Kashlan sind in ihren Rollen eben einfach gut. Seien es die skurril hintertriebenen Frösche, der selbstverliebte Kaiser, oder die Glücksritter im Schlepptau der Krypto-Influencerin: Sie spielen toll.

„Fairycoin“ ist ein böses Märchen. Darum ist es umso realer. Ein Happy End gibt es nicht für alle. Definitiv aber für diese Uraufführung des Ensembles unpop im Bregenzer Kosmos Theater, dem man analog kräftigen Beifall spendieren kann.
Veronika Fehle
Fairycoin
„Fairycoin“ ist bis 11. Mai, jeweils 20 Uhr (die Sonntagsvorstellung beginnt um 17 Uhr), im Bregenzer Theater Kosmos zu sehen. Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, eine Pause