Gernot Riedmanns “Ahnentafeln auf Reisen”

Neue Ausstellung im Foyer des vorarlberg museums.
Bregenz Das vorarlberg museum eröffnet am kommenden Freitag um 17 Uhr die beeindruckende Ausstellung „Ahnentafeln auf Reisen“ des Lustenauer Künstlers Gernot Riedmann. Der Eintritt ist bis zum 23. Juni frei.

Riedmann, 1943 in Barcelona geboren, zog im Alter von sieben Jahren nach Lustenau und machte später Karriere als Exportleiter für Stickereien. Auf seinen Reisen entwickelte er eine Leidenschaft für Kunst, insbesondere für afrikanische „Tribal Art“, und begann schließlich selbst kreativ zu arbeiten. Seit den 1990er-Jahren widmet er sich seinem „Großen Ahnenzyklus“, für den er religiöse und mythologische Motive mit der Kettensäge in Holz sägt und diese dann Künstlern aus aller Welt zur weiteren Bearbeitung überlässt.

“Ahnentafeln auf Reisen” präsentiert 65 Holztafeln, die in kreativer Zusammenarbeit von Künstlern aus verschiedenen Kulturen entstanden sind. Diese ungewöhnliche Methode des Kunstschaffens zeigt Riedmanns Verständnis von Kunst als kollektivem und integrativem Prozess. Die Ausstellung unterstreicht den interkulturellen Dialog, der durch Riedmanns Projekt entstanden ist.

Die Künstler, die an den Tafeln mitgearbeitet haben, kommen aus unterschiedlichen Kulturen und bringen ihre einzigartigen Perspektiven und künstlerischen Stile ein. Das Ergebnis ist eine vielfältige und reiche Sammlung von Werken, die sowohl individuelle Kreativität als auch kollektive künstlerische Synergien zeigen.

Zwei Tafeln der Ausstellung sollen beispielhaft die Vielfalt von Riedmanns Projekt verdeutlichen: Herbert Albrechts Beitrag zur Ausstellung ist tief in der Tradition der Aborigines verwurzelt, die für ihre langen Wanderungen bekannt sind, auf denen sie intuitiv die Grenzen zu benachbarten Stämmen wahrnehmen. Inspiriert von dieser tiefen Verbundenheit mit der Natur und ihren subtilen Übergängen schuf Albrecht die Tafel “Des Wanders Ende”. Dieses Werk ist eine Hommage an seinen tragisch verstorbenen Sohn und veranschaulicht den Lebensweg als eine Reise, die abrupt endet. Albrecht brennt in der Technik der Brandmalerei Streifen in die Holztafel, die symbolisch den Lebensweg seines Sohnes darstellen. Ergänzt wird das Werk durch eine kleine Bronzetafel, die den Sohn nach einem tödlichen Bergunfall zeigt. Albrechts Kunst verbindet persönlichen Verlust mit universellen Themen von Leben und Tod und bereichert so Riedmanns Ahnenzyklus um eine kraftvolle, emotional aufgeladene Geschichte.

Der gambische Künstler Momodou Ceesay bringt eine lebendige und farbenfrohe Perspektive in die Ausstellung. Sein Gemälde, das der Vorarlberger Abdou Jallow vermittelt hat, zeigt ein nächtliches Fest unter dem afrikanischen Sternenhimmel. Ceesay malte den leuchtenden Sternenhimmel, der die afrikanische Nacht zum Leben erweckt, auf ein handgewebtes Tuch, das als Wickeltuch dient. Diese Darstellung reflektiert nicht nur die kulturellen Praktiken, sondern auch die Lebensfreude afrikanischer Gemeinschaften, in denen Musik und Tanz bis tief in die Nacht andauern. Ceesays Arbeit verbindet Riedmanns Thema der Ahnen mit der zeitgenössischen afrikanischen Kultur und fügt eine Dimension der globalen Verbundenheit hinzu.

Die Tafeln in Riedmanns Ausstellung sind Zeugnisse eines lebenslangen Prozesses des Entdeckens, Lernens und Austauschens. Jede Tafel trägt die Handschrift ihres ursprünglichen Schöpfers und die Spuren der Künstler, die sie weiterentwickelt haben. Diese Vielschichtigkeit und die Geschichte, die in jedem Stück steckt, machen die Ausstellung zu einem faszinierenden Erlebnis für Kunstliebhaber und Kulturinteressierte.
Gernot Riedmann – Ahnentafeln auf Reisen
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Kathrin Dünser,
Wolfgang Hermann und Hanno Loewy.
Begleitprogramm
Donnerstag, 2. Mai, 18 Uhr
Gernot Riedmann und Kuratorin Kathrin Dünser geben einen Einblick in
die Entstehung der aktuellen Ausstellung im Atrium.
Donnerstag, 23. Mai, 18 Uhr
Kathrin Dünser spricht mit der Kuratorin und spirituellen Heilarbeiterin
Isabella Marte über die Bedeutung traditioneller Ahnenkulte in
schamanischen und animistischen Kulturen.
Donnerstag, 23. Mai, 19 Uhr
Präsentation Ausstellungskatalog Gernot Riedmann. Ahnenzyklus auf Reisen
mit einem Künstlergespräch
Donnerstag, 20. Juni, 18 Uhr
Gernot Riedmann spricht mit der Schriftstellerin Monika Helfer über die
Bedeutung der Ahnen in ihrem Werk.