Bergen Philharmonic und Edward Gardner setzen glanzvollen Saisonabschluss

Bregenzer Meisterkonzerte mit Dukas, Mendelssohn Bartholdy und Dvořák.
Am vergangenen Samstagabend fand im Bregenzer Festspielhaus das letzte Meisterkonzert der Saison mit dem Bergen Philharmonic Orchestra unter der Leitung des britischen Dirigenten Edward Gardner statt. Dass die norwegische Stadt mit Bergens Tidende und Bergensavisen nicht nur über großartige Zeitungen, sondern auch über ein ebenso großartiges Orchester verfügt, und das bei einer Einwohnerzahl von knapp 300.000, davon konnten sich die Besucher des abschließenden Bregenzer Meisterkonzerts am Samstagabend überzeugen.

Das Konzert begann mit “Der Zauberlehrling” von Paul Dukas, einem musikalischen Scherzo nach der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Die Komposition ist bekannt für ihre lebendige und bildhafte Musik, die das erzählerische Element der Vorlage meisterhaft in Töne fasst. Unter Gardners Leitung gelang es dem Orchester, die dramatische Geschichte des Zauberlehrlings, der mit Kräften spielt, die er noch nicht beherrscht, mit großer Intensität und Dynamik zu erzählen. Die musikalischen Phrasen wurden präzise, die Crescendi kraftvoll und die ruhigeren Passagen mit großer Sensibilität gespielt.

Danach folgte das Violinkonzert in e-moll, op. 64, von Felix Mendelssohn Bartholdy, interpretiert von der herausragenden deutschen Geigerin Veronika Eberle. Dieses Konzert ist eines der berühmtesten Werke Mendelssohns und verlangt vom Solisten neben technischer Brillanz auch ein tiefes musikalisches Einfühlungsvermögen, das Eberle mit Bravour bewies.

Ihre Interpretation zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Klarheit aus. Eberle spielte die anspruchsvollen Passagen mit einer Leichtigkeit und Präzision, die von hohem Können und intensiver Auseinandersetzung mit dem Werk zeugten. Sie spielte fast während des gesamten Konzerts mit geschlossenen Augen, was ihre Verbundenheit mit der Musik unterstrich.

Den Schlussakt des Meisterkonzerts im Bregenzer Festspielhaus krönte Antonín Dvořáks “Symphonie Nr. 9 in e-moll”, besser bekannt als “Aus der Neuen Welt”. Unter der Leitung von Edward Gardner bot das Bergen Philharmonic Orchestra eine beispiellose Interpretation dieser ikonischen Symphonie, die für ihren kompositorischen Umfang und ihre musikalische Bildhaftigkeit berühmt ist.
Das erste Thema des vierten Satzes, Allegro con fuoco, begann mit einer gewaltigen Energie, die kraftvollen, markanten Bläserakkorde und die dynamischen Streicherpassagen brachten das visionäre Element von Dvořáks Komposition voll zur Geltung. Gardner leitete das Orchester mit klarer Vision und navigierte geschickt durch die komplexen rhythmischen Strukturen und melodischen Übergänge. Die lyrischen Soli der Holzbläser schufen eine sanfte, fast träumerische Atmosphäre, die durch die tieferen, resonanten Klänge der Streicher und Bläser kontrastiert wurde.
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Der Schlussakkord des vierten Satzes war ein kraftvoller Abschluss des Abends, ein musikalischer Höhepunkt, der das Publikum zu anhaltendem Applaus hinriss. Die Aufführung war nicht nur ein Zeugnis der Fähigkeiten des Orchesters, sondern auch eine Demonstration der universellen Anziehungskraft von Dvořáks Musik, die über kulturelle und zeitliche Grenzen hinweg erklingt.
Edward Gardner, der das Orchester seit 2020 leitet, hat einmal mehr sein Können und seine Vielseitigkeit als Dirigent unter Beweis gestellt. Sein Dirigat war geprägt von einem tiefen Verständnis der Werke und einem großen Einfühlungsvermögen für die Musikerinnen und Musiker. Gardner gelang es, das Beste aus dem Orchester herauszuholen und eine Symbiose zwischen Solistin und Ensemble zu schaffen, die in jedem Takt spürbar war. Die Kommunikation zwischen ihm und Eberle schien mühelos, was in den dialogischen Passagen des Violinkonzerts zu einem besonders reichen musikalischen Erlebnis führte.