Schubertiade Hohenems 2024 eröffnet

Kultur / 28.04.2024 • 14:16 Uhr
Schubertiade
Die Schubertiade startete am Samstag in die neue Saison 2024. Schubertiade

Filippo Gorini begeistert mit meisterhaften Schubert- und Beethoven-Interpretationen.

Hohenems Die Schubertiade, seit Jahrzehnten das weltweit bedeutendste Festival zur Pflege und Aufführung der Werke Franz Schuberts, eröffnete am vergangenen Wochenende ihre Saison 2024. Bis zum 1. Mai treffen sich Künstler und Musikliebhaber im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems, um ein Programm zu erleben, das in seiner Qualität seinesgleichen sucht.
Den Auftakt bildete ein Klavierkonzert, das von der Virtuosität des italienischen Pianisten Filippo Gorini geprägt war. Der junge Künstler, 1995 in Bergamo geboren, beeindruckte mit einem Programm, das sowohl technische Meisterschaft als auch tiefes musikalisches Verständnis verlangte.

Schubertiade
Den Auftakt bildete ein Klavierkonzert des italienischen Pianisten Filippo Gorini. Schubertiade

Der Nachmittag begann mit Ludwig van Beethovens Sonate in E-Dur, op. 109, einem Spätwerk des Komponisten, das eine reiche musikalische Landschaft zeichnet. Gorinis Interpretation war durchdrungen von einer sensiblen Dynamik und einer Präzision, die Beethovens introspektiven Melodien und komplexen harmonischen Strukturen gerecht wurde. Besonders bemerkenswert war, wie er das anspruchsvolle Finale, eine Reihe von Variationen, meisterte.
Es folgte Franz Schuberts Sonate in A-Dur, D 664, ein Werk, das für seine lyrische Einfachheit und Klarheit bekannt ist. Hier zeigte Gorini eine außergewöhnliche Fähigkeit, Schuberts melodische Linien zum Singen zu bringen und dabei eine subtile Balance zwischen Melodie und Begleitung zu halten.

Schubertiade
Die Schubertiade ist nicht nur ein Musikfestival, sondern eine Kulturinstitution. Schubertiade

Nach der Pause stand Schuberts Sonate in c-Moll, D 958, auf dem Programm, eine der letzten Kompositionen des österreichischen Meisters von geradezu schicksalhafter Qualität. Gorini navigierte durch die dramatischen Kontraste des Stücks mit großem Verständnis für Schuberts Spätwerk, das von dunklen, tragischen Elementen durchzogen ist. Seine Fähigkeit, von kraftvollen, fast orchestralen Ausbrüchen zu zarten, flüsternden Passagen überzugehen, war atemberaubend. Filippo Gorinis musikalisches Talent und seine reife Interpretation erfüllten nicht nur die technischen Anforderungen der Werke, sondern loteten auch ihre emotionalen und philosophischen Tiefen aus. Die Reaktion des Publikums – minutenlanger Applaus, Trampeln und Bravo-Rufe – spiegelte die Wirkung seiner Darbietung wider. Gorini, der alle Stücke auswendig spielte, zeigte seine Fähigkeit, sich in den Dienst der Musik zu stellen, und eine leidenschaftliche Hingabe, die in jedem Takt zum Ausdruck kam.

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Die Schubertiade ist nicht nur ein Musikfestival, sondern eine Kulturinstitution, die es versteht, Schuberts Werke in den Kontext seiner Zeitgenossen wie Beethoven zu stellen und Brücken zu modernen Interpretationen und Auffassungen zu schlagen. Dies wird auch in den kommenden Tagen deutlich, wenn das Festival eine Vielzahl von Konzerten bietet, die von Kammermusik über Liederabende bis hin zu weiteren Klavierabenden reichen.
Am Montag steht um 16 Uhr ein Kammerkonzert mit dem Minetti Quartett und Nils Mönkemeyer auf dem Programm, das Streicherklänge vom Feinsten verspricht. Um 20 Uhr folgt ein Liederabend mit David Steffens und Ammiel Bushakevitz, die durch tiefgründige musikalische Erzählungen führen.
Ein weiteres Klavierkonzert gibt Adam Laloum am Dienstag um 16 Uhr. Den Abschluss bildet ein Liederabend mit Mauro Peter und Helmut Deutsch, die bekannte und weniger bekannte Lieder von Schubert und seinen Zeitgenossen interpretieren. Der Feiertag am 1. Mai beginnt mit einem Kammerkonzert des Schumann Quartetts und Alexey Stadler und endet mit einem Liederabend von André Schuen und Daniel Heide, die beide die Vielfalt und Tiefe der Kammermusik und des Liedgesangs unterstreichen.