„Das Werk ist unglaublich emotional, wunderschön und gleichzeitig sehr hart”

Welturaufführung des Stücks „Igor Levit // Richard Siegal 36 Piano Variations on The People United Will never Be Defeated“.
Bregenz Im Rahmen des Bregenzer Frühling wird am 18. Mai um 20 Uhr im Festspielhaus die Welturaufführung des Stücks „Igor Levit // Richard Siegal 36 Piano Variations on The People United Will never Be Defeated“ geboten. Die Idee, zwei Große ihres Fachs, nämlich einen der größten Pianisten der Gegenwart, Igor Levit, und den Starchoreografen Richard Siegal für ein gemeinsames Projekt zusammenzuspannen, entsprang dem Kopf der Intendantin des Bregenzer Frühlings, Judith Reichart.

Warum haben Sie gerade dieses Stück „People United“ des Komponisten Frederic Rzewski für die Uraufführung beim Bregenzer Frühling mit Richard Siegals Ballet of Difference im Festspielhaus ausgesucht. Im Vorfeld war ja einmal die Rede von der Passacaglia von Ronald Stevenson?
Das ist einfach aus einem Gespräch, das Richard Siegal und ich geführt haben, entstanden. Wenn es um Programme geht, passiert es ja häufig, dass man beim Punkt A anfängt und dann doch beim Punkt B endet, und man freut sich dann um so mehr über Punkt B, ist aber trotzdem dankbar, dass es einen Punkt A gab; so war‘s auch bei uns. Wir haben so viel über Menschen gesprochen, über menschliche Interaktionen, Gefühle und Geschichten, dass wir schließlich zu der Erkenntnis kamen, dass dieser Titel unserer Idee noch näherkam, als die Passacaglia, eben weil es ein so direkt kommunizierendes Werk ist. Und so entstand bei beiden das dringende und schöne Gefühl, dass „People United“ die richtige Wahl ist. Wir sind beide sehr glücklich und wir freuen uns sehr darüber, dass es endlich nächste Woche stattfindet. Wir können es kaum mehr erwarten.
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Könnte dieses Stück auch als Gegenentwurf zur derzeitigen politischen Lage bzw. Situation in Europa gesehen werden?
Das ist ihre Entscheidung, die sie jetzt hören. Ich werde ihnen nicht zu diesem und zu keinem Stück eine Geschichte vorgeben, das entspricht nicht meiner Herangehensweise. Ein Werk Musik kann sehr viel, beinahe alles, hat aber keinerlei Selbstverpflichtung. Wenn Sie und wir da etwas hinein hören, hineinlesen, oder hineininterpretieren, was für sie mit dieser Zeit zu tun hat, dann ist das ihre Wahrheit und die wird richtig sein. Dieses Werk ist unglaublich stark, sehr emotional, sehr gemeinschaftlich, wunderschön und gleichzeitig sehr hart, wie eine große romanhafte Erzählung. Niemals würde ich das wollen, dass ich ihnen eine Interpretation darüber geben würde.
Wie war Ihre persönliche Beziehung zum Komponisten Frederic Rzewski?
Frederic war mein Freund. Er war ein ungeheuer wichtiger Mensch in meinem Leben. Er hat mich begleitet und bestärkt, sowohl politisch, aber vor allen Dingen auch künstlerisch. Er war ein komplizierter Mensch, er war wahnsinnig anstrengend, aber er war ein mir sehr vertrauter Mensch und ich habe noch vor einigen Tagen in London in der Wigmore Hall gespielt, wo ich mehrere seiner Werke aufgeführt habe und musste feststellen, wie sehr er mir fehlt.
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Wie war denn der erste Kontakt zu ihm?
Ich habe ihm im zarten Alter von 17 Jahren gemailt, seine Mailadresse rausgefunden und gefragt, ob er mir ein Stück schreibt. Das war’s, ganz einfach, gerade heraus. Da hat er mir geantwortet, da musst du etwas Geld auftreiben und dann mache ich das. So begann eine wunderbare Freundschaft, diebeinahe 14 Jahre dauerte. Ich habe das Geld aufgetrieben und dann hat er ein Stück geschrieben und so entstand der zweite Band der sogenannten Nanosonaten Typus.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen dem Choreografen Richard Siegal und ihnen?
Die Zusammenarbeit ist vor allem ein Austausch und ein Gespräch. Wir bewegen uns auf einer Wellenlänge und reden oft miteinander und dann wird man, wie bei einer schönen Probe eines großen musikalischen Werkes sehen, wo man loslegt.
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Wir sind schon sehr gespannt, was da auf uns zukommt. Können Sie uns jetzt schon versichern, dass dies ein tolle Geschichte sein wird?
Wie mein Freund Michel Friedman sagen würde: „Aber ja!“. Ich freue mich schon sehr darauf. Also einfach kommen, sehen und hören, es wird großartig.
Thomas Schiretz