Zürichs Triumph: Ein einzigartiges Wagner-Erlebnis am Opernhaus

Kultur / 12.05.2024 • 15:22 Uhr
Ring
In der vergangenen Woche wurde Wagners monumentaler Zyklus innerhalb weniger Tage zur Gänze zur Aufführung gebracht. MONIKA RITTERSHAUS

Alle Teile des “Ring des Nibelungen” innerhalb einer Woche.

Zürich Am Opernhaus Zürich ist in den vergangenen zwei Jahren ein neuer «Ring des Nibelungen» geschmiedet worden. Und in der vergangenen Woche wurde Wagners monumentaler Zyklus innerhalb weniger Tage komplett aufgeführt – ein außerhalb von Festspielen wie in Bayreuth oder Erl seltenes und intensives Erlebnis für alle Beteiligten. Dies entsprach Wagners ursprünglicher Konzeption des Werkes, das er als ein zusammenhängendes Gesamtkunstwerk verstand, dessen einzelne Teile in rascher Folge aufgeführt werden sollten.

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Wagner verstand den “Ring” als einheitliches Werk, in dem Themen und Musikmotive eng miteinander verknüpft sind. MONIKA RITTERSHAUS

Richard Wagner hatte bestimmte Gründe, die Teile seines “Ring”-Zyklus – “Das Rheingold”, “Die Walküre”, “Siegfried” und “Götterdämmerung” – unmittelbar nacheinander aufzuführen. Er betrachtete den “Ring” als ein einheitliches Werk, in dem die thematischen und musikalischen Motive eng miteinander verwoben sind. Durch die aufeinanderfolgenden Aufführungen sollte das Publikum die Entwicklung der Personen und die Entfaltung der Handlung nahtlos miterleben und so eine tiefere emotionale und intellektuelle Bindung zum Werk aufbauen.
Zürich spielte bei der Entstehung des “Ring des Nibelungen” übrigens eine entscheidende Rolle.

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In der Schweizer Stadt lebte Wagner von 1849 bis 1858 im Exil, nachdem er Dresden wegen seiner Beteiligung an der Revolution von 1849 verlassen musste. In dieser Zeit begann er intensiv an dem Zyklus zu arbeiten, der den künstlerischen und ideologischen Anspruch seiner revolutionären Ideen widerspiegeln sollte. Zürich bot ihm nicht nur Zuflucht, sondern auch ein kulturell anregendes Umfeld, in dem er seine visionären Ideen verwirklichen konnte.

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Die Aufführung des “Ring” innerhalb weniger Tage stellt für die beteiligten Sänger eine enorme Herausforderung dar, Partien wie Brünnhilde und Siegfried erfordern ein außerordentliches stimmliches Durchhaltevermögen und technisches Können, da sie nicht nur äußerst anspruchsvoll sind, sondern auch über weite Strecken eine intensive emotionale Gestaltung erfordern. Die kurze Aufführungsfolge lässt den Sängern wenig Zeit zur Erholung, was die Rollen physisch und psychisch besonders anspruchsvoll macht.

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Andreas Homoki konzentrierte sich in seiner Inszenierung auf die Dynamik zwischen den Figuren, wie so oft bei dem deutschen Regisseur stand die klare Charakterzeichnung der Menschen im Mittelpunkt. Für ihn ist das Stück eine Tragödie, in der eine zum Scheitern verurteilte Liebe die Chance hätte, alles zum Guten zu wenden. Dass Brünnhilde und Siegfried in der “Götterdämmerung” schließlich durch bösartige Machtintrigen voneinander getrennt werden, ist die personifizierte Symbolik für den Untergang der ganzen Welt.

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Einzelne Künstler aus dem hervorragenden Ensemble hervorzuheben, ist schwierig und mag etwas ungerecht erscheinen. Aber Klaus Florian Vogt verdient eine besondere Erwähnung für seine darstellerische und stimmliche Glanzleistung als Siegfried, bei der jedes Wort verständlich blieb. Tomasz Konieczny beeindruckte als Wotan nicht nur durch seine imposante Bühnenpräsenz, sondern vor allem durch seine gewaltige Stimme, die die Figur des Göttervaters mit unglaublicher Kraft zum Leben erweckte. Camilla Nylund, den Vorarlberger Musikfreunden vom Lech Classic Festival bestens bekannt, brillierte als Brünnhilde mit einer schier unverfassbaren Leistung. Nicht zu vergessen der Dirigent Gianandrea Noseda und die Philharmonia Zürich, die mit ihrer hervorragenden musikalischen Umsetzung das Publikum begeisterten.

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Die großartigen Camilla Nylund und Klaus Florian Vogt. monika rittershaus

Für alle, die nicht das Glück hatten, Karten für den Zürcher Ring” zu ergattern, gibt es trotzdem die Möglichkeit, die Aufführung live mitzuerleben. Am 18., 20., 24. und 26. Mai werden die Aufführungen live auf der Website des Opernhauses übertragen und stehen danach einen Monat lang kostenlos online zur Verfügung.