Ein Spiel der Raster und Linien

Christian Eder zeigt seine neuesten Werke im Bildraum Bodensee
Bregenz Der in Bregenz geborene und zwischen seiner Heimatstadt, Wien und Illmitz pendelnde Künstler hat in den letzten zwei Jahren sein künstlerisches Oeuvre kontinuierlich weiterentwickelt und von der Fläche hin zum Raum erweitert.

Natürlich erinnern Eders Werke an die Großen der Op-Art, unwillkürlich hat man Arbeiten von Victor Vasarely oder die der britische Malerin Bridget Riley vor Augen. Auch er arbeitet mit Gradienten, graduellen Änderungen der Farbe sowie Variationen des Farbtons, aber was Eder wiederum von diesen unterscheidet, ist sein Umgang mit den Objekten seiner Begierde: „Meine Objekte werden nicht ummantelt oder verkleidet, die Konstruktion als solches muss sichtbar bleiben, von ihr lässt sich Denken und die Vorgangsweise für weitere Vorhaben ableiten“, meint Eder speziell zu seinen „Raumkörpern“, die größtenteils aus Holz bestehen, Holzspanten, Sperrholz.

Ellipsoide, oval, mandelförmig, die wie Findlinge im Raum stehen, einmal zu einer Gruppe über- und nebeneinander angeordnet, ein anderes Mal als Einzelobjekt in der Ecke des Raums stehend. Eder hat schon vor einiger Zeit den Schritt vom zweidimensionalen Tafelbild zur dreidimensionalen Plastik gewagt und Konstrukte, sogenannte „Raumkörper“ entwickelt, die u. a. an das skelettartige Gerüst eines Zeppelins denken lassen. Seine Arbeiten changieren zwischen Konkreter- und Optischer Kunst, jene beiden Kunstrichtungen, die schon in den 1920er-Jahren bzw. in den 1960er-Jahren state of the art waren.

Ein pulsierendes Universum
Im Hauptraum sind die Farben Schwarz/Weiß vorherrschend, denn die „Circles“ zielen unmittelbar auf deren Wahrnehmung ab. Sie laden zum Experimentieren mit dem Auge aus unterschiedlichen Blickwinkeln ein. Eders Spiel mit Formen und Farben ist gekonnt, niemals einseitig, oder langweilig. Er versteht es, mit wenigen, aber akkurat gesetzten Linien ein „atmendes, pulsierendes“ Universum zu erzeugen, das bei längerer Betrachtung zu oszillieren anfängt. Der ästhetische Reiz liegt auch in den zeichnerischen Überlagerungen der Frequenzen, verbildlichten Schwingungen, als ob Eder mit einem Taktstock diese Linien und Formen passend zu dirigieren scheint, gleichsam eines Physikers, der den Herzschlag von Atomen untersucht und ihnen damit die genaueste Ungenauigkeit vorgibt. In einem anderen Raum ist eine graublaue Farbe künstlerisches Stilmittel.

Die 5-teilige, modulare Wandinstallation „Transmission“ (2022-2024) besteht aus kreisförmigen, variablen Einzelelementen, welche durch ein Gummiband zusammengehalten bzw. umgrenzt wird. Das Band kann sowohl als Objektabgrenzung als auch als imaginärer „Antriebs- bzw. Transmissionsriemen“ interpretiert werden. Fontal betrachtet präsentiert es sich zweidimensional und erinnert an Objekte von Alexander Calder. Eder: „Das Spiel zwischen Fläche und Raum und der Farbe kann beginnen.“ Eder, Komponist und Dirigent in einer Person, ist ein Meister der Irritation, des Ornamentalen, der Raster und der Liniensysteme. Seine Bildgefüge sind geometrisch wie auch farblich minutiös aufgebaut und dienen dazu den Bildraum zu beschreiben.
Thomas Schiretz
Christian Eder Linie – Kreis – Bewegung
Christian Eder Linie – Kreis – Bewegung
bis 15. Juni
www.bildraum.bildrecht.at