Verschlungenes trifft auf Geordnetes

Kultur / 23.05.2024 • 13:42 Uhr
Birgit Pleschberger
Für die beiden Künstlerinnen stellt die Zeichnung den Ausgangspunkt für ihre Arbeit dar. thomas schiretz

Birgit Pleschberger und Sabine Stauss-Wouk stellen in der Villa Claudia aus

Feldkirch Beiden, sowohl Birgit Pleschberger, geboren 1978 in Kärnten, als auch Sabine Stauss-Wouk, geboren 1970 in Bezau, ist die Zeichnung Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeiten. Während aber Pleschberger sie nahezu in extenso aus- und weiterführt, wird sie bei Stauss-Wouk zur Malerei, einer Altmeisterlichen, mit Grundierung, Lasur, mehreren Farbaufträgen übereinander, feinste Nuancen und Farbübergänge. Das gilt vor allem für ihre jüngsten Arbeiten, großformatige „Wiesenstücke“ in der Art eines Albrecht Dürer („Das große Rasenstück“ von 1503), der sein Werk allerdings in Aquarell ausführte, während Stauss-Wouk Öl auf Leinwand verwendet.

Birgit Pleschberger
Birgit Pleschberger und Sabine Stauss-Wouk stellen in der Villa Claudia aus. thomas schiretz

Gemeinsam ist beiden der Kontrapost, jenes Gestaltungsmittel, das mit Gegensätzen spielt. Feine, ausdünnende Grashalme im Wechselspiel mit Blumen, Maya-Masken, gelben Narzissen und blauen Kornblumen. Sie sind nicht zu orten, sie scheinen vor dem Hintergrund zu schweben, einem neutralen Hintergrund. Ebenso wie ihre „Hachas“, die geheimnisvollen Masken der Maya-Kultur, ob aus Jade, Stein oder Holz.

Birgit Pleschberger
Birgit Pleschberger Life Lines ∞, 2017, 100 x 280 cm. thomas schiretz

Der genaue Verwendungszweck dieser Masken liegt bis heute im Dunkeln, manche sehen darin eine Art Ahnenkult, aber auch bei den bei den Maya so beliebten Ballspielen sollen sie zum Einsatz gekommen sein. Die Intuition, oder der „Zufall“ („es fielt ihr zu“) hat Regie geführt und von 2020 bis 2023 hat sich Stauss-Wouk mit diesen axtförmigen Köpfen beschäftigt. „Ich habe die Köpfe in Raster übertragen und mir die Größenverhältnisse genau angesehen … dabei habe ich entdeckt, dass die Formen eine Vielzahl von geometrischen Figuren wie Kreis, Fibonacci-Spirale und Goldener Schnitt enthalten, sie basieren auf Gesetzmäßigkeiten“, so Stauss-Wouk.

Birgit Pleschberger
Birgit Pleschberger Lichtbild Schweben, 2018 Nero auf Papier, 100 x 70 cm. thomas schiretz

Sie stilisiert ihre Masken in bestechender Form, sie sind figurativ und dennoch abstrakt; sie geht in ihren Arbeiten immer von einem Punkt aus, setzt ein leuchtendes Zinnoberrot gegen ein Kobaltblau und überträgt jahrtausendealte „Ikonen“ in die Jetztzeit. Ein gewaltiges, farbenprächtiges Bilderepos.


Birgit Pleschbergers „Life lines“ sind komplexe, ineinander verschlungene Gebilde, unglaublich filigrane Linien von Cut Outs, die von Hand mit einem Cutter aus einem einzigen Blatt Papier geschnitten werden. Teilweise sind in die „Labyrinthe“ kaum erkennbare Sätze und Wörter wie „somewhere we are lovers“ oder „sleep“ eingewoben. Sie erinnern in ihrer Form an die islamische Shahada-Kalligraphie. Darin ist Pleschberger eine Meisterin. Aber auch die Zeichnung spielt in Pleschbergers Werk eine zentrale Rolle, „Seelenvögel“ (2018) oder auch „Zeitensegler“ (2027-2024) zeugen von ihrem technischen Können.

Minutiös und präzise in der Ausführung, messerscharf. Eine Besonderheit sind ihre „Faltungen“, die auf alten Zeichnungen basieren und durch Falten und Schneiden eine neue Form erhalten: „Der Tag des Falken“ (nach dem Film „Ladyhawke“ von Richard Donner, 1985) oder auch „End of Enterprise II“, eine Hommage an alle Trekkie-Fans.

Sie zeigen und verhüllen Geschichten und Darstellungen und vereinen Vergangenes und Gegenwärtiges zu einem neuen Motiv, die Titel sind Programm. Auch hier wieder die Übertragung in die Jetztzeit. Die Ausstellung ist sehr übersichtlich und „leicht“ gehängt, ein Augenschmaus. Den künstlerischen Arbeiten von Birgit Pleschberger und Sabine Stauss-Wouk ist mehreres gemeinsam, die Komplexität, die Energetik sowie das Mystische und vor allem die meisterhafte Ausführung.

Thomas Schiretz

ENDLOS

Birgit Pleschberger

Sabine Stauss-Wouk

Villa Claudia

Eröffnung: 23.5.2024, 19.00 Uhr

bis 16.6.2024

www.kunstvorarlberg.at