
“Wish you were gay”-Billboards in Bregenz wurden Zielscheibe von Vandalismus
Die KUB-Installation der Künstlerin Anne Imhof polarisierte bereits im Vorfeld. Nun wurden sie zur Zielscheibe von Vandalismus. Ein VN-Lokalaugenschein zeigt, welche Emotionen die zerstörten Plakate auslösen.
Bregenz An den Billboards entlang der Seestraße prangt nur noch ein fragmentierter Schriftzug: „Wish you were…“ Die roten und blauen Buchstaben, die ursprünglich „Wish you were gay“ formten, wurden in der Nacht auf Dienstag mit roher Gewalt zerstört. Die Botschaft der deutschen Künstlerin Anne Imhof, die im Rahmen ihrer Ausstellung im Kunsthaus Bregenz (KUB) seit Juni präsentiert wird, ist nicht mehr zu erkennen. Die Kunstwerke sorgten bereits im Vorfeld für Gesprächsstoff.




Emanuel Wiehl von CSD Pride zeigt sich besorgt über das Ausmaß der Aggression gegen queere und homosexuelle Menschen in Vorarlberg. „Es ist interessant zu beobachten, was das Wort ‘gay’, das hier aus dem Kunstwerk herausgeschnitten wurde, in der Bevölkerung auslöst. Es gibt ein hohes Gewaltpotenzial in der Bevölkerung und es ist traurig zu sehen, dass sich manche nur durch Gewalt auszudrücken vermögen“, sagt der Dornbirner. „Das ist kein Einzelfall. In Vorarlberg haben wir zerstörte Regenbogenbänke, angezündete Pride-Fahnen und sogar Angriffe auf Personen. Das Thema Gewalt gegen homosexuelle und queere Menschen scheint sehr präsent zu sein.“ Wiehl dokumentiert diese Vorfälle und plant ein Kunstprojekt, um das Ausmaß der Angriffe sichtbar zu machen und in einen gesellschaftlichen Dialog zu treten.
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“Feiger Angriff auf Menschenrechte”
Auch im Kunsthaus Bregenz zeigt man sich schockiert. Es wurde Anzeige bei der Polizei erstattet. „Dies ist ein feiger Angriff auf die Kunst und die Menschenrechte. Homophobie hat in unserer Gesellschaft keinen Platz“, erklärte KUB-Direktor Thomas D. Trummer in einer ersten Stellungnahme. Die Billboards sollen ersetzt werden. “Es ist ein Skandal. Die Plakate werden ersetzt bzw. arbeiten wir an einer Neuauflage”, erklärt Kommunikationsleiterin Martina Feurstein auf VN-Anfrage. Die Künstlerin sei informiert worden.
“Es gibt weniger Respekt”
Klara Hartmann aus Mäder findet den Vandalismus ebenfalls beunruhigend. Sie war zunächst so auf den Parkautomaten konzentriert, dass sie die zerstörte Installation erst gar nicht bemerkte. „Die Welt scheint heute in Richtung Zerstörung zu gehen. Es gibt weniger Respekt vor den Dingen anderer Leute“, meint sie.

Rosmarie Kuttner aus Dornbirn, die gerade mit ihrem Hund Sina beim Hundefriseur war, äußert im Gespräch mit den VN ähnliche Gedanken. „Es ist traurig, dass Menschen Dinge zerstören. In den vergangenen Jahren herrscht ein zunehmend aggressiveres Klima“, sagt sie. Kuttner fragt sich, ob der Klimawandel und die zunehmende Hitze die Menschen überfordert. „Früher war das gesellschaftliche Klima ein ganz anderes, ein besseres. Man hat andere Meinungen noch akzeptiert und konnte diskutieren.“ Die zerstörten Billboards wirken auf sie fast wie ein verstörender Teil der Kunst selbst.

Valentin Fetz, Sprecher des Bregenzer Bürgermeisters Michael Ritsch (SPÖ), machte sich am Dienstagvormittag ein Bild der zerstörten Billboards. „Der Vorfall bestätigt leider genau das, wofür die Ausstellung von Anne Imhof steht – eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wer die Ausstellung gesehen hat, würde die Kunstwerke nicht zerstören.“


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