Eine Bühne für den Nachwuchs und ein riesiger Oktopus

Kultur / 08.08.2024 • 16:09 Uhr
Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
Nach dreijähriger Vorbereitungszeit wird “Hold Your Breath” in der Werkstattbühne aufgeführt. VN/Rhomberg

Bei den Bregenzer Festspielen stehen zum Finale der Saison noch zwei große Premieren auf dem Programm.

Bregenz “Hier sitzt eine sehr glückliche Festspielintendantin”, sagt Elisabeth Sobotka. Obwohl die diesjährige Festspielsaison in zehn Tagen endet, stehen nämlich noch zwei besondere Premieren auf dem Programm. Im Theater am Kornmarkt kommt mit “Der Ehevertrag / Gianni Schicchi” die letzte Produktion des Opernstudios unter der Intendanz von Elisabeth Sobotka zur Aufführung, bevor sie an die Staatsoper nach Berlin wechseln wird. Mit der Einführung des Opernstudios bei den Bregenzer Festspielen hat sich Sobotka laut eigenen Worten ein Traum erfüllt. “Wir haben mit dem Opernstudio große und wichtige Stücke für junge Sängerinnen und Sänger in einem hochprofessionellen Umfeld ermöglicht.” Man wähle Stücke, die die jungen Künstler eine Karriere lang begleiten werden. “Ich bin sehr glücklich, dass das so gut aufgegangen ist”, freut sich Sobotka. Regie führt einmal mehr die Grand Dame des deutschsprachigen Musiktheaters, Brigitte Fassbaender.

Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
Babette Karner im Gespräch mit Intendantin Elisabeth Sobotka und Regisseurin Brigitte Fassbaender.

Fassbaender hat das Stück mit 14 Sängerinnen und Sängern einstudiert. Obwohl zwischen Gioachino Rossinis erster öffentlich aufgeführter Oper “Der Ehevertrag (La cambiale die matrimonio) und Giacomo Puccinis Einakter “Gianni Schicchi” mehr als 100 Jahre liegen, lassen sich die beiden Werke gut verbinden, denn beiden ist das Gespür für ironische Situationskomik und witzige lautmalerische Effekte gemein. Inhaltlich geht es im “Ehevertrag” um einen Vater, der die Heiratsabsichten seiner Tochter lenken möchte, “Gianni Schicchi” (Uraufführung: 1918) dreht sich um den gleichnamigen Erbschleicher. “Mir war es wichtig, dass kein Hochschulcharakter entsteht, sondern ein absolut professionelles Theater auf die Beine gestellt wird”, berichtet Fassbaender über die Vorbereitungszeit. “Alle Sänger haben sehr gut hineingefunden.” Die Herausforderungen für die Sängerinnen und Sänger seien nämlich nicht unbeträchtlich: “Komödie muss man wirklich ganz ernst nehmen, damit das auch komisch wird.” Das menschliche und künstlerische Vertrauen dieser jungen Künstler zu gewinnen, mache ihr keinen Spaß, sondern große Freude.

Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
Einblicke in die Probenarbeit des Opernateliers.
Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
“Hold Your Breath” ist die dritte Produktion des Opernateliers in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz.

In der Bregenzer Werkstattbühne wird im Rahmen des Opernateliers die Oper “Hold Your Breath” unter der Regie von “Altmeister” David Pountney uraufgeführt. Es ist die dritte Produktion des Opernateliers in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz.

Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
In der Werkstattbühne wird im Rahmen des Opernateliers die Oper “Hold Your Breath” unter der Regie von David Pountney uraufgeführt. Die Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

Die Tentakel eines großen Oktopus schlängeln sich durch die gesamte Werkstattbühne und bilden die imposante Kulisse für die Oper, die in einem mehrjährigen Prozess zwischen Komponistin Éna Brennan, Künstler Hugo Canoilas und Regisseur und Librettist Sir David Pountney entstanden ist. Die musikalische Leitung liegt in den Händen der Irin Karen Ni Bhroin, die Choreografie stammt von der Britin Caroline Finn. “Es war immer schon mein Traum, die ganze Werkstattbühne für ein Stück in Beschlag zu nehmen”, verrät der ehemalige Festival-Intendant (2004 bis 2014).

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Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
“Hold Your Breath” ist in einem mehrjährigen Prozess zwischen Komponistin Éna Brennan, Künstler Hugo Canoilas und Regisseur und Librettist Sir David Pountney entstanden ist.

Die Besucher können sich einzeln und in Gruppen frei auf der Werkstattbühne bewegen und das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln aus nächster Nähe verfolgen. “Bei dem Stück geht es nicht darum, einfach dazusitzen und sich unterhalten zu lassen, man kann aktiv ins Geschehen eintauchen.” Musikalisch wird ebenfalls groß aufgetrumpft. Genutzt werden nicht nur klassische Instrumente und elektronische Klänge, wie Komponistin Éna Brennan erklärt: “Wir haben mit einem Unterwassermikrofon Klänge des Bodensees eingefangen und in das Stück integriert.”

Pressetag II der Bregenzer Festspiele, Produktionen Hold Your Breath, Der Ehevertrag und Gianni Schicchi
Daniel Cohen während den Proben mit dem Orchester.


Ein Zeichen für den Nachwuchs

Weitere Höhepunkte der letzten Festivalwoche bilden ein Auftritt von Nikolaus Habjan und das Konzert der Orchesterakademie. Junge Musiker im Alter zwischen 17 und 27 Jahren haben unter der Leitung von Daniel Cohen in einer Woche unter anderem Arnold Schönbergs Kammersymphonie Nr. 1 oder auch ausgewählte Orchesterlieder von Richard Strauss erarbeitet. Im Seestudio heißt es schließlich: “Ich pfeif’ auf die Sobotka”. Puppenspieler, Regisseur und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan lässt gemeinsam mit Ines Schüttenbruber die Intendanz von Elisabeth Sobotka humorvoll Revue passieren.

“Der Ehevertrag/Gianni Schicchi”, Premiere: 12. August, Theater am Kornmarkt

“Hold Your Breath”: 14. und 15. August, Werkstattbühne Bregenz, (ausverkauft).

Konzerte der Orchesterakademie: 11. August; Das Konzert “Ich pfeif’ auf Sobotka” ist bereits ausverkauft.

www.bregenzerfestspiele.at

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Junge Musiker im Alter zwischen 17 und 27 Jahren haben unter der Leitung von Daniel Cohen in einer Woche ausgewählte Orchesterlieder von Richard Strauss erarbeitet.