Alles nur ein Windhauch

Kultur / 22.08.2024 • 14:57 Uhr
Windhauch
Dem Werk des Vorarlberger Künstlers Lothar Aemilian Heinzle ist die neue Ausstellung im Kunstraum Remise in Bludenz gewidmet. andreas marte

Sommerausstellung in der Bludenzer Remise von Lothar Aemilian Heinzle.

Bludenz Die neue Ausstellung im Kunstraum Remise in Bludenz widmet sich dem Werk des Vorarlberger Künstlers Lothar Aemilian Heinzle. Mit seiner Installation „Windhauch“ schafft Heinzle eine faszinierende Verbindung zwischen Kunst, Natur und Philosophie. Das in den letzten zwei Jahren im Bludenzer Grubser Tobel entstandene Werk setzt sich intensiv mit der Vergänglichkeit und der menschlichen Existenz auseinander.

Windhauch
“Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ diente ihm als Inspiration für seine künstlerische Intervention. andreas marte

Heinzles Ausgangspunkt ist das Zitat „Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun. Es gibt nichts Neues unter der Sonne“, das oft König Salomon zugeschrieben wird. Dieses Zitat diente ihm als Inspiration für seine künstlerische Intervention. Er zerlegte den letzten Satz „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ in seine Einzelbuchstaben und verewigte diese auf 30 ausgewählten Steinen, die sich oberhalb des „Windhauch“-Blocks im Grubser Tobel befinden.

Vernissage Windhauch
Zentrales Element der Installation ist ein rund 40 Tonnen schwerer Felsbrocken, der mit der Inschrift „Windhauch“ versehen ist. andreas marte

Diese Steine stehen symbolisch für die Vergänglichkeit, ein zentrales Thema in Heinzles Werk. „Die Welt ist, wie sie ist, und es liegt an jedem Einzelnen, das Beste daraus zu machen“, betont der Künstler, dessen Arbeiten eine intensive Auseinandersetzung mit Zeit und Endlichkeit widerspiegeln.

Windhauch
Der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann, Lothar Aemilian Heinzle, Kurator Lucas Gehrmann und Kulturstadtrat Cenk Dogan. andreas marte

Zentrales Element der Installation ist ein rund 40 Tonnen schwerer Felsbrocken mit der Inschrift „Windhauch“. Dieser massive Stein, der auf einer Böschung kurz vor einem steilen Abhang ruht, vermittelt trotz seiner scheinbaren Stabilität eine gewisse Fragilität – als könnte ihn ein einziger Windstoß aus dem Gleichgewicht bringen. Für Heinzle symbolisiert diese subtile Balance die Zerbrechlichkeit des Lebens, das oft schon durch kleine Auslöser aus den Fugen geraten kann. „Es ist erstaunlich, wie diese riesigen, scheinbar zufällig platzierten Steine eine Welt repräsentieren, die wir kaum begreifen können“, reflektiert Heinzle und betont damit die Bedeutungslosigkeit des Einzelnen im großen Ganzen.

Windhauch

Von den ursprünglich 30 Steinen sind mittlerweile acht verschwunden – ein Phänomen, das Heinzle tief beeindruckt hat. „Diese zum Teil fünf bis acht Tonnen schweren Steine wurden 20 bis 30 Meter weit transportiert und sind dann scheinbar spurlos über den Wasserfall gestürzt“, berichtet er.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Heinzles Arbeit sind die Frottagen, die er von den Steinen und ihrer Umgebung angefertigt hat und die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Diese Technik, bei der die Struktur eines Materials auf Papier übertragen wird, fängt die Textur der Steine ein und verdeutlicht die Naturverbundenheit und Endlichkeit seines Projekts.

Windhauch
“Windhauch”durch meinen Namen tausche ich mein Gesicht gegen die Leichtigkeit des Windes”.

Besonders interessant ist, dass die Bereiche der Steine, auf denen die Buchstaben standen, besonders glatt sind – ein Zeichen dafür, dass auch hier die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat.

Windhauch

Nach Fertigstellung der Frottagen ergänzte Heinzle diese mit handschriftlichen Zitaten, die die strukturierte Oberfläche des Papiers mit den Aussagen des Textes verbinden und so eine Symbiose zwischen Material und Aussage herstellen.
Mit seiner Installation „Windhauch“ gelingt es Lothar Aemilian Heinzle auf eindrucksvolle Weise, die Vergänglichkeit des Lebens zu thematisieren. Seine Arbeit im Grubser Tobel ist nicht nur ein künstlerisches Werk, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Kräften der Natur und der Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz.

Windhauch

Die Ausstellung im Kunstraum Remise bietet dem Besucher die Möglichkeit, in diese faszinierende Welt einzutauchen und die vielschichtigen Bedeutungen von Heinzles Werk zu entdecken.

Alles nur Windhauch

Kunstraum Remise
Ausstellungsdauer: 22. August bis 8. September 2024 | jeweils von Mi-So von 15-18 Uhr