Im Spannungsfeld der Konflikte

Georgia Sagris Ausstellung ‘Case_O. Between Wars’ im Fokus“.
Vaduz Am Donnerstagabend eröffnete das Kunstmuseum Liechtenstein die Ausstellung «Im Kontext der Sammlung: Georgia Sagri. Case_O. Between Wars». Die international anerkannte Künstlerin präsentiert darin ein facettenreiches Werk, das die komplexe Verflechtung persönlicher und kollektiver Kämpfe im Kontext globaler Spannungen beleuchtet.

Sagri, deren Arbeit tief in Performance, Skulptur und sozialem Engagement verwurzelt ist, setzt sich in der Ausstellung mit den Themen Konflikt, Überleben und Transformation auseinander. Sie zeigt, wie innere und äußere Kriege Identitäten, Gesellschaften und Geschichten formen. Die Ausstellung lädt das Publikum dazu ein, sich mit diesen zentralen Fragen durch immersive Erfahrungen, die Geist und Körper vereinen, auseinanderzusetzen.

«Case_O. Between Wars» ist Teil von Sagris aktueller Werkserie «Cases» und folgt auf «Case_L». Während «Case_L» die physiologischen Reaktionen auf Angstzustände und Panikattacken untersuchte – zentrale Themen ihrer Forschungsarbeit IASI (griechisch für „Erholung“) -, konzentriert sich «Case_O» auf die Spuren von Konflikten, Traumata und die Möglichkeit der Regeneration.

Seit mehr als einem Jahrzehnt integriert Sagri die von ihr entwickelte IASI-Methode in ihre Performances und Ausstellungen. Ursprünglich entwickelt, um sich von den physischen und mentalen Strapazen ihrer Langzeitperformances zu erholen, verbindet diese Methode Atemtechniken, Bewegung und Stimmübungen, um Selbstfürsorge und kollektive Heilung zu fördern. «Der Atem ist ein Schlüssel zu Freiheit und Begrenzung», erklärt Sagri. “Er kann uns miteinander und mit uns selbst verbinden, kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden”.
Die Ausstellung setzt Sagris dynamische Praxis in Beziehung zu sechs Nachkriegswerken aus der Sammlung Veronika und Peter Monauni, die als Dauerleihgaben im Kunstmuseum zu sehen sind. Diese Werke entstanden während des Wiederaufbaus in den 1950er Jahren und reflektieren die befreiende Geste als Reaktion auf die Kriegserfahrungen.

Ein zentrales Werk der Ausstellung ist die Skulptur «Dynamis | Soma in orgasm as sex (2017), 2023», die ursprünglich für die documenta 14 konzipiert und nach einer Beschädigung restauriert wurde. Sagri beschreibt den Orgasmus als «strukturelle Methodologie», die tradierte Vorstellungen von Körper, Sexualität und Ökonomie herausfordert. In dieser Arbeit wird der Körper zu einem Ort des Widerstands, der gesellschaftliche Strukturen in Frage stellt.

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Performance «City», die bei der Eröffnung erstmals gezeigt wurde. In Zusammenarbeit mit dem bekannten New Yorker Schauspieler Jim Fletcher präsentierte Sagri eine 40-minütige Doppelperformance, die sich mit Themen wie Resilienz, Krieg und inneren Konflikten auseinandersetzt. Ihr Körper wird dabei zum Medium, das die Zyklen von Zerstörung und Erneuerung durchläuft und das Publikum einlädt, sich mit Fragen von Krieg, Erinnerung und Überleben auseinanderzusetzen.
Im Kontext der Sammlung:
Georgia Sagri: Case_O. Between Wars
20. September 2024 – 9. Februar 2025
Kunstmuseum Liechtenstein, Kunstlichtsaal