Eine Reise durch die Epochen

Saisonauftakt des Symphonieorchesters Vorarlberg.
Bregenz Mit einem abwechslungsreichen Programm mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Béla Bartók und Boris Blacher startet das Symphonieorchester Vorarlberg in die neue Saison. Am 28. September im Montforthaus Feldkirch und am 29. September im Bregenzer Festspielhaus spielt das Orchester erstmals unter der Leitung des deutschen Dirigenten Roland Kluttig. Solist ist Kolja Blacher.

Kolja Blacher interpretiert das Violinkonzert seines Vaters Boris Blacher, der als einer der bedeutendsten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit gilt. In China geboren, führte Blachers Lebensweg über Sibirien, Shanghai und Paris nach Berlin, wo er sich 1922 niederließ und seine Karriere begann. Der Durchbruch gelang ihm 1937, doch während der Nazizeit wurde seine Musik als „entartet“ eingestuft, was ihn in den Untergrund zwang. Nach dem Krieg setzte er seine künstlerische Arbeit erfolgreich fort. Boris Blacher war bekannt für seine stilistische Offenheit – sein Repertoire reichte von Puccini bis zum Jazz. Er betonte, dass ein Komponist vor allem das schreiben solle, was ihm Freude bereite, unabhängig von äußeren Erwartungen.

Blacher, ein international gefragter Geiger, spielt mit namhaften Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig und dem London Symphony Orchestra und war Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Außerdem unterrichtete er an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Bereits 2022 trat er mit dem Symphonieorchester Vorarlberg auf. Das 1948 uraufgeführte Violinkonzert seines Vaters beschreibt Kolja Blacher als „positiv und virtuos“. Es spiegelt Einflüsse des Jazz und der russischen Volksmusik wider, die eng mit der Kindheit seines Vaters verbunden sind. Diese Vielfalt prägt auch das Werk von Béla Bartók, dessen „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ von 1937 ebenfalls auf dem Konzertprogramm steht. Der Komponist und Musikethnologe Bartók war ein leidenschaftlicher Bewahrer volkstümlicher Musiktraditionen. Sein Werk, das bewusst auf Bläser verzichtet, wurde durch Filme wie „Shining“ und „Being John Malkovich“ einem breiten Publikum bekannt.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist Mozarts „Jupiter“-Sinfonie. Sie entstand im Sommer 1788 in nur 16 Tagen und gilt als eines der bedeutendsten Werke der Wiener Klassik. Der Beiname „Jupiter“ stammt vermutlich vom Konzertveranstalter Johann Peter Salomon und bezieht sich auf den mächtigen römischen Hauptgott. Besonders das komplexe und doch leichtfüßige Finale wurde als „Triumph der neuen Tonkunst“ gefeiert und diente Komponisten wie Beethoven und Brahms als Inspirationsquelle. Ob Mozart selbst die Aufführung der Sinfonie erlebt hat, ist bis heute ungeklärt. Der Dirigent Roland Kluttig, der erstmals das Symphonieorchester Vorarlberg leitet, wird für seine künstlerische Vielschichtigkeit geschätzt. Der ehemalige Chefdirigent der Grazer Oper beschreibt die Jupiter”-Symphonie als ein Werk von “erhabener Klarheit”, eine Qualität, die sich auch in den Kompositionen von Boris Blacher und Béla Bartók widerspiegelt. Kluttig ist Erster Gastdirigent und Künstlerischer Berater der Wermland Opera in Schweden und hat zahlreiche internationale Gastdirigate absolviert.
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Das Symphonieorchester Vorarlberg eröffnet seine Saison mit einem anspruchsvollen Programm, das sowohl die historische Komplexität als auch die musikalische Experimentierfreude der Komponisten zum Ausdruck bringt.
1. Abo-Konzert 2024/25
Roland Kluttig: Dirigent
Kolja Blacher: Violine
Samstag, 28. September 2024, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Sonntag, 29. September 2024, 17.00 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Programm:
Béla Bartók: Musik für Saiteninstrumente, Schlagwerk und Celesta
Boris Blacher: Violinkonzert
Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie Nr. 41 „Jupiter“