Kunst an den Rändern der Gesellschaft

Die Ausstellung „Die Grenze“ thematisiert die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft.
Hohenweiler Die Ausstellung „Die Grenze“ im ehemaligen Zollamt in Hohenweiler von Florian Raidt thematisiert die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft. Begleitet von einer eindrucksvollen Soundkulisse von Stefan Eder lädt sie dazu ein, über Themen wie Migration, Flucht und die Widersprüche innerhalb Europas nachzudenken.

Im Zentrum der Ausstellung steht eine aufblasbare Bubble aus Kunststoff, die die provokante Frage stellt: Wie viele Asylsuchende passen in ein Plastikhaus für Kindergeburtstage? Die Antwort bleibt offen, aber die Botschaft ist klar: Flüchtlinge werden in Europa oft nur als Spielball der Politik betrachtet. Die Blase symbolisiert das physische und psychische Gefängnis, in dem sich viele Flüchtlinge befinden, und die gleichgültige Abschottung der europäischen Gesellschaft.

Raidts Fotografien von Gugelhupf und Götterspeise in „giftigen“ Farben verweisen auf die Wohlstandsblase des Westens und verdeutlichen den Kontrast zwischen dem Leben der Flüchtlinge und der europäischen Komfortzone. Seine Arbeiten erinnern an Künstler wie Pamela Rosenkranz, die die Grenzen zwischen Menschen, Natur und Künstlichkeit hinterfragen. Rosenkranz verwendet synthetische Materialien, um den menschlichen Körper zu imitieren und die Grenzen unseres Verständnisses von Natur und Technologie aufzuzeigen. Ihre Arbeiten provozieren ein Nachdenken darüber, wie “echt” das ist, was wir als natürlich empfinden.

Parallelen zu Bill Viola sind auch in “Die Grenze” zu erkennen. Viola, ein Pionier der Videokunst, thematisiert existenzielle Fragen wie Geburt, Tod und Verwandlung. Seine Arbeiten wie The Raft (2004) zeigen Menschen in Extremsituationen, die Emotionen intensiv erleben. In Raidts Installation wird die Blase nicht als Rückzugsort, sondern als Ort des Überlebens dargestellt.

Das Sounddesign von Stefan Eder verstärkt das beklemmende Gefühl der Ausstellung und fordert die Besucher physisch und psychisch heraus. Im Gegensatz zur oft distanzierten Berichterstattung zwingt Die Grenze dazu, den Blick nicht von den Schicksalen der Flüchtlinge abzuwenden. Der Besucher muss sich intensiver mit den Geschichten dieser Menschen auseinandersetzen.

Die geografische Nähe der Galerie zu der realen Grenze verleiht der Ausstellung eine zusätzliche Bedeutung. Grenzen werden hier nicht nur als physische Linien auf der Landkarte dargestellt, sondern als soziale und politische Konstrukte, die Menschen voneinander trennen. Sie verhindern Chancen und beeinflussen das Leben von Millionen von Menschen.

Die Grenze ist mehr als eine Ausstellung über Migration. Sie beleuchtet die wachsende Distanz zwischen der etablierten europäischen Gesellschaft, die sich in ihre „Blase“ zurückzieht, und den existenziellen Bedürfnissen derer, die am Rande dieser Gesellschaft stehen. Eine Ausstellung, die keine einfachen Antworten liefert, aber notwendige Reflexionsräume öffnet – und Kunst als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel nutzt. „Die Grenze.“
Die Grenze
Ausstellung/Konzept: Florian Raidt
Sound: Stefan Eder
Hohenweiler, Gmünd 1, zwei Buslinien (10b und 19) halten direkt vor dem Gebäude.