Ein Festival zwischen perkussiver Kraft und virtuoser Violine

Das war die :alpenarte 2024 in Schwarzenberg.
Schwarzenberg Die :alpenarte in Schwarzenberg bot an zwei Abenden musikalische Höhepunkte, die unterschiedlicher kaum hätten sein können und doch beide auf ihre Weise das Publikum tief berührten. Der Freitagabend war ein Fest der perkussiven Vielfalt, während der Samstag mit dem Grand Concert und einer herausragenden Leistung der jungen Geigerin María Dueñas einen bewegenden Höhepunkt setzte, nachdem das Festival bereits am Donnerstag erstmals in Bregenz eröffnet worden war.

Der Freitagabend stand ganz im Zeichen der Schlaginstrumente. Unter dem Motto „Sinnlich Französisch“ zauberte das Trio Colores mit Matthias Kessler, Luca Staffelbach und Fabian Ziegler eine außergewöhnliche Klangwelt auf die Bühne und bewies, dass Perkussion weit mehr sein kann als ein rhythmisches Fundament. Mit ihrem energiegeladenen und kreativen Spiel gestalteten sie ein Konzert, das die ganze Bandbreite der Schlaginstrumente eindrucksvoll zur Geltung brachte.

Das Programm, das von Werken französischer Komponisten wie Saint-Saëns, Debussy, Ravel und Milhaud geprägt war, wurde durch das an diesem Abend uraufgeführte Werk „The Shadings of Nyx“ von Fabian Künzli ergänzt. Besonders fesselnd war die Präzision und Leidenschaft, mit der das Trio Colores die klanglichen Schattierungen und rhythmischen Nuancen der Werke interpretierte. Ihre Bearbeitung von Ravels „Le Tombeau de Couperin“ bestach durch das dynamische Zusammenspiel von Rhythmus und Melodie. Das Konzert war ein überzeugender Beweis für das außergewöhnliche Talent des Trios und seine Fähigkeit, das Schlagwerk im klassischen Konzertbetrieb neu zu positionieren.

Das Jakob Lampert Jazz Trio eröffnete den Samstagabend mit einer entspannten, aber musikalisch anspruchsvollen Einstimmung. Jakob Lampert (Trompete), Leonard Winter (Kontrabass) und Michael Naphegyi (Schlagzeug) zeigten mit Werken von Thelonious Monk, Miles Davis, Kenny Wheeler und Eigenkompositionen Lamperts eindrucksvoll, wie vielseitig und dynamisch Jazz sein kann. Der junge, preisgekrönte Vorarlberger Trompeter präsentierte sich in Schwarzenberg mit seinen Kollegen im Trio in bester Form.

Es folgte das Grand Concert, das sich schnell als der eigentliche Höhepunkt des Festivals herausstellte. Die 22-jährige spanische Geigerin María Dueñas faszinierte mit ihrer Interpretation von Karol Szymanowskis Sonate für Violine und Klavier in d-Moll und César Francks berühmter Violinsonate in A-Dur. Mit technischer Brillanz und einer für ihr Alter erstaunlich reifen Ausdruckskraft meisterte Dueñas die anspruchsvollen Passagen und weitgespannten Melodiebögen mit beeindruckender Leichtigkeit. Begleitet wurde sie von Alexander Malofeev, einem exzellenten jungen russischen Pianisten, der mit seinem kraftvollen Spiel und seiner meisterhaften Technik den idealen Rahmen für Dueñas’ Interpretation schuf, ohne dabei im Hintergrund zu verschwinden.

Ein weiterer Höhepunkt des Konzerts war das eigens für diesen Abend komponierte Werk von Gabriela Ortiz, das bei :alpenarte seine Uraufführung erlebte. Ortiz, bekannt für ihre unverwechselbare Mischung aus traditioneller mexikanischer Musik und zeitgenössischer Klassik, schuf ein ebenso wildes wie strukturiertes Werk. Das Werk strahlte eine mitreißende Leidenschaft aus, die sowohl in den expressiven, anspruchsvollen Violinpartien als auch in den einfühlsamen, ruhigeren Passagen zum Ausdruck kam. Besonders beeindruckend war, wie es Ortiz gelang, trotz der modernen Klangsprache eine klare melodische Linie einzuflechten. Die Herausforderungen des Stückes, vor allem in den schnellen Läufen und den komplexen rhythmischen Verschachtelungen, meisterte Dueñas mit Leichtigkeit und stellte die Virtuosität der jungen Geigerin unter Beweis. Der Klavierpart war rhythmisch und harmonisch anspruchsvoll, und Malofeev zeigte, dass er auch über die nötige Sensibilität verfügt, um das Werk in all seinen Facetten lebendig werden zu lassen.

María Dueñas ist zweifellos auf dem Weg zu einer großen Karriere. Ihr Spiel ist nicht nur virtuos brillant, sondern auch künstlerisch ausgefeilt und ausdrucksstark. Sie demonstriert ein künstlerisches Niveau, das weit über ihr junges Alter hinausgeht und sie in den kommenden Jahren zu einer der führenden Geigerinnen ihrer Generation machen könnte. Das restlos begeisterte Publikum entließ die beiden Ausnahmekünstler erst nach drei Zugaben.