Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird

Kultur / 23.10.2024 • 14:28 Uhr
Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird
Im April 2025 wird das Literaturhaus Vorarlberg in der Villa Franziska und Iwan Rosenthal in Hohenems eröffnet. Stiplovsek Dietmar pauschal

Die Villa Rosenthal in Hohenems wird für alle offen stehen


Hohenems Am 12. und 13. April 2025 wird das Literaturhaus Vorarlberg in der historischen Villa Franziska und Iwan Rosenthal in Hohenems eröffnet. Gleichzeitig wird das neue Rathausquartier der Stadt eingeweiht, das sich direkt neben der Villa befindet. Ein besonderes Highlight der Feierlichkeiten ist eine innovative Flipbook-Lesung: Neun preisgekrönte Graphic Novel-Autoren werden ihre Mikrogeschichten präsentieren und so die einzigartige Wirkung dieses Formats zum Leben erwecken.

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird
Das Haus soll ein lebendiger, integrativer Ort der Begegnung und des Austauschs für alle werden. Stiplovsek Dietmar pauschal

Die 1890 erbaute Villa im Herzen der Stadt wird nach einer umfassenden Renovierung zu einem lebendigen Treffpunkt für Literaturliebhaber und Kreative. Auf 360 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, bietet das Literaturhaus ein modernes Konzept, das sowohl Literaturkenner als auch Neulinge anspricht.
Frauke Kühn, die Leiterin des Hauses, erklärt: „Ab dem kommenden Frühjahr lädt das Literaturhaus Vorarlberg dazu ein, mitten in der Stadt die zeitgenössische Literaturlandschaft, ihre Fragen und Themen zu entdecken. Es wird ein lebendiger, integrativer Ort der Begegnung und des Austauschs für alle Bürgerinnen und Bürger sein”. Kühn betont, dass das Literaturhaus nicht nur traditionelle Lesungen anbieten wird, sondern auch ein Ort des Experimentierens und der aktiven Beteiligung sein soll. „Unser Literaturhaus wird wie ein Labor sein, in dem Besucher und Autoren Neues ausprobieren können.“

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird
Stiplovsek Dietmar pauschalWo Geschichten und Menschen sich begegnen: Das Literaturhaus Vorarlberg.

Besonderer Wert wird auf die Einbeziehung des Publikums gelegt. Unterschiedliche Veranstaltungsformate, kreative Projekte und interaktive Aktionen sollen Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zur Auseinandersetzung mit Literatur und Sprache anregen. Insbesondere das Kinder- und Jugendprogramm, Schreibwerkstätten und eine Schreibsprechstunde sollen das Interesse am Schreiben und Erzählen fördern. Ein herausragendes Projekt ist „Stadtgeflüster“, das Menschen unterschiedlichster Herkunft – von Schülern bis zu Senioren und Migranten – in das literarische Schaffen einbezieht.

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird
Fraue Kühn: „Unser Literaturhaus wird wie ein Labor sein, in dem Besucher und Autoren Neues ausprobieren können.“ Stiplovsek Dietmar pauschal

Frauke Kühn beschreibt die besonderen Angebote des Literaturhauses mit Begeisterung: „Wir haben einige bekannte Autorinnen und Autoren gefragt, was sie in unserem Haus besonders gern tun würden, und die Reaktionen waren inspirierend. Ein sehr bekannter Autor äußerte zum Beispiel, dass er gerne einmal seine fünf größten Flops vorlesen würde – Werke, die seiner Meinung nach zurecht nie erfolgreich wurden.“

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird
Ein Ort, an dem Literatur lebendig werden soll. Stiplovsek Dietmar pauschal

Die Villa Franziska und Iwan Rosenthal, in der das Literaturhaus untergebracht ist, wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Textilindustriellen Iwan Rosenthal und seiner Frau Franziska erbaut. Es zeichnet sich durch klare Linien, florale Ornamente und stilisierte Frauenfiguren in Kombination mit japanischen Wandmalereien aus – typische Elemente des Historismus und Japonismus. Nach dem Tod des Paares ging die Villa an die Nichte Amalie Hess über, die das Anwesen 1938 unter politischem Druck verkaufen musste. 2018 wurde das Gebäude von einer Investorengruppe erworben und im Auftrag der Stadt Hohenems und des Landes Vorarlberg zu einem Kulturzentrum umgebaut.

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird

Das Literaturhaus bietet jedoch weit mehr als Lesungen. Tagsüber können Schülerinnen und Schüler die Räume zum Lernen nutzen, Erwachsene genießen das Audio-Angebot oder entspannen in den historischen Räumen. Jugendliche finden im „Maker Space“ Platz für kreative Projekte wie Podcasts oder Pen&Paper-Abenteuer. Masterclasses mit bekannten Autoren erweitern das literarische Spektrum. Der Ort soll nicht nur literarisches Interesse wecken, sondern auch Rückzug und Entspannung ermöglichen. Besonders wichtig ist Kühn die Barrierefreiheit: „Wir wollen, dass sich alle Menschen hier willkommen fühlen. Es geht uns darum, einladende Räume zu schaffen, sowohl für Literaturinteressierte als auch für diejenigen, die einfach nur einen Ort zum Verweilen suchen”.

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird

Das „Tiny Literaturhaus“, tourt bereits durch Vorarlberg, um Meinungen und Ideen der Bevölkerung zu sammeln. Menschen an Orten wie dem Frauenmuseum in Hittisau oder dem Wochenmarkt in Hohenems können auf kleinen Zetteln ihre Vorstellungen äußern, wie ein Literaturhaus gestaltet sein sollte, damit sie sich darin wohlfühlen. Diese Anregungen fließen in die zukünftige Programmgestaltung ein.

Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird

Die Verbindung von historischer Architektur und zeitgenössischer Literatur macht das Literaturhaus Vorarlberg zu einem besonderen Kulturort. Der Gartensalon bietet Raum für lebendige und leichte Formate, der Speisesaal im ersten Stock schafft eine intime Atmosphäre für konzentrierte Gespräche. Im Musik- und Spielzimmer stehen Sprachspiele im Vordergrund und die Kutscheneinfahrt dient als Ort für bewegungsorientierte Veranstaltungen.
Das Literaturhaus Vorarlberg wird so zu einem Ort, der die Vergangenheit würdigt und zugleich die Zukunft der Literatur gestaltet. Die Kombination aus den wunderschönen, detailgetreu und stilvoll renovierten Räumen und innovativem Programm wird einen wertvollen Beitrag zur Literaturszene leisten und Menschen jeden Alters für die Faszination der Sprache begeistern.