Ein Plädoyer für Freiheit

Premiere von Juli Zehs “Corpus Delicti” in Buchs.
Buchs Am 26. Oktober feiert das fabriggli Werdenberger Kleintheater in Buchs die Premiere seiner diesjährigen Eigenproduktion “Corpus Delicti”, ein Werk der bekannten deutschen Autorin Juli Zeh. Ursprünglich 2007 als Theaterstück veröffentlicht, hat sich “Corpus Delicti” zu einem zentralen Werk der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur entwickelt.

Im Mittelpunkt steht Mia Holl, eine Frau, die zwischen ihrem Bedürfnis nach persönlicher Freiheit und dem Druck, den Normen des Systems zu folgen, hin- und hergerissen ist. Zeh zeichnet Mia als vielschichtige Figur, deren innere Zerrissenheit sie nach dem Selbstmord ihres Bruders – einem scharfen Kritiker der Methode – dazu bringt, ihre Loyalität zum System in Frage zu stellen. Mia ist keine typische Heldin, sondern eine Frau, die durch persönliche Verluste gezwungen wird, sich gegen das Kontrollregime zu wehren. Zehs präzise und pointierte Sprache lässt nicht nur den Konflikt der Protagonistin, sondern auch die komplexen moralischen Fragen des Stücks deutlich hervortreten: Wie viel Freiheit ist der Mensch bereit, für Sicherheit aufzugeben? Wie weit darf staatliche Kontrolle gehen, um das Gemeinwohl zu schützen?

Corpus Delicti ist mehr als eine Dystopie – es ist ein philosophisches Werk, das sich mit zentralen Fragen des Menschseins auseinandersetzt. Zeh gibt keine einfachen Antworten, sondern fordert den Zuschauer auf, über die Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Kontrolle nachzudenken.

Gerade in Zeiten, in denen Debatten über Gesundheitsschutz und staatliche Eingriffe immer relevanter werden, erhält das Stück eine beklemmende Aktualität. Zeh gelingt es, die Spannung einer persönlichen Erzählung mit einer tiefgründigen Gesellschaftsanalyse zu verbinden. So ist Corpus Delicti nicht nur eine Warnung vor einer Gesundheitsdiktatur, sondern auch ein starkes Plädoyer für die Freiheit des Individuums.

Die Inszenierung des fabriggli Kleintheaters vereint einige bekannte Gesichter der Kleinkunstszene Vorarlberg-Liechtenstein. Der Feldkircher Schauspieler Anwar Kashlan übernimmt eine der Hauptrollen, die Berner Schauspielerin Céline Rhia Moos spielt Mia Holl. Ergänzt werden sie durch ein Ensemble, dem Elke Kikelj aus Satteins sowie Gerd Schneider und Jari Fritz aus Feldkirch angehören. Die weiteren Rollen werden von erfahrenen Laienschauspielern aus der Region übernommen, was dem Stück eine besondere regionale Verankerung gibt.

Regie führt Jessica Matzig, die 2023 mit dem Förderpreis der Kulturstiftung St. Gallen ausgezeichnet wurde. Ihre Interpretation von Corpus Delicti konzentriert sich auf die philosophischen und emotionalen Kernfragen des Stückes, unterstützt durch die Arbeit der Kostüm- und Maskenbildnerin Kerstin Resch-Köck aus Altach. Matzig hat das Stück speziell für die Bühne des Kleintheaters fabriggli adaptiert und verspricht damit eine sowohl ästhetisch als auch inhaltlich überzeugende Inszenierung.

Die Produktion wird zwischen dem 26. Oktober und dem 16. November insgesamt neun Mal im fabriggli Kleintheater Werdenberg aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr, mit Ausnahme der Vorstellung am 10. November, die um 17 Uhr beginnt. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Alois Ruch.