Eine Hommage an poetische Facetten

Die Siegerin des Feldkircher Lyrikpreis 2024 ist Johanna Hansen.
Feldkirch Unter dem Motto „entfernt von verstaubter Verlässlichkeit“ – einer Zeile der letztjährigen Preisträgerin Sabine Göttel – stand der diesjährige Feldkircher Lyrikpreis im Zeichen der Auseinandersetzung mit der Fragilität scheinbar vertrauter Sicherheiten. Autorinnen und Autoren waren eingeladen, diesen Gedanken in ihren Werken zu verarbeiten, und zahlreiche Einreichungen folgten diesem Aufruf. Die Jury, bestehend aus Marie-Rose Rodewald-Cerha, Klaus Berndl, Tobias Pagel und Sabine Göttel selbst, zeichnete die besten Beiträge aus. Der erste Preis geht an die Düsseldorfer Autorin und Künstlerin Johanna Hansen, deren Werk einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Den zweiten Platz teilen sich Hannah K. Bründl aus Wien und Ozan Zakariya Keskinkılıç aus Berlin. Die Gewinner werden ihre Arbeiten am 23. November in Feldkirch persönlich präsentieren.

Johanna Hansen ist eine vielseitige Künstlerin, die als Schriftstellerin, Malerin und Herausgeberin tätig ist. Aufgewachsen am Niederrhein, studierte sie Germanistik und Philosophie an der Universität Bonn und arbeitete zunächst als Sprachlehrerin und Journalistin. Seit Anfang der 1990er Jahre widmet sie sich verstärkt der Literatur und der Bildenden Kunst. Zahlreiche Veröffentlichungen und künstlerische Kooperationen mit Komponisten und Videokünstlern zeugen von ihrer Schaffenskraft. Ihre Lyrik besticht durch einen subtilen Zauber, der zwischen den Zeilen mitschwingt und beim Lesen eine spürbare Vertrautheit mit Erinnerungen und Momenten entstehen lässt, die man selbst nie erlebt hat. Es ist diese stille Intensität, die in Hansens Werk ein Gefühl von Geborgenheit und emotionaler Nähe erzeugt.
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Durch subtile Andeutungen und Perspektivwechsel gelingt es ihr, mehrere Bedeutungsebenen zu eröffnen, die ihr Werk so einzigartig machen. In ihren Gedichten, die sich häufig mit den Themen Erinnerung und Vergänglichkeit beschäftigen, schafft Hansen eine Welt, in der Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod eng miteinander verwoben sind. So beschreibt sie in einem Gedicht die letzten Momente ihrer Mutter, in denen die physische Distanz zur Sterbenden die Intensität der Gefühle nicht mindert, sondern sie in eine neue Dimension überführt – eine, die jenseits von Zeit und Raum existiert. Die Jury würdigte besonders Hansens Fähigkeit, emotionale Tiefen behutsam auszuloten und universelle Themen mit persönlicher Erzählkunst zu verbinden.

Die Wiener Autorin Hannah K. Bründl arbeitet an der spannenden Schnittstelle von Lyrik, Drama und experimentellen Formen. Sie studierte Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst sowie Germanistik und davor Komparatistik. Ihre Texte wurden in Zeitschriften wie manuskripte, BELLA triste und die horen veröffentlicht. Darüber hinaus nahm sie an wichtigen Literaturveranstaltungen wie dem Open Mike und dem Literarischen März teil. Ihre szenischen Texte wurden u.a. mit dem Münchner Förderpreis und dem Retzhofer Dramapreis ausgezeichnet.
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Ozan Zakariya Keskinkılıç, geboren 1989 in Deutschland, ist Lyriker, freier Autor und Politologe. Er studierte Politik- und Sozialwissenschaften in Wien, Berlin und Cambridge und forscht unter anderem zu den Themen Rassismus, Antisemitismus und Erinnerungskultur. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit schreibt er Essays, Prosa, Hörspiele und Lyrik. Für sein literarisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet und 2024 für den Heidelberger Clemens-Brentano-Preis und den Dresdner Lyrikpreis nominiert.
