Bauherrenpreis 2024 für Wolfurter Firma

Kultur / 15.11.2024 • 20:01 Uhr
Weitergebaut Neue Bürowelt Haberkorn
Das prämierte Vorarlberger Projekt „Weitergebaut – Neue Bürowelt Haberkorn“ in Wolfurt. DAVID SCHREYER

Bestehendes neu gedacht: Wie das Projekt ‚Weitergebaut – Neue Bürowelt Haberkorn‘ überzeugt.

Vorchdorf Am 15. November 2024 wurde in der Kitzmantelfabrik Vorchdorf der Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (ZV) verliehen. Der seit 1967 vergebene Preis würdigt neben der innovativen und ästhetischen Gestaltung herausragender Bauwerke auch die enge Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Architekturschaffenden. In diesem Jahr wurden aus insgesamt 119 Einreichungen 23 Projekte nominiert. Die Auswahl der Preisträger erfolgte schließlich durch eine Hauptjury unter dem Vorsitz von Gabriele Kaiser, Armin Pedevilla und Yves Schihin.

Weitergebaut Neue Bürowelt Haberkorn
Die Gestaltung stammt von den Architektinnen Anja Innauer und Nora Heinzle. DAVID SCHREYER

Das prämierte Vorarlberger Projekt „Weitergebaut – Neue Bürowelt Haberkorn“ in Wolfurt sei ein eindrucksvoller Beweis für die Entwicklung innovativer Konzepte für bestehende Strukturen, so die Jury. Die Architektinnen Anja Innauer und Nora Heinzle gestalteten im Auftrag der Haberkorn GmbH eine ehemalige Logistikhalle so um, dass durch gezielte Eingriffe eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Bausubstanz ermöglicht wurde. Die ursprünglich für die Lagerung und Präsentation von Produkten konzipierte Halle wurde in eine moderne, flexible Bürolandschaft für 100 Arbeitsplätze verwandelt – ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln oder das Gebäude abzureißen.

Weitergebaut Neue Bürowelt Haberkorn
Die Halle wurde in eine moderne, flexible Bürolandschaft für 100 Arbeitsplätze verwandelt. DAVID SCHREYER

„Bauen im Bestand“ ist das zentrale Thema dieses Projekts, das den Wert einer „Kultur des Umbaus“ unterstreicht. Die zweigeschossige Holzkonstruktion, die als raumgreifendes „Möbel“ in die Halle integriert wurde, steht beispielhaft für ein neues Verständnis von Architektur: Gebäude mit eingeschränkter ursprünglicher ästhetischer Qualität können durch kreative Umnutzung einen nachhaltigen Beitrag zur Baukultur leisten. Die rund 20 Jahre alte Halle, die zunächst als Abrisskandidat galt, erhielt durch die Wiederverwendung vorhandener „grauer Energie“ und die Integration eines flexiblen Raumkonzepts in Holzbauweise eine neue Funktion. Die Konstruktion gliedert die Bürofläche in Zonen für Einzelbüros, Pausen- und Besprechungsräume und ermöglicht eine flexible Raumnutzung. Der natürliche Baustoff Holz schafft eine angenehme Arbeitsatmosphäre und setzt sich bewusst von den industriellen Materialien der Logistikhalle ab.

KONTUR: Interview Nona Architektinnen: Anja Innauer und Nora Heinzle
Nona Architektinnen Anja Innauer und Nora Heinzle. oliver lerch

Akustische Anpassungen und eine flexible Zonierung der Arbeitsbereiche fördern die Balance zwischen konzentriertem Arbeiten und Kommunikation. Die flexibel gestalteten Regale passen sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter an und sind je nach Abteilung offen oder geschlossen. Die Halle selbst blieb weitgehend unverändert, lediglich seitliche Trennwände schaffen eine funktionale Abgrenzung zwischen den Arbeitsbereichen. Das Projekt überzeugt durch die konsequente Umsetzung des Umnutzungsgedankens: Die Holzkonstruktion ist reversibel und könnte bei Bedarf in einem anderen Gebäude wieder aufgestellt werden.

Bauherrenpreis 2023
Der Bauherrenpreis 2023 ging an die Wiederbelebung der Altstadt Hohenems. karin nussbaumer

Mit dem ZV-Bauherrenpreis 2024 werden Projekte ausgezeichnet, die den Dialog zwischen Bauherrschaft und Architekturschaffenden in den Mittelpunkt stellen und sich durch außergewöhnliche architektonische Lösungen auszeichnen. Die Jury würdigt das Engagement der Preisträger für eine zukunftsweisende Baukultur, die ästhetische und funktionale Qualität mit nachhaltigen und innovativen Konzepten verbindet. Veronika Müller, Birgit Schiretz und Wolfgang Ritsch als Vertreter des ZV-Präsidiums betonten die Bedeutung solcher Projekte: „Die ausgezeichneten Projekte setzen neue Maßstäbe und leisten einen wertvollen Beitrag für Gesellschaft und Umwelt“.