Schottland und Russland – eine musikalische Begegnung

Kultur / 01.12.2024 • 13:47 Uhr
Stella Vorarlberg
Beim “Stella Sinfoniekonzert” traf im Festsaal Mendelssohn auf Schostakovitsch. victor marin

Schostakowitschs erstes Cellokonzert und Mendelssohns 3. Sinfonie in der Stella.

Feldkirch Das Sinfoniekonzert „Mendelssohn trifft Schostakowitsch“ im Festsaal der Stella bot ein eindrucksvolles Zusammenspiel von musikalischer Tradition und zeitgenössischer Reflexion. In Zusammenarbeit mit den Montforter Zwischentönen entstand ein Konzertformat, das historische, gesellschaftliche und künstlerische Perspektiven auf innovative Weise miteinander verband.

Stella Vorarlberg
Ida Magdalena Riedel überzeugte mit einer technisch makellosen Darbietung und einer in die Tiefe gehenden Interpretation. victor marin

In zwei Seminaren entwickelten Studierende unter der Leitung von Folkert Uhde im Vorfeld neue kreative Ansätze zur Einführung und Kontextualisierung der Werke des Abends. Am Konzertabend selbst konnten die Besucher die Ergebnisse dieser Arbeit an drei eigens eingerichteten Stationen im Festsaal erleben: historische Kontexte, gesellschaftliche Hintergründe und persönliche Reflexionen der Musikerinnen und Musiker. Diese vielschichtigen Einführungen boten ein interaktives Erlebnis und legten den Grundstein für ein intensives Hörerlebnis.

Stella Vorarlberg
Die Studierenden der Stella Vorarlberg spielten unter der Leitung von Benjamin Lack. victor marin

Der Abend begann mit Dmitri Schostakowitschs erstem Cellokonzert in Es-Dur, das 1959 für Mstislaw Rostropowitsch geschrieben wurde. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Sarkasmus, Melancholie und Dramatik gilt es als Meilenstein der Celloliteratur. Die junge Solistin Ida Magdalena Riedel überzeugte mit einer technisch makellosen und interpretatorisch tiefgründigen Darbietung.

Stella Vorarlberg
Die junge Cellistin Ida Magdalena Riedel. victor marin

Im ersten Satz balancierte Riedel gekonnt zwischen zynischer Schärfe und eindringlicher Strenge. Im Largo des zweiten Satzes zeigte sie die lyrische Ausdruckskraft ihres Instruments, bevor sie in der technisch anspruchsvollen Kadenz des dritten Satzes ihre Virtuosität eindrucksvoll unter Beweis stellte. Der grotesk übermütige Finalsatz rundete das Werk mit der für Schostakowitsch typischen Ironie ab.

Stella Vorarlberg

Ein visuelles Element verlieh dem Konzert eine zusätzliche Dimension: Die gesamte Aufführung des Cellokonzerts wurde live aus verschiedenen Kameraperspektiven auf eine große Leinwand hinter dem Orchester übertragen, ergänzt durch historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die den musikalischen Kontext illustrierten. Besonders eindrucksvoll war ein Moment im dritten Satz, als das Orchester verstummte und das Cello-Solo von Ida Magdalena Riedel in den Mittelpunkt rückte. Die Bühne wurde dunkel, die Leinwand erlosch und alle Aufmerksamkeit galt der Solistin und ihrer Interpretation. Der bewusste Verzicht auf visuelle Begleitung verstärkte die Intensität ihres Spiels und machte diesen Moment zum Höhepunkt des Abends.

Stella Vorarlberg

Nach der Pause erklang Felix Mendelssohns Sinfonie Nr. 3, die „Schottische“. Inspiriert von Mendelssohns Schottlandreise, zeichnet das Werk musikalische Bilder von Landschaft und Geschichte des Landes. Unter der Leitung von Benjamin Lack präsentierte das Ensemble der Stella-Studierenden eine klanglich facettenreiche und präzise Interpretation.

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Die düstere Einleitung des ersten Satzes ließ die Ruine der Holyrood Chapel vor dem inneren Auge lebendig werden. Im Vivace des zweiten Satzes vermittelte das Orchester die tänzerische Leichtigkeit schottischer Volksweisen. Das Adagio des dritten Satzes wirkte wie eine nachdenkliche Meditation, bevor das strahlende Finale in D-Dur das Publikum zu einem triumphalen Ende führte.

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Das Konzert im Festsaal der Stella zeigte sehr schön, wie klassische Werke durch innovative Formate und intelligente Kontextualisierung neu belebt werden können.