Der Bär ist los

Kultur / 19.12.2024 • 15:00 Uhr
cafe fuerte bär premiere theater
Die Premiere wurde im Alten Hallenbad gefeiert. Laurenz Feinig

Café Fuerte präsentierte die Premiere „Bär“ von Tobias Fend im Alten Hallenbad in Feldkirch.

Feldkirch Ein „Märchen für Erwachsene aus dem dunklen Wald“ – so lautet der Untertitel des Theaterstücks „Bär“ von Tobias Fend, der zugleich die Hauptrolle spielt. Das Stück feierte am Mittwochabend Premiere unter der Regie von Danielle Fend-Strahm.

„Bär“ ist, wenn man so will, pures Erzähltheater: ein Ein-Personen-Stück – zumindest bis die Bärin, verkörpert von Maya Bodiley, auftritt. Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein junges, dynamisches und sozial engagiertes Paar – nennen wir sie Julia und Michael – plant einen Urlaub in der „richtigen Wildnis“, irgendwo in den Karpaten.

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Die erste Begegnung zwischen Mensch und Bärin. ths

Auf einem Parkplatz entdecken die beiden eine Bärenfamilie – eine Bärin mit zwei Jungen – die sich an einem Abfallcontainer gütlich tun. Eines der Jungen steckt seine Schnauze zu tief in eine Plastikflasche und schafft es nicht, diese eigenständig wieder abzustreifen. Es droht zu ersticken. Julia drängt Michael, dem kleinen Bären zu helfen. Er verlässt daraufhin das sichere Auto, nähert sich dem Tier und befreit es aus seiner misslichen Lage. Doch damit macht er die Bärenmutter auf sich aufmerksam – eine gefährliche Verfolgungsjagd beginnt. Michael flüchtet in den Wald, und Julia macht sich auf die Suche nach ihm. Sie streift durch die Wildnis, kämpft sich durch Heidelbeersträucher, Farne und Unterholz, begegnet Spinnennetzen und Ameisen und findet schließlich auf einer Lichtung ihren Freund. Michael sitzt regungslos auf dem moosigen Waldboden, beobachtet von der Bärin, die ihn nicht aus den Augen lässt.

Cafe Fuerte

Regisseurin Danielle Fend-Strahm mit den Akteuren Maya Bodiley und Tobias Fend sowie Musiker Dominic Röthlisberger bei der Premiere im Alten Hallenbad. ths

Mensch und Bär

Es kommt zur Begegnung zwischen Mensch und Bärin. Die Bärin fragt Julia, was sie dort mache und ob sie etwas verloren habe. Julia erklärt, dass sie ihren Freund suche. „In den Beeren“, – fragte die Bärin mit einem neckischen Unterton. Julia entgegnet, dass sie ihn im Wald vermute, da sie glaubt, er sei bei der Bärin. Als diese dies bestätigt, äußert sich Julia besorgt: „Hast du ihm was getan?“. Unweigerlich erinnert dieser Dialog an die „Wolfdiskussion“ in Vorarlberg. Die Landesregierung hat eine Wolfsmanagementverordnung zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und zur Aufrechterhaltung der Alpbewirtschaftung erlassen. Merkblätter zum Umgang mit Begegnungen von Mensch und Wildtier – sei es Wolf oder Bär – wurden veröffentlicht. Der Dialog hätte durchaus noch mehr Gewicht und Tiefe erhalten können, insbesondere angesichts der aktuellen Debatten, die in Foren heiß geführt werden. Das Stück stellt dabei die zentrale Frage: Können wir das Wilde, Ungezähmte und Unberechenbare neben uns dulden, oder muss alles der absoluten Sicherheit weichen?

Cafe Fuerte
Es erinnert stark an einen Märchenabend. ths

Eine perfekte Bärin

Maya Bodiley überzeugt als Bärin mit beeindruckenden choreografischen Einlagen und brillantem „Bärengebärdenspiel“. Tobias Fend, ein begnadeter Erzähler, bleibt mit seiner Figur jedoch zu sehr im Erzähltheaterformat verhaftet. Zwar bringt er Dynamik in die Rolle, doch es fehlt an Interaktion und inhaltlicher Tiefe. Der Abend bleibt vergnüglich, lehnt sich aber zu stark an einen „Märchenabend“ an. Die komplexen Themen von Wildnis und gezähmter Natur, von Rohem und Gekochtem, von Komfortzone und dem Verlassen derselben werden zu wenig beleuchtet. THS

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Maya Bodiley als Bärin und Tobias Fend. ths