Seong-Jin Cho begeistert mit Ravel-Klavierwerk

Kultur / 10.01.2025 • 15:12 Uhr
Donnerstag im Hagenhaus 09.01.2025 - Seong-Jin Cho, Klavier
Seong-Jin Cho begeisterte am Donnerstag im Hagenhaus das Publikum. Andreas Domjanic (4)

Der junge südkoreanische Pianist spielte alle Werke von Ravel.

Nendeln Am vergangenen Donnerstagabend verwandelte sich das Habenhaus in Nendeln in einen magischen Ort der Klavierkunst. Im Rahmen der Reihe „Donnerstags im Habenhaus-Weltstars in Nendeln“ präsentierte der südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho ein außergewöhnliches Konzertprogramm, das ausschließlich dem Klavierwerk von Maurice Ravel gewidmet war. Mit einer beeindruckenden Mischung aus Virtuosität, Sensibilität und tiefer musikalischer Einsicht begeisterte der weltweit gefeierte Künstler das Publikum.

Donnerstag im Hagenhaus 09.01.2025 - Seong-Jin Cho, Klavier
Seong-Jin Cho gewann den Chopin-Wettbewerb

Das anspruchsvolle Programm umfasste das gesamte Klavierwerk Ravels – ein Unterfangen, das sowohl technische Meisterschaft als auch ein tiefes Verständnis für die impressionistische Klangwelt des Komponisten erfordert. Von frühen Werken wie der „Sérénade grotesque“ und dem „Menuet Antique“ bis hin zu den komplexen und emotional vielschichtigen „Miroirs“ und „Gaspard de la Nuit“ bot Cho eine musikalische Reise durch die gesamte Bandbreite von Ravels Schaffen.

Besonders beeindruckend war Chos Fähigkeit, die filigrane Struktur und den Reichtum von Ravels Musik in all ihrer Komplexität hörbar zu machen. In den frühromantisch anmutenden „Jeux d’eau“ ließ er mit perlenden Läufen und schimmernden Akkorden ein glitzerndes Klangbild entstehen, das an sprudelnde Wasserfontänen erinnerte. Die „Pavane pour une infante défunte“ spielte er mit nobler Eleganz, die zugleich tiefe Melancholie und schlichte Schönheit vermittelte.

Donnerstag im Hagenhaus 09.01.2025 - Seong-Jin Cho, Klavier

Die „Sonatine fis-moll“ zeigte Chos Sinn für klare Linien und ausgewogene Phrasierung. Sein Spiel war von einer luziden Transparenz geprägt, die den feinen harmonischen Nuancen des Werkes Raum gab. Hier zeigte sich, wie sehr er die Sprache Ravels verinnerlicht hat: zurückhaltend und doch ausdrucksstark, immer im Dienst der Komposition.

Donnerstag im Hagenhaus 09.01.2025 - Seong-Jin Cho, Klavier

Einen Höhepunkt des Abends markierten die „Miroirs“ sowie das ikonische „Gaspard de la Nuit“. Die fünf Charakterstücke der „Miroirs“ gestaltete Cho mit farbenreicher Fantasie und einem untrüglichen Gespür für Stimmungen. Besonders hervorzuheben sind seine Interpretation von „Alborada del gracioso“, in der er die spanisch inspirierte Rhythmik mit Präzision und Schwung meisterte, sowie „Une barque sur l’océan“, das in seiner Interpretation förmlich in wogenden Klangwogen aufging.

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Mit „Gaspard de la Nuit“ bewies Cho erneut seine technische Brillanz. Das legendäre „Scarbo“ – berüchtigt für seine schier unmenschlichen Anforderungen – geriet zu einem wahren Feuerwerk an Virtuosität und Ausdruckskraft. Doch bei aller technischen Raffinesse blieb Cho stets der Musik treu und verzichtete auf effektheischende Übertreibungen.

Im dritten Teil des Konzerts setzte Seong-Jin Cho mit den „Valses nobles et sentimentales“, den beiden charaktervollen Miniaturen „À la manière de Borodine“ und „À la manière de Chabrier“ sowie der Suite „Le Tombeau de Couperin“ die stilistische Vielfalt von Ravels Schaffen eindrucksvoll fort. Insbesondere die „Valses nobles et sentimentales“ beeindruckten durch ihre tänzerische Leichtigkeit und ihren subtilen Charme, während die Suite „Le Tombeau de Couperin“ – Ravels Hommage an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs – mit ihrem Wechselspiel von Heiterkeit und Melancholie tief berührte.

Seong-Jin Chos makellose Technik, gepaart mit einer unvergleichlichen musikalischen Intuition, machten den Abend zu einem Erlebnis. Das Konzert im Rahmen von „Donnerstags im Hagenhaus“ bestätigte einmal mehr, dass Seong-Jin Cho zu den herausragenden Pianisten unserer Zeit gehört.