Ein Appell für Gerechtigkeit und Erfüllung

Sabine Benzer erzählt über die Bedeutung von Kunst und guter Arbeit in ihrem neuen Buch.
Feldkirch „Die Kulturarbeit ist schön, nicht nur, weil man sich mit zeitgenössischer Kunst in verschiedenen Feldern – sei es Musik, Film oder bildende Kunst – beschäftigen kann, sondern auch, weil man durch Kulturvermittlung einen Zugang zu jungen Leuten schaffen kann“, sagt Sabine Benzer. Seit Langem ist die gebürtige Vorarlbergerin Geschäftsführerin des Theaters am Saumarkt in Feldkirch. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte und Kulturmanagement in Wien. „Diese Begegnungen in der Kulturarbeit können wahnsinnig bereichern und sind wunderschön“, fügt sie hinzu.
Benzer hat bereits zwei Bücher veröffentlicht. Das erste “Warum macht Kultur uns so glücklich?” gibt Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Kunst, Kultur und Glück. 2016 folgte “Kultur für alle“, das sich mit Verteilungsgerechtigkeit und Demokratie in Kunst und Kultur auseinandersetzt.

Vor Kurzem erschien ihr neuestes Werk “Kultur(Arbeit) der Zukunft?!“. Darin sschreibt Benzer leidenschaftlich über die Bedeutung von Kulturarbeit und die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. „Ich bin schon einige Jahre hier im Theater tätig und sehe täglich, wie lustvoll und bereichernd die Kulturarbeit ist“, betont sie. Das Theater arbeitet eng mit Ehrenamtlichen, Künstlerinnen, Künstlern und Kulturinteressierten zusammen, die sich für die Programmgestaltung engagieren.

Besonders beschäftigt sie die Frage, wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert. „Es gibt eine fortlaufende Diskussion darüber, welche Arbeit den Menschen überhaupt noch bleibt, wenn Maschinen immer mehr übernehmen. Aber es geht auch darum, was gute und sinnvolle Arbeit eigentlich ist“, erklärt sie. Sie hebt hervor, dass viele von Maschinen übernommene Tätigkeiten keine erfüllende Arbeit darstellen. „Diese Aufgaben beschäftigen Menschen, aber sie befriedigen sie nicht.“
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Kulturarbeit hingegen sieht sie als Quelle von Erfüllung und Sinn – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. „Kulturarbeit ist eine gute Arbeit, wenn die Menschen entsprechend bezahlt und abgesichert werden – was leider nicht immer der Fall ist“, räumt sie ein. Um eine breite Diskussion anzustoßen, hat sie eine Interviewreihe initiiert, in der sie mit Expertinnen und Experten über die Bedeutung guter Arbeit spricht. „Ich will keine einfachen Antworten liefern, sondern ein Diskussionsfeld aufzeigen, wie über diese Themen nachgedacht wird“, sagt sie. In ihrem Buch geht es um die Neubewertung der Arbeit, insbesondere unter den Aspekten Demokratie, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und soziale Gestaltung. Expertinnen und Experten wie Tobias Fend, Stefanie Gerold und Lisa Herzog analysieren die Kulturarbeit als Modell sinnstiftender Beschäftigung. Auch Michael Hirsch, Sabine Kock, Konrad Paul Liessmann, Andreas Oberprantacher, Barbara Prainsack, Pamela Rath und Michael Wimmer äußern sich dazu.

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Überlegungen betrifft den Fachkräftemangel, der nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kultur ein Problem darstellt. Benzer sieht dennoch vielversprechende Entwicklungen: „In diesem Bereich fehlen die jungen Leute nicht. Es kommen so viele spannende Impulse von jungen Künstlerinnen und Künstlern. Sie sind kreativ, engagiert und bringen frische Themen ein.“ Dennoch sei es essenziell, die Rahmenbedingungen für junge Kulturschaffende zu verbessern. „Es ist notwendig, dass die Kulturpolitik die Voraussetzungen so gestaltet, dass junge Leute nachkommen und diese Arbeit machen können“, appelliert sie. Mit ihrer Arbeit möchte Sabine Benzer zeigen, dass Kultur ein Arbeitsfeld ist, das nicht nur gesellschaftlich wertvoll, sondern auch zutiefst erfüllend sein kann.