Kunst, Arbeit und Filterkaffee

Das „Café Trabalho“ ist ein temporäres Kunstprojekt, welches seine Spuren hinterlassen wird.
Bregenz Seit knapp zwei Jahren lebt José Oliveira (39) in Bregenz. Aber diese Formulierung wäre fast zu kurz gegriffen, denn er belebt auch das, was man – in Anbetracht fehlender Vergleichsmöglichkeiten – Kunstszene nennen kann (aber nicht muss). Darin hat er Übung, in seiner Heimat Portugal (Porto, um das genauer zu verorten) hat er ja nichts anderes gemacht. Und er hat uns allen etwas von dort mitgebracht: ein Konzept. Das „Café Trabalho“ (Café Arbeit) versteht sich als temporäres Kunstprojekt, welches bereits in Porto sowie Wien erprobt wurde – natürlich mit einer anderen Komplizenschaft. In einem vielfältigen Programm aus Happenings, Performances und Gesprächen wird das Spannungsfeld zwischen Kunst und Arbeit reflektiert.

Das sieht dann wie folgt aus: Das „Café Trabalho“ wird den ganzen Februar über in der Bregenzer Maurachgasse 1 (dem @EG des Projekts WGN) geöffnet sein, allerdings zu unregelmäßigen Zeiten, welche kurzfristig kommuniziert werden. Und wie es sich für ein Kaffeehaus gehört, gibt es Filterkaffee und je nach Laune auch mal einen Hauch von Kulinarik. Da es sich gleichsam um eine Installation handelt, sind Werke diverser Kunstschaffenden reduziert im Raum verteilt, auch das Mobiliar sowie das Geschirr sind Kunst. Hier geht es nicht um den schnellen Espresso zwischen zwei Terminen – Entschleunigung, Kommunikation und Diskurs stehen im Vordergrund. Zudem finden im Raum Veranstaltungen statt, die ebenfalls unterstreichen, wie Kunst in einem unabhängigen Kontext, abseits des Kunstmarktes, produziert werden kann.

Für das „Café Trabalho“ darf Oliveira aus dem Vollen schöpfen. Namedropping gefällig? Linus Barta, Lorenz Helfer, Christine Lederer, Maria Lisa-Huber, Uwe Jäntsch, Hubert Matt, Veronique Homann, Marina Stoiber, Lena Sieder-Semlitsch & Sophie Lingg, Mirjam Steinbock, Lukas Weithas. Noch Fragen?

Bereits die erste Aktion am morgigen Freitag, 31. Jänner, beweist, dass ein Bild nicht zwingend in einer Galerie oder einem Museum an der Wand hängen muss. Lorenz Helfer denkt wieder mal um die Ecke und hat eine 250 Meter lange Zeichnung produziert, welche ab 18 Uhr vom Ehregutaplatz in der Oberstadt performativ gen Maurachgasse ausgerollt wird (auch bei Wind und Wetter). Dort wird das „Café Trabalho“ dann offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ohne zu viel vorwegzunehmen – auch die weiteren Veranstaltungen im Rahmen dieses Konzepts versprechen, alles andere als gewöhnlich zu werden.

Und nur, um es nicht unerwähnt zu lassen: eine andere Übersetzung des Wortes „Trabalho“ lautet „Werk“. Und da José Oliveira ein eher bescheidener Mensch ist, muss man auch mal schwarz auf weiß festhalten, dass dieses Werk schon vor dem Startschuss als ausgezeichnet angesehen werden darf. Ja, das wird ein guter Februar. Speziell, wenn er bereits am 31. Jänner beginnt.
Mehr Informationen und stetige Aktualisierungen unter www.wgnprojects.org
Veranstaltungen
Freitag, 31. Jänner, 18 Uhr Lorenz Helfer, Das Geheimnis unter dir, Performance, Start der Performance am Ehregutaplatz 8, Oberstadt
Samstag, 8. Februar, 16 Uhr Mirjam Steinbock, Bake & Talk, Performance-Talk
Freitag, 14. Februar, 19 Uhr Veronique Homann, Sabotage, Performance-Reading
Donnerstag 20. Februar, 19 Uhr Hubert Matt, José Oliveira & Lukas Weithas, I do not have time to work, Talk
Freitag, 28. Februar, 19 Uhr Maria Lisa-Huber, Britney in Vitro, Performance