Gustav Klimt, Julius Rhomberg und ein verschollenes Bild

Wer weiß etwas über den Verbleib des Gemäldes „An der Dornbirner Ache“?
hohenems Die Sammlung Bäumler in Hohenems ist auf der Suche nach einem Bild von Julius Rhomberg. Diese steht nämlich mitten in den Vorbereitungen für die kommende Herbstausstellung „Gustav Klimt und Vorarlberg“. Es wird eine ungewöhnliche Ausstellung voller Überraschungen. Denn dass der weltberühmte Künstler Gustav Klimt mit dem Dornbirner Industriellen Julius Rhomberg (1869–1932) befreundet war, ist heute so gut wie vergessen. Gezeigt wird unter anderem eine außergewöhnliche Glückwunschkarte, mit der Klimt gratulierte, als Julius Rhomberg 1895 Eugenia Bertolini heiratete.

Ein zweiter Höhepunkt werden die Jugendstilstoffe sein, die Herrburger & Rhomberg damals nach Entwürfen aus dem Klimt-Umfeld produzierte. Sie fanden weit über Vorarlberg hinaus einen großen Absatz. Diese in ganz Europa gefragten Stoffe von Herrburger & Rhomberg zeigen, wie eng Kunst und Industrie in dieser Epoche miteinander verbunden waren. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl, die den Geist des Jugendstils und die kreative Zusammenarbeit von Künstlern und Handwerkern eindrucksvoll widerspiegeln. Kuratiert wird die Ausstellung von dem Vorarlberger Kunsthistoriker Tobias G. Natter.

Julius Rhomberg war eine prägende Figur der Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte, aber auch ein engagierter Bürger und Politiker. So war er maßgeblich an der Stadterhebung Dornbirns im Jahr 1901 beteiligt und setzte sich für den Bau der elektrischen Straßenbahn zwischen Dornbirn und Lustenau ein.

Neben all seinen Tätigkeit hatte Rhomberg aber noch eine weitere, heute weitgehend unbekannte Leidenschaft: Er griff selbst zu Pinsel und Palette und erreichte als Amateurmaler ein erstaunlich hohes Niveau. Im Jahr 1909 wurde er sogar eingeladen, in Wiens führender GalerieMiethke, die sonst exklusiv Gustav Klimt und andere moderne Künstler wie Picasso und Monet vertrat, auszustellen. Das bei Miethke gezeigte Gemälde „An der Dornbirner Ache“ erregte sogar „allerhöchste“ Aufmerksamkeit, als Kaiser Franz Joseph unter großer Anteilnahme der Presse die Ausstellung besuchte. An dem Bild lobte der Kaiser: „Das ist sehr frisch empfunden!“.

Leider gilt das Gemälde heute als verschollen. Kurator Tobias G. Natter bittet die Leserinnen und Leser der VN um Mithilfe bei der Suche. Wer etwas über den Verbleib des Ölgemäldes weiß, wird gebeten, sich zu melden. Jeder Hinweis könnte helfen, das Werk wieder zu entdecken und in die Ausstellung zu integrieren.

Tobias G. Natter, einer der führenden Experten für die Kunst der Wiener Moderne, hat bereits zahlreiche wegweisende Ausstellungen zu Gustav Klimt, Egon Schiele und der Wiener Werkstätte kuratiert. Er versteht es meisterhaft, die komplexen Zusammenhänge zwischen Kunst, Industrie und Gesellschaft dieser Epoche zu vermitteln.

Die Sammlung Bäumler, die die Ausstellung beherbergt, ist selbst ein Juwel der Vorarlberger Kulturlandschaft. Mit wichtigen Werken des Impressionismus von Monet bis Max Liebermann bietet die Privatsammlung einen weit über Vorarlberg hinaus einzigartigen Einblick in die Kunst der Klassischen Moderne. Mit regelmäßigen Führungen und Sonderveranstaltungen leistet die Sammlung einen wichtigen Beitrag zur regionalen Kultur und ermöglicht Kunstinteressierten, die faszinierende Welt der Moderne in einem intimen Rahmen zu entdecken.
Gustav Klimt und Vorarlberg“
Sammlung Bäumler, Hohenems
27. September 2025 bis 6. Januar 2026
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog.