Die Berlinale startete mit politischem Bekenntnis

Starke Präsenz des österreichischen Films mit Moder, Pochlatko und Prochaska.
Berlin Die Berlinale ist am Donnerstagabend in ihre 75. Ausgabe gestartet. Und das österreichische Filmschaffen hat einen wuchtigen Paukenschlag zum Auftakt der Filmfestspiele beigesteuert: Andreas Prochaskas Psychohorror “Welcome Home Baby” eröffnete die Sektion “Panorama”. Für das farbstarke wie düstere Werk hat der Starregisseur (“Das finstere Tal”) einen prominenten Cast versammelt, um eine okkulte Geschichte aus der Provinz zu erzählen. Gleichsam “Rosemary’s Baby” in der NÖ-Edition. Die Moderatorin der Eröffnungsgala, Désirée Nosbusch, erinnerte zuvor bei der Eröffnung an den mutmaßlichen Anschlag in München, bei dem viele Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. “Obwohl wir jetzt hier so feierlich zusammen sind und die Eröffnung der Berlinale feiern, denken wir natürlich auch heute Abend mit einem sehr schweren Herzen an die Menschen in München.”

Die Ehrung von Tilda Swinton verlieh der Eröffnungsgala etwas Glamour. Die Oscar-Preisträgerin nutzte ihre Dankesrede für eine flammende politische Rede. Vor der Eröffnung hatten Sawatzki, Matthes, Tuttle und andere auf dem Teppich ein Bild Cunios mit der Aufschrift “Bring David Cunio Home” hochgehalten. Cunio gehört zu den israelischen Hamas-Geiseln im Gazastreifen. Der Schauspieler war 2013 mit einem Film auf der Berlinale vertreten. Die US-Amerikanerin leitet die Filmfestspiele in diesem Jahr zum ersten Mal.

Weltstar Swinton wurde während der Gala in ihrer Dankesrede deutlich, vermied aber, eine bestimmte Regierung direkt zu kritisieren. “Der vom Staat verübte und international ermöglichte Massenmord terrorisiert derzeit mehr als einen Teil unserer Welt aktiv”, sagte sie. “Von genau den Gremien verurteilt, die von den Menschen eigens zur Überwachung der Dinge auf der Erde ins Leben gerufen wurden, die für die menschliche Gemeinschaft inakzeptabel sind. Das Unmenschliche wird unter unserer Aufsicht verübt”, führte sie aus.

“Ich bin hier, um es zu benennen, ohne Zögern oder Zweifel. Und meine unerschütterliche Solidarität all jenen zu geben, die die inakzeptable Selbstgefälligkeit unserer giersüchtigen Regierungen erkennen, die sich bei Planetenzerstörern und Kriegsverbrechern lieb Kind machen. Ganz gleich, woher sie kommen.”

Im Anschluss an die Eröffnungsgala wurde die Berlinale mit dem Film “Das Licht” des deutschen Regisseurs Tom Tykwer eröffnet. In den Hauptrollen rund um die Geschichte einer zerrissenen Berliner Familie sind Lars Eidinger und Nicolette Krebitz zu sehen, deren Leben durch eine syrische Haushälterin verändert wird. Tykwer (“Lola rennt”) greift dabei aktuelle Themen der heutigen Zeit wie etwa den Klimaschutz und Generationskonflikte auf. Die Eröffnungsgala und der Film wurden live in Kinos in sieben deutschen Städten übertragen – darunter Düsseldorf, Leipzig und München. Die Berlinale endet am 23. Februar – am Tag der Bundestagswahl.

In den kommenden Festivaltagen bis zur Bärenverleihung am 22. Februar gibt dann auch das österreichische Kino ein starkes Lebenszeichen von sich. Vor allem ist die gebürtige Grazerin Johanna Moder mit ihrem Psychothriller “Mother’s Baby” eine von 19 Teilnehmenden im offiziellen Wettbewerb um die Bären. Sie kann sich hier mit Größen wie Richard Linklater (“Blue Moon”), Hong Sang-soo (“What Does that Nature Say to You”) oder Radu Jude (“Kontinental ’25”) messen.

In der neuen Wettbewerbssparte Perspectives stellt Florian Pochlatko sein Debüt “How to Be Normal and the Oddness of the Other World” vor, während Andreas Prochaska mit dem Psychohorror “Welcome Home Baby” das Panorama einläutet.

Zu den weiteren Höhepunkten der Festspiele gehört Hollywoodstar Timothée Chalamet, der das oscarnominierte Dylan-Biopic “Like A Complete Unknown” vorstellt, während auch Stars wie Robert Pattinson, Jessica Chastain oder Marion Cotillard in Berlin angekündigt sind.