Kunst und Kirche

Kultur / 21.02.2025 • 14:19 Uhr
Im Vordergrund Nika Kupyrova Ausstellungsansicht Women in Green, 2022, dahinter Fotografien von Kathi Hofer
Der Bildraum Bodensee feiert das 20-jährige Bestehen des Kardinal König Kunstpreises mit einer Ausstellung aktueller Arbeiten aller zehn bisherigen Preisträger. schiretz

Die zehn Preisträger des Kardinal König Kunstpreises werden im Bildraum Bodensee präsentiert

Bregenz Nach dem Lentos Kunstmuseum würdigt der Bildraum Bodensee das 20-jährige Bestehen des Kardinal König Kunstpreises mit einer Ausstellung, die aktuelle Arbeiten aller zehn bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger (Hans Schabus, Nicole Six & Paul Petritsch, Marko Lulić, Christian Kosmas Mayer, Kathi Hofer, Julia Haller, Kerstin von Gabain, Angelika Loderer, Michèle Pagel, Nika Kupyrova) des alle zwei Jahre verliehenen Preises zeigt. In der Ausstellung werden so unterschiedliche Themen wie Klimawandel, Umweltzerstörung, weibliches Empowerment, die Frage der Wahrnehmung, alternative Lebensmodelle, Umgang mit Ressourcen, Geschlechterrollen, New Sincerity etc. aufgegriffen. So stellt Hans Schabus, der 2005 den Österreichischen Pavillon auf der 40. Biennale di Venezia gestaltete, unter dem Titel „Ikarus“, 2017 in einem aufwendigen Prozess persönliche Kleidungsstücke her. Er verbrennt seine Kleidungsstücke in einer Sandbox (bis auf Reisverschlüsse, Knöpfe etc.) und gießt dann die so entstandenen Hohlräume mit flüssigem Aluminium aus. Durch die „scheinbare“ Zerstörung entsteht ein Objekt für die Ewigkeit. Die spezifische, dem Leben entrissene Form erhebt sich wie Phönix aus der Asche. Eine einzigartige Geschichte erzählt die Installation „Atlas / Pilot“ (2016/2020) des in Wien lebenden Künstlers Christian Kosmas Mayer. Er erwarb auf einer Auktion Kiefernpfähle, die über 300 Jahre unter der Erde schlummerten und als Piloten für das Berliner Schloss dienten, das 1950 wegen zu starker Zerstörung dem Abriss zum Opfer fiel und als eines der Hauptwerke des Barockarchitekten Andreas Schlüters (1659-1714) galt. Mayer spürte kurz darauf in einem Archiv Fotos der Atlanten-Figuren Schlüters auf, und ließ die Pfähle durch einen Schnitzer aus dem Grödnertal nach diesen fotografischen Vorbildern bearbeiten. Der Künstler spinnt damit ein beziehungsreiches Netz um die Begriffe Original und Nachbildung und übersetzt diese in ein illustres Verwirrspiel zwischen Historizität und Gegenwart. Er bindet eine teilweise Rekonstruktion der verloren gegangenen Architektur wieder an das Material zurück.

Einen vergleichbaren Perspektivenwechsel unternimmt auch die 1984 in Feldbach geborene Künstlerin Angelika Loderer mit ihren Installationen „Schüttloch“ (2022). In ihrer Konzeptualität erinnern sie an Gottfried Bechtolds „Unterirdische Skulpturen“ oder auch an Rachel Whitereads Negativformen aus Gips, bei denen allerdings Alltagsgegenstände oder architektonische Details im Mittelpunkt stehen. Loderers Interesse gilt jedoch den Löchern, Gängen und Lufträumen von Maulwürfen, Grillen und Spechten, die sie in Gips oder Bronze materialisiert und damit das vermeintlich Unsichtbare sichtbar macht. Die Amerikanerin Kerstin von Gabain spielt mit dem Begriff Wahrnehmung bzw. was auf den ersten Augenblick eindeutig zuordenbar erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als emotional wahrnehmbare Irritation wie ihre Skulptur „Pinocchio I“ (2023). A prima vista glaubt man ein Vogelhäuschen ausmachen zu können, doch das Einflugloch ist viel zu klein (ca. 1 cm), und die Sitzstange ist viel zu lang; die Plastik generiert sich immer mehr zu einem abstrahierten Pinocchiokopf. „Alle Arbeiten weisen“, so ist im Katalogtext von Kurator Rainer Fuchs zu lesen, „ein hohes Reflexionsniveau in Bezug auf die medienspezifischen Rahmenbedingungen und deren Vernetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen auf.“

Bildraum Bodensee, Seestraße 5, Bregenz
Die beste aller Welten!? 20 Jahre Kardinal König Kunstpreis
Mit Hans Schabus, Nicole Six & Paul Petritsch, Marko Lulić, Christian Kosmas Mayer, Kathi Hofer, Julia Haller, Kerstin von Gabain, Angelika Loderer, Michèle Pagel, Nika Kupyrova

Bis 8. April 2025