CIA meets Charlie Chaplin

Peter Madsen eröffnete die neue Jazzreihe jazzambach in Götzis.
Götzis Dass Vorarlberg ein gutes Pflaster für den Jazz ist und war, weiß man spätestens seit dem Auftritt des einzigartigen Keith Jarrett 1981 in Bregenz (der Konzertmitschnitt aus Bregenz gilt bis heute als einer der absoluten Höhepunkte in Jarretts Solo-Diskographie). Der Jarrett-Biograph Uwe Andresen meinte sogar, dass der Auftritt im Bregenzer Festspielhaus in seiner “lyrischen Konzentration dem Kölner Konzert in nichts nachsteht, zugleich aber in seiner musikalischen Substanz noch packender ist”.

David „The Wizard“ Helbock, der weit über die Grenzen des Landes bekannte Jazz-Tastenstar und Komponist, hat nun die musikalische Leitung des neu gegründeten Festivals „jazzambach“ in der Kulturbühne AmBach übernommen und präsentierte gleich zum Auftakt einen besonderen musikalischen Leckerbissen. Peter Madsens CIA (Collective of Improving Artists) mit Peter Madsen am Klavier/Piano, Herwig Hammerl am Bass und Martin Grabher am Schlagzeug, wurde durch zwei kongeniale Musikerinnen, der deutschen Alt- und Sopransaxophonistin, Nicole Johänntgen und dem australischen Jazz-Posaunisten Adrian Maers zum „silent movie ensemble“ komplettiert und gemeinsam kleideten sie Charlie Chaplins Stummfilm-Komödie „The Circus“ (1928) ein neues musikalisches Gewand.

Der Start des Films war zwar von einigen technischen Schwierigkeiten begleitet, Madsen kommentierte diese leicht genervt mit „now I think we play good music and then you have time to fix it up“. Was darauf folgte, war Improvisationskunst vom Feinsten, es war genial. Madsen ist ein ausgewiesener Kenner und Könner, was die Vertonung von Stummfilmen anlangt, hat er doch zu über 2000! Stummfilmen die Musik improvisiert.

Kurz zum Inhalt des Films. „The Tramp“ Charlie Chaplin, fälschlicherweise des Taschendiebstahls verdächtigt, ist wieder einmal auf der Flucht vor der Polizei, verirrt sich in einen Zirkus, wird unfreiwillig zur Hauptattraktion der Manege, verliebt sich in die Stieftochter des Zirkusdirektors, sorgt aber dafür seine Angebetete zum Schluss den gut aussehenden Seiltänzer Rex zum Mann erhält und als der Zirkus seine Zelte abbricht und sich zu neuen Ufern aufmacht, alleine zurückbleibt. Der Brite Sir Charles Spencer „Charlie“ Chaplin war nicht nur ein begnadeter Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent, sondern auch ein genialer Komponist, der für viele seiner Filme die Musik schrieb. „Er wäre vielleicht der Gershwin der Filmmusik geworden, wenn nicht Gershwin selbst in seinen letzten Lebensjahren ebenfalls Filmmusik geschrieben hätte“ (Operalounge).

Madsens „silent movie ensemble“, die für diesen Film absolut kein vorgegebenes Arrangement verwendeten, „we ave no music, we do it comletely improved“, lief zur Höchstform auf, spielten, was das Zeug hielt, groovten so mitreißend, dass es sich unmittelbar auf das Publikum übertrug, und jamten auf höchstem Niveau, auch Dank der bezaubernden Gesangseilagen von Nicole Johänntgen, die dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzte; speziell bei den Filmsequenzen, als Chaplin sich in einem Zirkuswagen mit einem sich darin befindlichen vorerst schlafenden Löwen wiederfindet, oder beim lebensgefährlichen Seilakt, den Chaplin nur mit einer artistischen Glanzleistung übersteht.
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Die musikalischen Dialoge unter den Musikern waren von einer Kreativität und Harmonik, die ihresgleichen sucht. Man ist geneigt zu sagen, dass das Peter Madsen „the silent movie ensemble“ mit ihrer Musik Chaplins Film mehr komplettieren und akzentuieren als Chaplins Eigenkomposition.
Thomas Schiretz