Prokofjew und Tschaikowsky im Dialog

Der Auftritt des Vorarlberger Cellisten Kian Soltani bildete den Höhepunkt des Abends.
Feldkirch Am vergangenen Freitagabend präsentierte das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung des russischen Dirigenten Stanislav Kochanovsky im Montforthaus Feldkirch ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Sergej Prokofjew und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Im Mittelpunkt des Abends stand zweifellos der international gefeierte Vorarlberger Cellist Kian Soltani, der als Solist in Prokofjews „Sinfonia Concertante“ eine herausragende und vielbeachtete Leistung bot.

Die 1952 vollendete Komposition – eine Überarbeitung des früheren Cellokonzerts op. 58 – verlangt vom Solisten nicht nur technische Brillanz, sondern auch ein hohes Maß an musikalischer Sensibilität, um dem vielschichtigen Charakter des Werkes gerecht zu werden. Soltani meisterte diese Herausforderung mit einer Interpretation, die sowohl von virtuoser Präzision als auch von intensiver gestalterischer Raffinesse geprägt war. Er verstand es, in den lyrischen Passagen eine beeindruckende Nuancierung zu präsentieren, während er in den hochvirtuosen Passagen die geforderte Leichtigkeit und präzises Timing bewies. Besonders hervorzuheben ist seine Fähigkeit, sich gegen die dichte Orchestrierung komplexer Klangstrukturen durchzusetzen – ein Balanceakt, den er mit klarer Artikulation und feinem Gespür für das stimmliche Zusammenspiel, insbesondere mit den Holzbläsern, hervorragend meisterte. Sein Spiel offenbarte eine faszinierende Mischung aus technischer Finesse und intensiver Auseinandersetzung mit Prokofjews Partitur, die den Dialog zwischen Solo- und Orchesterspiel stets lebendig und ausgewogen gestaltete. Als kleine, aber feine Zugabe interpretierte Soltani das persische Volkslied „Das Mädchen von Shiraz“, was dem Abend eine schöne persönliche Note verlieh.
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Im zweiten Teil des Abends stand mit Tschaikowskys 1. Sinfonie „Winterträume“ ein Werk auf dem Programm, das bereits in den ersten Kompositionsphasen die charakteristischen Kontraste und die orchestrale Farbenvielfalt des Komponisten vorwegnimmt. Hier gelang es dem 43-jährigen Dirigenten Stanislav Kochanovsky, dessen künstlerische Handschrift durch zahlreiche Gastdirigate bei international führenden Orchestern wie dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Orchestre de Paris und den Wiener Symphonikern verfeinert wurde, mit feinem Gespür für dynamische Nuancen die subtilen Übergänge zwischen den einzelnen Sätzen herauszuarbeiten.
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So wurde der erste Satz, geprägt von verträumten und kantablen Passagen, mit zarter und zugleich markanter Hand interpretiert und vermittelte dem Zuhörer das Gefühl einer beginnenden Winteridylle. Im zweiten Satz, einem intimen Adagio, schuf Kochanovsky durch sorgfältig dosierte dynamische Abstufungen und einen warmen Streicherklang eine fast kammermusikalische Nähe, die die melodischen Linien behutsam in den Vordergrund rückte. Der beschwingte dritte Satz schließlich überzeugte durch eine elastische und federnde Artikulation, in der der Dirigent den Wechsel zwischen rhythmischer Präzision und lebendiger Leichtigkeit gekonnt in Szene setzte. Diese detailreiche Interpretation trug wesentlich dazu bei, die emotionalen Facetten des Werkes herauszuarbeiten und das Publikum in eine facettenreiche Klangwelt zu entführen, die sowohl die subtile Ruhe als auch die dynamische Lebendigkeit von Tschaikowskys Kompositionsstil widerspiegelte. So zeichnete sich die gesamte Aufführung durch eine ausgewogene Verbindung von analytischer Strenge und künstlerischer Freiheit aus.