Berühmtes Che-Porträt wird 65

Kultur / 04.03.2025 • 13:34 Uhr
VENEZUELA-POLITICS-COUP-ANNIVERSARY
Das Porträt von Che Guevara wurde zu einem Symbol des revolutionären Idealismus. Pedro MATTEY / AFP

Der kubanische Fotograf Alberto Korda nahm das Bild am 5. März 1960 auf.

Mexiko-Stadt Das Konterfei von Che Guevara ist weltweit auf Plakaten, T-Shirts und Souvenirs zu sehen. Das Bild „Guerrillero Heroico“ (Heldenhafter Guerillero) entstand vor 65 Jahren eher zufällig und zählt heute zu den meistverbreiteten Fotografien der Geschichte. Der kubanische Fotograf Alberto Korda nahm das Bild am 5. März 1960 während einer Trauerfeier in Havanna auf. Anlass war die Explosion des französischen Frachters „La Coubre“ im Hafen der Stadt, bei der Dutzende Menschen starben. Revolutionsführer Fidel Castro machte die USA für das Unglück verantwortlich. Unter den Anwesenden waren neben Castro auch Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Guevara hielt sich zunächst im Hintergrund, trat dann kurz nach vorne und blickte über die Menge – in diesem Moment drückte Korda den Auslöser seiner Kamera. „Es war ein ,pac, pac‘ – zwei Aufnahmen, dann war es vorbei“, beschrieb Korda (1928–2001) später den Moment. Die eine Aufnahme entstand im Querformat, die andere hochkant. Guevaras ausdrucksstarker Blick beeindruckte ihn so sehr, dass er sich für die Querformat-Version entschied. Das Bild zeigt Guevaras Gesicht leicht von unten, sein Blick geht in die Ferne. Er trägt ein schwarzes Barett mit einem fünfzackigen Stern, das gewellte Haar reicht fast bis zur Schulter.

Das Bild wurde in den Jahrzehnten nach Guevaras Tod weltweit aufgegriffen. Gisele Bündchen trug das Motiv auf einem Bikini, Madonna ließ es bei einer Welttournee auf die Bühne projizieren. Der irische Künstler Jim Fitzpatrick schuf 1968 eine stilisierte Grafik auf Grundlage des Fotos. Ein Mitarbeiter Andy Warhols übertrug es in den Pop-Art-Stil. Das Porträt wurde zu einem Symbol des revolutionären Idealismus. Kritiker hingegen sehen in Guevara einen gnadenlosen Kämpfer, der für seine politischen Ziele keine Kompromisse kannte. Direkt nach der Trauerfeier veröffentlichte Kordas Zeitung „Revolución“ das Foto nicht, da Guevara nicht im Mittelpunkt des Geschehens stand. Erst 1961 erschien es in kleiner Größe als Illustration zu einer Fernsehansprache Guevaras. Das Bild hing lange in Kordas Studio, bis es 1967 der italienische Verleger und kommunistische Aktivist Giangiacomo Feltrinelli entdeckte. Korda überließ ihm zwei Abzüge kostenlos.

Nach Guevaras Tod wurde das Porträt weltbekannt. Im August 1967 erschien es ohne Namensnennung des Fotografen in der Zeitschrift „Paris Match“ mit der Schlagzeile „Che Guevara: Où est-il donc?“ (Che Guevara: Wo ist er also?). Zwei Monate später wurde Guevara in Bolivien erschossen. Feltrinelli ließ Hunderttausende Poster drucken, die in den Studentenprotesten von 1968 allgegenwärtig waren. Das Bild wurde zum Symbol der Linken – und zugleich zu einem kommerziellen Motiv, das auf zahllosen Produkten auftauchte.