Ein Weltstar strahlt in Dornbirn

Kultur / 28.03.2025 • 13:26 Uhr
ABD0165_20220216 – M†NCHEN – DEUTSCHLAND: ARCHIV – 05.12.2018, Bayern, MŸnchen: Rolando Villaz—n, mexikanisch-franzšsischer Tenor, tritt bei einer TV-Spendengala auf. Das Multitalent wird am 22.02.2022 50 Jahre alt. (zu dpa-PortrŠt “Tenor Villaz—n wird 50: Mozart als Freund”) Foto: Tobias Hase/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Tobias Hase
Rolando Villazón präsentierte gemeinsam mit der lautten compagney Berlin Werke von Claudio Monteverdi und seinen Zeitgenossen. APA/dpa/Tobias Hase

Eine beeindruckende Seelenreise von Rolando Villazón mit der lautten compagney Berlin.

Dornbirn Ein ebenso konzentrierter wie atmosphärisch dichter Konzertabend begeisterte am Donnerstag das Publikum von Dornbirn Klassik. Unter dem Titel “Viaggio dell’anima – Seelenreise” präsentierte der international gefeierte Tenor Rolando Villazón gemeinsam mit der lautten compagney Berlin ein sorgfältig zusammengestelltes Programm mit Werken von Claudio Monteverdi und seinen Zeitgenossen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Das Programm führte ins frühe 17. Jahrhundert – eine Zeit des Umbruchs, in der mit der Entwicklung der Oper und der neuen Form des Sologesangs auch neue Ausdrucksformen entstanden. Im Mittelpunkt standen Auszüge aus Monteverdis L’Orfeo, ergänzt durch weitere Madrigale und Kantaten. Mit stimmlicher Leichtigkeit und dramaturgischem Gespür gestaltete Villazón die Figur des Orpheus, dessen mythische Aura im Laufe des Abends immer wieder durchschimmerte. Auch Madrigale wie “Si dolce è l tormento” entwickelten eine stille Kraft, die die expressive Schlichtheit dieser Musik besonders deutlich hervortreten ließ. Die lautten compagney Berlin erwies sich als klangsensibler und stilistisch versierter Partner. Das Zusammenspiel der historischen Instrumente – Theorbe, Barockgitarre, Harfe, Viola da Gamba und Truhenorgel – ermöglichte eine differenzierte und lebendige Annäherung an den frühbarocken Stil. Solistische Einlagen, etwa im Zusammenspiel von Zink und Blockflöte oder in rhythmisch pointierten Passagen des Schlagwerks, setzten prägnante Akzente. Besonders hervorzuheben ist die ausgewogene Klangregie, in der das Verhältnis zwischen Stimme und Ensemble stets stimmig blieb.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Villazón überzeugte nicht nur als Sänger, sondern auch als gekonnter Erzähler und Moderator. Im Laufe des Abends wurde seine enge Beziehung zu dieser Musik spürbar, die für ihn nicht nur Bühnenrepertoire, sondern Teil seiner musikalischen Biografie ist. Seine Interpretation lebte weniger vom Effekt als von einem inneren Zugriff, der jeder Phrase Kontur verlieh. Sein persönlicher Gruß an ein befreundetes Bregenzer Ehepaar schlug eine glaubwürdige Brücke zwischen künstlerischer Gestaltung und zwischenmenschlicher Beziehung. In seinen Moderationen verband er eigene Reflexionen mit pointierten Beobachtungen, die das Publikum unaufdringlich in die Werke einbezog. Im zweiten Teil des Konzerts wurden einige zentrale Werke des Abends mit gesteigerter dramatischer Spannung präsentiert – darunter Luigi Rossis „Lasciate Averno o Pene“ und als zentrales Werk des Programms erneut Auszüge aus Monteverdis L’Orfeo. Villazón gestaltete diese Partien mit ausdrucksstarker Präsenz und sicherer Stimmführung. Die Intensität seiner Gestaltung trug die Dramaturgie dieses Konzertteils ebenso wie der temperamentvolle Ausklang in der Zugabe.

Diese lud das Publikum ein, aktiver Teil des Konzerts zu werden – Villazón animierte zum Mitklatschen, das Publikum folgte begeistert. Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus und Standing Ovations für eine Aufführung, die historische Musik nicht museal, sondern unmittelbar erlebbar machte. Der Abend setzte nicht auf äußerliche Effekte, sondern überzeugte durch eine stilistisch fundierte und emotional glaubwürdige Auseinandersetzung mit einem Repertoire, das in dieser Dichte und Lebendigkeit selten zu hören ist. Villazón und die lautten compagney Berlin machten eindrucksvoll erlebbar, wie unmittelbar Alte Musik wirken kann, wenn sie mit gestalterischer Klarheit und künstlerischer Überzeugung dargeboten wird.