Friedenszeichen statt Sockelstatue

Kultur / 02.05.2025 • 13:14 Uhr
Marbod Fritsch
Am zentralen Münsterplatz in Weingarten in Baden-Württemberg entsteht ein ungewöhnliches Erinnerungszeichen. fritsch

Vorarlberger Künstler Marbod Fritsch gestaltet Denkmal in Deutschland.

Weingarten Der Vorarlberger Künstler Marbod Fritsch realisiert als erster Kunstschaffender seines Bundeslands ein Denkmal in Deutschland. Am zentralen Münsterplatz in Weingarten in Baden-Württemberg entsteht ein ungewöhnliches Erinnerungszeichen, das sich bewusst gegen Monumentalität stellt – und stattdessen auf Sprache, Präsenz und persönliche Ansprache setzt.
Fritsch gewann 2022 den ausgeschriebenen Wettbewerb der Stadt Weingarten zur künstlerischen Gestaltung eines Denkmals anlässlich des 500. Jahrestags des Weingartener Vertrags.

Marbod Fritsch
Ein sich wiederholendes Textband, eingelassen in das Pflaster des Platzes.

Das Ergebnis ist so klar wie poetisch: Ein sich wiederholendes Textband, eingelassen in das Pflaster des Platzes. Weiße Marmor- und schwarze Basaltsteine formen einen sieben Meter großen Kreis – ein starkes Symbol im öffentlichen Raum, das zur Erinnerung ebenso einlädt wie zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Frieden. „Ich wollte kein Denkmal schaffen, das auf einem Sockel steht und belehrt. Sondern eines, das den Menschen auf Augenhöhe begegnet – mit Sprache, die zum Nachdenken anregt“, erklärt Fritsch.


Der zentrale Text stammt aus dem historischen Weingartener Vertrag von 1525 – und wurde von Fritsch bewusst verändert: „Damit Frieden, Ruhe und Einigkeit dauerhaft bewahrt werden, sollen wir…“ Mit dem Wechsel vom ursprünglichen „sollen sie“ zu „sollen wir“ macht der Künstler deutlich: Frieden ist keine historische Fußnote, sondern eine aktuelle Verantwortung. „In einer Zeit, in der wieder Milliarden in Rüstung fließen, stellt dieses Denkmal eine Frage an uns alle: Was tun wir heute für den Frieden?“, so Fritsch.

Marbod Fritsch inmitten seines Kettenvorhangs im Bildraum Bodensee.
Marbod Fritsch bei seiner Ausstellung im Bildraum Bodensee. Fritsch

Ein bemerkenswerter Aspekt des Projekts ist auch die Finanzierung: Die 60.000 Euro Baukosten wurden ausschließlich durch Spenden eines engagierten Fördervereins aufgebracht – ohne öffentliche Gelder. Eine solche zivilgesellschaftliche Initiative sei, so Fritsch, eine wirkliche Besonderheit.

Obwohl einige lokale Medien das Projekt aufgrund unterschiedlicher Deutungen des historischen Vertrags als „umstritten“ bezeichnen, bleibt Fritsch bewusst außerhalb der Debatte: „Ich bin kein Historiker, sondern Künstler. Mein Beitrag ist eine künstlerische Perspektive auf das Thema Frieden – keine geschichtliche Bewertung.“

Das Denkmal wird am 9. Mai um 19 Uhr auf dem Münstlerplatz in Weingarten feierlich eröffnet.