Fulminanter Abschluss der Meisterkonzerte-Saison

Kultur / 14.05.2025 • 15:02 Uhr
Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Fazil Say udo mittelbergerriss mit Ravels Klavierkonzert und seinen zwei Zugaben das Publikum zu Standong Ovations hin.

Das City of Birmingham Symphony Orchestra begeisterte gemeinsam mit Fazil Say im Festspielhaus.

Bregenz Mit einem fulminanten Konzertabend ist am Dienstag die aktuelle Saison der Bregenzer Meisterkonzerte zu Ende gegangen. Unter der Leitung des charismatischen Kazuki Yamada präsentierte sich das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) im Festspielhaus Bregenz auf höchstem Niveau. Ein besonderes Highlight des Abends war der Auftritt des international gefeierten Pianisten Fazıl Say, der das Publikum restlos begeisterte.

Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Meisterliche Klangwelten beim Finale der Bregenzer Meisterkonzerte mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra. udo mittelberger

Den Auftakt bildete Hector Berlioz’ festliche Ouvertüre „Le carnaval romain“, eine musikalische Hommage voller strahlender Orchesterfarben und mitreißender Rhythmen. Erster Höhepunkt war jedoch zweifellos Maurice Ravels Klavierkonzert in G-Dur. Schon im ersten Satz, dem lebhaften Allegramente, begeisterte Fazıl Say mit einer packenden Interpretation, in die das Orchester mal energisch, mal subtil jazzige Einwürfe einfügte. Gemeinsam meisterten Say und Yamada die komplexen Wechsel zwischen beschwingter Leichtigkeit und schwelgerischer Lyrik und eröffneten eine faszinierende musikalische Welt, die zwischen energischen Ausbrüchen und verträumter Poesie changierte.

Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say udo mittelberger

Besonders eindrucksvoll gelang der zweite Satz, das Adagio assai, das schon von der Komposition her von tiefer Schönheit geprägt ist. Says Interpretation berührte zutiefst, wenn er die Pianissimo-Passagen mit so außerordentlicher Klarheit und zugleich ergreifender Zerbrechlichkeit gestaltete, dass seine Töne wie geflüsterte Geheimnisse durch den Saal schwebten. Das Publikum lauschte nahezu atemlos gebannt dieser fast unwirklichen Intimität.

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Nach einem furiosen Finale folgte als Zugabe Says eigene Improvisation über Mozarts berühmtes „Rondo alla Turca“. Diese kurze Darbietung geriet zu einem wahren Feuerwerk pianistischer Virtuosität und spielerischer Kreativität. Doch Fazıl Say hatte noch ein weiteres Geschenk für sein Publikum parat: Eine zweite Zugabe, seine Interpretation von Gershwins Klassiker „Summertime“, versetzte den Saal in kollektive Begeisterung. Die einfühlsame und zugleich kraftvolle Interpretation ließ den Wunsch aufkommen, die Musik möge niemals enden – ein sicheres Zeichen dafür, Zeuge eines außergewöhnlichen Konzertabends geworden zu sein.

Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say udo mittelberger

Nach der Pause widmete sich das CBSO Leonard Bernsteins „Sinfonischen Tänzen“ aus der „West Side Story“. In diesem drei Jahre nach der Broadway-Premiere entstandenen Werk hatte Bernstein zentrale Momente seiner berühmten Bühnenmusik zu einer brillanten sinfonischen Suite verdichtet. Das Orchester bot im eröffnenden Prolog Allegro moderato zunächst eine zurückhaltende, zu saubere Interpretation, fand aber schnell zu einer beeindruckenden gefühlvollen Intensität. Spätestens beim mitreißenden „Mambo“ brachen sich temperamentvolle Spielfreude und mitreißender Rhythmus Bahn und ließen den Saal pulsieren.

Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say udo mittelberger

Die Sinfonischen Tänze demonstrierten eindrucksvoll Bernsteins Fähigkeit, Orchester und Publikum gleichermaßen in eine lebendige Erzählung einzubeziehen. Besonders berührend war der berühmte Abschnitt „Somewhere“, der mit schwebender Melancholie die Sehnsucht nach einer besseren, friedlicheren Welt musikalisch nachzeichnete. Hier erwies sich das CBSO unter Kazuki Yamada einmal mehr als idealer Vermittler von Bernsteins zutiefst humanistischer Botschaft.

Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say
Bregenzer Meisterkonzerte Fazil Say udo mittelberger

Zum Abschluss stand Ravels geheimnisvolles und faszinierendes Werk „La Valse“ auf dem Programm. Hier zeigten Yamada und das CBSO noch einmal ihre ganze Klasse: Sie führten das Stück von anfänglich schwebenden Walzerklängen zu einer dramatischen Klimax, die in ihrer Intensität fast erschütternd wirkte. So endete der Abend mit einer musikalischen Apotheose, die sowohl die strahlende Eleganz als auch die tiefe Ambivalenz dieser außergewöhnlichen Komposition meisterhaft einfing.