Saisonabschluss mit Strauss, Berg und Rachmaninow

SOV präsentierte Wiener Walzerglanz, intime Liedkunst und spätromantische Orchesterdichte.
Bregenz Das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) unter der Leitung von Leo McFall lud am 18. Mai 2025 zum Saisonabschlusskonzert ins Festspielhaus Bregenz. Auf dem Programm standen Richard Strauss’ Suite aus der Oper „Der Rosenkavalier“, Alban Bergs „Sieben frühe Lieder“ sowie nach der Pause Sergei Rachmaninows „Symphonische Tänze op. 45“. In dieser ausgewogenen Programmgestaltung trafen Wiener Walzerglanz, intime Liedkunst und spätromantische Orchesterdichte aufeinander – eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich das Ensemble mit großem Engagement stellte.

Den opulenten Auftakt gestaltete McFall mit der bekannten Suite, die er mit eleganter Gelassenheit und deutlich spürbarer Wiener Leichtigkeit anlegte. Die prächtigen Hornrufe des Eröffnungssatzes klangen nobel, die Streicher glitzerten, ohne ins Kitschige abzudriften. Insbesondere die charaktervollen Tempi im Ochs-Walzer bewiesen McFalls Gefühl für die tänzerische Spreizung zwischen Marsch und Walzer – ein Beleg dafür, dass auch ein englischer Dirigent „Wiener Walzerseligkeit“ erzeugen kann, wenn er mit heimischen Musikern vertraut ist. Wenngleich manche Dynamikkontraste etwas zahm blieben und es dem memorablen Klangbild an markanten Farben fehlte. Alban Bergs „Sieben frühe Lieder” entstanden zwischen 1905 und 1908 während seiner Studienzeit bei Arnold Schönberg. Sie zählen zu den bedeutendsten Liedzyklen der frühen Moderne. Die sieben Stücke, die einerseits für Singstimme und Klavier und andererseits für Stimme und Orchester komponiert wurden, zeichnen sich durch große stilistische Vielfalt aus. Sie reichen von spätromantischer Klangsprache bis hin zu ersten atonalen Momenten und verdeutlichen Bergs individuelle Synthese zwischen Tradition und Neuerung.

Mit Bergs Zyklus betrat die irische Mezzosopranistin Paula Murrihy die Bühne. Ihre klare, warm timbrierte Stimme verlieh den Texten eine unmittelbare Eindringlichkeit. In „Nacht“ bewies sie feines Timing und tiefes Einfühlungsvermögen, während sie im „Schilflied“ den schwebenden Übergang von chromatischer Verklärung zu subtilen Dissonanzen mit großer Sensibilität formte. In „Traumgekrönt” ließ sie Rilkes Bildsprache mühelos atmen. Murrihy, die bereits an der Met in New York und bei den Salzburger Festspielen gesungen hat, bewies hier eine souveräne Bühnenpräsenz und technische Sicherheit, durch die sie das Herz der Lieder in jedem Moment fühlbar machte.
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Nach der Pause stellte das Orchester unter McFall seine spätromantische Tonkunst unter Beweis. Die „Symphonischen Tänze” sind ein Werk voller Gegensätze: vom meditativen „Allegro“ bis zum forsch aufbrausenden Finale mit „Dies Irae“-Motiv. Der erste Satz war sorgfältig durchgearbeitet, doch das musikalische Gespräch zwischen Blech und Streicherhauptstimme blieb eine Spur zu wohlgeordnet. Die drohenden Untertöne des Dies Irae wirkten eher vorsichtig als düster. Im mittleren Walzer gelang dem SOV eine anmutige, wenn auch nicht ausgesprochen expressive Darbietung. Erst im energischen Schluss ließen die Musiker ansatzweise die dramatische Wucht aufblitzen, die man sich in diesem emotionalen Schlüsselwerk wünscht. Insgesamt blieb es bei Rachmaninow eher behutsam als mitreißend.

Die Strauss-Walzer funkelten dank der geschulten Blechbläser und die feine Artikulation beim Berg-Zyklus profitierte von der Präzision des Orchesters. Zugleich hätte man sich bei Rachmaninow gewünscht, dass McFall die emotionalen Extreme stärker hervorhebt und das Ensemble zu leidenschaftlicheren Ausbrüchen treibt. Insgesamt war es ein erfreuliches Konzert, das jedoch in puncto Tempi- und Dynamikdramaturgie an einigen Stellen zurückhaltender ausfiel, als es das Repertoire geboten hätte.