Schuld, Erinnerung und Gemeinschaft

Drei ganz unterschiedliche Produktionen im Theater am Saumarkt.
Feldkirch Das Theater am Saumarkt in Feldkirch zeigt sich im Juni 2025 einmal mehr als Ort für tiefgründige Auseinandersetzungen mit existenziellen Fragen und gesellschaftlicher Verantwortung. Drei Produktionen stehen exemplarisch für die inhaltliche Bandbreite des Hauses – vom erschütternden Kammerspiel über familiäre Spurensuche bis hin zu einem partizipativen Jugendprojekt.

Den Auftakt macht am Samstag, den 14. Juni um 19.30 Uhr, das Theaterprojekt „Die Summe des Ganzen“ von Danilo Lemp. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Steven Uhly begegnen sich ein junger Lehrer und ein Priester im Beichtstuhl. Was als ritualisierter Akt beginnt, entwickelt sich bald zu einem packenden Dialog über Schuld, Schweigen und die Macht der Worte. Der junge Mann ringt um Sprache für eine Tat, die ihn zeitlebens verfolgt. Der Priester, zunächst Zuhörer, wird in den Strudel moralischer Abgründe hineingezogen.

Die eindringliche Inszenierung – gespielt von Danilo Lemp und Roman Wegmann, musikalisch begleitet von Alicia Bella Carreno, Markus Schweiger-Bella und Lemp selbst – öffnet einen Raum für Reflexion und Austausch: Im Anschluss diskutieren Theaterpädagoge Lemp und Doris Bauer-Böckle (Kath. Kirche Vorarlberg) unter der Moderation von Markus Schweiger-Bella mit dem Publikum über die Themen Missbrauch, Schutz und Heilung.

Am Sonntag, dem 15. Juni um 10.30 Uhr, nimmt die Dornbirner Autorin Irmgard Kramer im Rahmen der Biographie-Reihe ihr Publikum mit auf eine sehr persönliche Spurensuche. „Hilda – Meine Großmutter, der Nationalsozialismus und ich“ erzählt von Kramers Rechercheauftrag zu NS-Biografien in Dornbirn und der unerwarteten Konfrontation mit der eigenen Familiengeschichte. Packend, mit leiser Ironie und großer literarischer Kraft stellt Kramer Fragen nach Erinnerung, Verdrängung und Verantwortung. Die Veranstaltung findet im Rahmen der neuen Reihe „Erbschaft einer Stadt“ des Stadtmuseums Dornbirn statt.

Den Abschluss bildet das Theaterprojekt „Was uns zusammenhält“ am Dienstag, den 17. Juni um 19 Uhr – ein Beitrag der 4a-Klasse der MS Levis zum 100-jährigen Jubiläum der Stadtvereinigung Feldkirchs. In Zusammenarbeit mit Autor Jürgen-Thomas Ernst und Regisseurin Brigitte Walk entstand ein lebendiges Stück über Konflikte zwischen Bauern und Fabrikanten vor der Vereinigung 1925 und über die heutigen Gedanken junger Menschen zu Gemeinschaft und Zusammenhalt. Der Eintritt ist frei – die Botschaft unbezahlbar.
