Wolfegger Konzerte mit Walzern und Kirchenkonzert

Kultur / 30.06.2025 • 13:38 Uhr
Wolfegger Konzerte
Auch in diesem Jahr waren die Wolfegger Konzerte wieder ein Highlight. helmut Voith

Manfred Honeck präsentierte Neujahrskonzert im Hochsommer sowie Rachmaninoff und Mendelssohn-Bartholdy.

Wolfegg Am Samstagabend löste das Orchesterkonzert im Rahmen der Wolfegger Konzerte helle Begeisterung aus – ein buntes Neujahrskonzert im Hochsommer. Das Konzert stand ganz im Zeichen des zweihundertsten Geburtstags von Johann Strauß Sohn und präsentierte nicht nur den „Schani“, sondern auch Evergreens von Robert Stolz, Franz Lehar und Strauß‘ Bruder Josef. Ein heiteres, beschwingtes Konzert mit Ohrwürmern wie dem Kaiserwalzer, dem Walzer Wiener Blut und immer neuen Polkas, mit denen das Staatsorchester Stuttgart unter Manfred Honecks anfeuernder Leitung dem Publikum im ausverkauften Rittersaal von Schloss Wolfegg bei 30 Grad Sommerhitze kräftig einheizte.

Wolfegger Konzerte
Die polnische Sängerin Magdalena Lucjan glänzte mit ihrem wunderschönen Sopran. helmut voith

Glanzlichter setzte die bezaubernde junge polnische Sopranistin Magdalena Lucjan, angefangen bei Robert Stolz‘ „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ und dem Vilja-Lied der „Lustigen Witwe“. Mit trillernden Koloraturen und köstlichem Spiel erntete sie als Adele helle Begeisterung, ob mit der entrüsteten Arie „Mein Herr Marquis“ oder mit den immer neuen Verwandlungen der „Unschuld vom Lande“. Noch weitere Überraschungen hielt das Konzert bereit, als vier Wolfegger Kinder mit knatternden Rätschen die Polka „Plappermäulchen“ begleiteten, die Musiker bei „Donner und Blitz“ ihre Schirme aufspannten oder zuletzt ein Musiker als Waffenschmied zur Amboss-Polka kräftig auf dem Amboss hämmerte. Ein prächtiges quasi Heimspiel Honecks, der das Orchester in seiner Stuttgarter Zeit jahrelang geleitet hatte.

Wolfegger Konzerte
Wolfegger Konzerte

Tief berührend war dann am Sonntagnachmittag das Kirchenkonzert im Rahmen der Wolfegger Konzerte. Wie schon am Samstag hat Manfred Honeck wieder das Staatsorchester Stuttgart dirigiert, zu dem er aus seiner Zeit als Operndirektor noch immer eine innige Verbindung hat. Auch die Sopranistin Magdalena Lucjan, die tags zuvor als Adele gegirrt hatte, fügte sich nun wunderbar in Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie-Kantate Nr. 2 B-Dur „Lobgesang“ ein, zusammen mit der dänisch-neuseeländischen Sopranistin Louise McClelland und dem heldischen Tenor Benjamin Bruns. Zur Einführung hatte Manfred Honeck Sergej Rachmaninoffs Ave Maria (Bogodoritse Devo) aus der Ganznächtlichen Vigil op. 37 für Chor a cappella gewählt. Wunderbar erhoben sich die Stimmen des Philharmonischen Chors München in dieser zutiefst spirituellen Musik mit orthodoxem Flair aus geflüstertem Pianissimo, steigerten sich wellenartig, bis sie wieder im Nichts versanken. Übergangslos schloss Honeck Mendelssohns Sinfonia an. Vielfarbig und innig gestalteten die Stuttgarter Musiker dieses Werk, wobei Honeck die Kontraste zwischen majestätischem Allegro, zart schwingendem Allegretto mit betörenden Soli der Holzbläser und weihevollem Adagio religioso hervorhob. Der hier immer deutlicher angeklungene Psalm „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ kam in der Kantate geradezu zur Explosion, wenn der Chor einsetzte und die Sopranistin das Lob Gottes fortsetzte. Kraftvoll und voller Wärme pries der Tenor die Erlösung, rühmte Gottes Güte. Auch das Zuversicht und Hoffnung ausstrahlende Duett der beiden Soprane umfing die Zuhörer voller Wärme. Mit Engelsstimme setzte die Sopranistin die vom Tenor angestimmte Erkenntnis der Erleuchtung fort: „Die Nacht ist vergangen!“ Ein leuchtender Chor bekräftigte noch einmal: „Die Nacht ist vergangen!“ Still intonierte der Chor darauf den Choral „Nun danket alle Gott“. In immer neuen jubelnden Crescendi pries er Gottes Herrlichkeit. Tief zu Herzen ging es, wenn er zuletzt zum Psalm „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ zurückkehrte. Nach dem intensiven Erlebnis ließen die einsetzenden Glocken das Gemüt zur Ruhe kommen.

Christel Voith