Fünf herausragende Künstler des 20. Jahrhunderts

Publikation über John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly.
Die Buchpublikation aus dem Verlag Schirmer/Mosel zur Ausstellung »Fünf Freunde« im Museum Brandhorst beleuchtet ein zentrales Kapitel amerikanischer Kunstgeschichte: das kreative Netzwerk um John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly.
Im Mittelpunkt der Publikation steht John Cage als geistiger Motor des Kreises. Der Komponist, der mit seinen Konzepten der Stille, des Zufalls und der Alltagsgeräusche einen radikalen Bruch mit traditionellen Auffassungen von Musik vollzog, übte nicht nur auf die Künste, sondern insbesondere auf seine Lebenspartner und engsten Freunde tiefgreifenden Einfluss aus. Merce Cunningham, Choreograph und Tänzer, setzte Cages Ideen in Bewegungskunst um und etablierte 1953 gemeinsam mit ihm die Merce Cunningham Dance Company, für die Rauschenberg und später Johns als Bühnen- und Kostümbildner tätig waren. Das Buch analysiert, wie Cages Experimentierfreude und die Zufallskomponente zum Nährboden für die interdisziplinäre Arbeit der gesamten Gruppe wurden.
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Ein eigenes Kapitel widmet sich Robert Rauschenberg, seinem »White Painting«-Konzept und der ersten Zusammenarbeit mit Cy Twombly. Die ikonische »Bed«-Arbeit von 1955, bei der Rauschenberg sein eigenes Bettzeug auf die Leinwand montierte und bemalte – unterstützt von Twomblys spontanen Kritzeleien – wird sowohl ikonographisch als auch im Kontext der damals neuen Aktions- und Performancekunst erschlossen. Die Publikation beschreibt detailliert, wie Rauschenbergs Assemblagen und Twomblys frühe, expressive Linienfindungen im Spannungsfeld zwischen Objektkunst und gestischer Malerei entstanden.
Jasper Johns, der 1954 als fünfter im Freundeskreis aufgenommen wurde, bildet den dritten Schwerpunkt. Sein Durchbruch mit den Motiven der amerikanischen Flagge und Zielscheibe knüpfte an Rauschenbergs objekthafte Erweiterung der Malerei an und verhalf dem gesamten Kreis zu internationaler Aufmerksamkeit. Die Publikation untersucht Johns’ Verhältnis zu Rauschenberg – von intensiver Zusammenarbeit bis zur 1961 vollzogenen Trennung – und beleuchtet, wie Johns’ Interesse an Symbolen und Alltagsgegenständen die konzeptuelle Malerei mitprägte.
Cy Twombly schließlich wird vor allem unter dem Aspekt seiner späten Werke präsentiert: der farbintensive »Lepanto-Zyklus« von 2001 und die großformatigen Rosenbilder ab 2008, die eine Brücke schlagen zwischen mythologischer Erzählung und expressiver Geste. Rückblickend verfolgt das Buch Twomblys Werdegang von seinem ersten Kontakt mit Cages und Rauschenbergs weißen Gemälden 1952 am Black Mountain College bis hin zu seinen poetisch-abstrakten Spätwerken.
Die Ausstellung im Museum Brandhorst, kuratiert von Achim Hochdörfer und Yilmaz Dziewior, dem ehemaligen Direktor des Kunsthaus Bregenz, rückt zudem die offenen, manchmal provokanten Bezüge zur historischen Homosexualität der Protagonisten in den Fokus. Rauschenberg und Twombly, Cage und Cunningham lebten in dicht verwobenen Liebes- und Arbeitsbeziehungen, die das Kunstschaffen nachhaltig prägten und in der damaligen Gesellschaft kontrovers diskutiert wurden.