Sol Gabetta feiert mit Brahms und Freunden

Kultur / 04.07.2025 • 12:36 Uhr
Sol Gabetta
Sol Gabetta feierte das 20-jährige Jubiläum ihres Festivals mit zwei Werken von Brahms. benno hunziker

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Solsberg Festivals fand ein besonderes Konzert statt.

Rheinfelden Es war ein Fest der Kammermusik, ein Fest der musikalischen Freundschaft, der Intensität und der klanglichen Weite: Zum 20. Jubiläum des Solsberg Festivals versammelte sich am Donnerstagabend in der ehrwürdigen Stadtkirche Rheinfelden eine erlesene Runde international gefeierter Streicherinnen und Streicher – allen voran Sol Gabetta, die künstlerische Leiterin des Festivals und international gefeierte Cellistin, die das Jubiläumskonzert nicht nur kuratierte, sondern auch selbst mitprägte.

Sol Gabetta
Sol Gabetta ist eine der bekanntesten Cellistinnen der Welt. benno hunziker

In Vorarlberg ist Sol Gabetta längst keine Unbekannte mehr. Mit regelmäßigen Auftritten bei den Bregenzer Meisterkonzerten oder der Schubertiade hat sie sich ein treues Publikum erspielt – umso reizvoller, sie nun in ihrem eigenen Festivalrahmen zu erleben. An ihrer Seite: die norwegische Star-Geigerin Vilde Frang, die hochmusikalische Hana Chang, die beiden Bratschisten Lawrence Power und Timothy Ridout sowie der französische Cellist Victor Julien-Laferrière – allesamt Solisten mit Weltformat, die sich für diesen Abend in ein ebenso sensibles wie homogenes Ensemble verwandelten.

Sol Gabetta
Das Konzert fand im wunderschönen Ambiente der Stadtkirche Rheinfelden statt. benno hunziker

Auf dem Programm standen zwei Werke von Johannes Brahms, die exemplarisch für seine Kunst der kammermusikalischen Verdichtung stehen: das Streichquintett Nr. 1 F-Dur, op. 88 vor der Pause und das Streichsextett Nr. 1 B-Dur, op. 18 im zweiten Teil des Abends.

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Jubiläumskonzert beim Solsberg Festival. benno hunziker

Mit dem 1882 entstandenen Quintett wagte Brahms den Schritt über das klassische Quartett hinaus und entschied sich – untypisch, aber wirkungsvoll – für eine Besetzung mit zwei Bratschen statt eines zweiten Cellos. Die dadurch entstehende mittige Wärme war in Rheinfelden nicht nur zu hören, sondern zu spüren. Lawrence Power und Timothy Ridout zeichneten die Bratschenlinien mit feinem Gespür für Ausgleich und Schattierung. Der Kopfsatz begann fast verhalten mit einem weit gespannten Cellothema, das Sol Gabetta mit zurückhaltender Eleganz gestaltete und das sich bald in ein eng verwobenes Motivgeflecht verwandelte, wie es nur Brahms zu knüpfen vermochte. Der zweite Satz, eine ernste, fast barock anmutende Passacaglia, brachte die expressive Tiefe des Ensembles zum Vorschein. Hier wurde nicht interpretiert, sondern gedeutet – mit Klarheit, Empfindung und einem tiefen Verständnis für Brahms’ romantische Transformationen. Im tänzerischen Finalsatz schließlich zeigte das Ensemble Humor, Beweglichkeit und Leichtigkeit, ohne an Präzision zu verlieren.

Sol Gabetta
Jubiläumskonzert beim Solsberg Festival. benno hunziker

Nach der Pause stand das frühere der beiden Werke auf dem Programm: das Streichsextett in B-Dur, op. 18, das Brahms im Jahr 1860 vollendete.
Obwohl es sich um ein sogenanntes Frühwerk handelt, offenbart es eine Reife, wie man sie nur selten bei Komponisten unter 30 Jahren findet. Auch hier wurde Brahms’ Vorliebe für dunkle, warme Klangräume spürbar, die durch die doppelte Cello-Besetzung ermöglicht wurde. Julien Laferrière und Gabetta bildeten ein Cello-Paar, das nicht auf Wirkung, sondern auf Tiefe setzte: erdend, atmend, mit leuchtendem Ton.

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Jubiläumskonzert beim Solsberg Festival. benno hunziker

Der erste Satz – ein wiegender Auftakt mit großer Melodie – klang weit und frei. Das Variationen-Andante in d-Moll war von stiller Melancholie durchzogen und zeigte eine feine Abstufung der Farben. Das Scherzo war rhythmisch kernig und klanglich differenziert und ließ die Virtuosität aller Beteiligten aufblitzen, ohne sie in den Vordergrund zu stellen. Im Rondo-Finale schließlich: Heiterkeit ohne Leichtsinn, Spielfreude ohne Eitelkeit.

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Jubiläumskonzert beim Solsberg Festival. benno hunziker

Mit diesem Konzert zum 20-jährigen Jubiläum bewies das Solsberg Festival einmal mehr, warum es zu den feinsten Kammermusikfestivals im deutschsprachigen Raum zählt.