Von Mut und Überleben im zweiten Weltkrieg

Kultur / 15.08.2025 • 13:05 Uhr
Cover: Susanne Pfankuch: „Privilegiert diskriminiert. Aus Tagebüchern und Briefen des jungen Berliners Peter Pfankuch von 1939 bis 1945“, Vergangenheitsverlag, 320 Seiten
Susanne Pfankuch: „Privilegiert diskriminiert. Aus Tagebüchern und Briefen des jungen Berliners Peter Pfankuch von 1939 bis 1945“, Vergangenheitsverlag, 320 Seiten

Autorin und Tochter Susanne Pfankuchs begibt sich auf eine Spurensuche nach ihrem Vater.

Tagebuch Hunderte, wenn nicht Tausende Kinder und Jugendliche haben während des Zweiten Weltkriegs Tagebuch geführt. Auch Peter Pfankuch (1925 bis 1977). Er beginnt als 13-Jähriger, Tagebuch zu schreiben. Jetzt veröffentlicht seine in Zürich lebenden Tochter und Historikerin Susanne Pfankuch die Aufzeichnungen als Buch unter dem Titel „Privilegiert diskriminiert – Die Tagebücher von Peter Pfankuch“. Das einmalige Zeitdokument erstreckt sich über den Zeitraum von 1939 bis 1945. Der Architekt und Mitglied der Akademie wächst in Berlin in der Zeit des Nationalsozialismus auf. Seine Lebenswelt ist von zunehmender Ausgrenzung geprägt, da er als „Halbjude“ gilt. Die Familie lebt nahe am Abgrund: Der Vater verliert die Arbeit, die Mutter fürchtet die Deportation, er selbst erhält Schulverbot. Wenige Wochen vor seinem 17. Geburtstag, am 21. Juni 1942 schriebt der Teenager: ein schrecklicher Brief von Ginilein! In ihm kündigt Tante Gini/Regina an, dass sie und ihre geistig behinderte Schwester deportiert werden. Drei Tage später wurden die beiden mit 463 anderen Juden aus Königsberg in die Nähe von Minsk gebracht und ermordet.

Diese Tagebücher sind nicht vergleichbar mit denen der Anne Frank. Pfankuch ist nicht das männliche Pendant zu ihr. Dennoch gibt es Parallelen, dennoch schreibt hier ein junger Mensch im Verborgenen seine Alltagsbeobachtungen über eine ihm feindliche Welt auf. Als er den Architekten Hans Scharoun kennenlernt, kann er im Krieg für ihn arbeiten. Pfankuch wird später selbst Architekt. Als Teil der Bürogemeinschaft Fehling-Gogel-Pfankuch zeigt er sich unter anderem für den Berlin-Pavillon in der Straße des 17. Juni, Ecke Klopstockstraße im Hansaviertel verantwortlich. Außerdem prägte er als Stadtplaner maßgeblich Teile von Berlin-Neukölln, darunter die Gropiusstadt. In diesem historischen Werk, erschienen im Vergangenheitsverlag Berlin, können sich auch jugendliche Leser mit der Hauptfigur identifizieren und so Geschichte kennenlernen. Es ist wichtig, aus dem Heute einen Blick auf Zeitgeschichte zu werfen und zu zeigen, wie das Thema nach wie vor präsent ist. Außerdem wirft es die Fragen auf: Was hat das mit uns zu tun und wie geht es uns heute mit der Geschichte? CRO