Klang von Licht und Leben

Kultur / 27.10.2025 • 11:26 Uhr
Klang von Licht und Leben
Der italienische Dirigent Francesco Angelico leitete das Orchester mit klaren Zeichen und einer spürbaren Gestaltungsabsicht. Dietmar Mathis

Francesco Angelico und das Symphonieorchester Vorarlberg im Bregenzer Festspielhaus.

Bregenz Beim zweiten Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Vorarlberg stand ein sorgfältig aufgebautes Programm auf dem Plan, das in seiner Durchführung gleichermaßen durchdacht wie spannungsvoll wirkte. Der italienische Dirigent Francesco Angelico, 1977 in Caltagirone auf Sizilien geboren, von 2013 bis 2017 Chefdirigent des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck und ab der Saison 2017/18 Generalmusikdirektor (GMD) des Staatstheaters Kassel, leitete das Orchester mit klaren Zeichen und einer spürbaren Gestaltungsabsicht. Er vermied plakative Mittel und setzte stattdessen auf klangliche Balance, rhythmische Präzision und einen fein austarierten Spannungsverlauf.

Klang von Licht und Leben
Die scharf konturierte rhythmische Basis und die sehr präzise agierenden Streicher sorgten für ein subkutanes Brodeln.

Den Auftakt bildete der Ballabile aus Giuseppe Verdis “Macbeth”, jenes Ballett, das Verdi 1865 für die Pariser Fassung nachträglich komponierte. Anstatt den höfischen Glanz zu betonen, legte Angelico eine subtile Unruhe darunter. Die scharf konturierte rhythmische Basis und die sehr präzise agierenden Streicher sorgten für ein subkutanes Brodeln. Die Holzbläser setzten gezielte Farbakzente, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Die Interpretation entfaltete eine eigene Lesart: keine höfische Repräsentation, sondern ein tänzerisch maskierter Kommentar zur Ambivalenz der Macht.

Klang von Licht und Leben
Auf einem Wiener Kontrabass von Martin Stoß aus dem Jahr 1827 spielte Marc André den Solopart mit bemerkenswerter Virtuosität und großer Präzision.

Den Höhepunkt des Konzerts bildete Giovanni Bottesinis Konzert für Kontrabass Nr. 2, dargeboten von Marc André (* 2002), einem jungen Solisten mit französisch-österreichischem Hintergrund. Auf einem Wiener Kontrabass von Martin Stoß aus dem Jahr 1827 spielte er den Solopart mit bemerkenswerter Virtuosität und großer Präzision. Die lyrischen Passagen nutzte er für lange, sauber gezogene Linien, die einen vokalen Charakter hatten. Das Finale gelang mit technischer Brillanz und einem präzise gesetzten rhythmischen Impuls. Angelico und das Orchester blieben auch hier aufmerksam im Dialog, sorgten für Transparenz und übernahmen, wo es notwendig war, unaufdringlich die Führung. Als Zugabe gab André ein eindrucksvolles Beispiel aus dem Werk “Molitivi” (Gebete) des bulgarischen Komponisten, Dirigenten und Kontrabassisten Emil Tabakov (* 1947) zum Besten. Das Publikum war zu Recht begeistert und spendete großen Applaus.

Klang von Licht und Leben
Klang von Licht und Leben
Den Höhepunkt des Konzerts bildete Giovanni Bottesinis Konzert für Kontrabass Nr. 2, dargeboten von Marc André.

Nach der Pause folgte mit Robert Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur op. 61 ein Werk, das oft als Spiegelbild der inneren Spannungen des Komponisten verstanden wird. Angelico vermied auch hier jede Überhöhung. Der eröffnende Trompetenruf klang nicht triumphal, sondern wie eine formbewusste Geste der Selbstvergewisserung. Im Scherzo setzte er auf rhythmische Durchzeichnung, die von den Streichern und den Bläsern mit klarer Artikulation getragen wurde. Die Fugenstruktur blieb stets durchhörbar.

Klang von Licht und Leben
Das Publikum war zu Recht begeistert und spendete großen Applaus.

Das Adagio espressivo bildete den Kern der Aufführung. Hier ließ Angelico Zeit für Entwicklung, ohne den Fluss zu verlieren. Die Streicher agierten geschlossen mit breitem Atem, die Holzbläser hielten den Ton weich und homogen. Die Hörner fügten sich mit kontrollierter Klanggebung in das Gesamtbild ein. Im Finalsatz, der bisweilen mechanisch wirken kann, schuf Angelico einen organischen Bogen. Das abschließende C-Dur geriet dabei nicht triumphal, sondern ruhig und fast kontemplativ.

Klang von Licht und Leben
Das Symphonieorchester Vorarlberg zeigte sich in ausgezeichneter Form.

Was blieb, war der Eindruck einer sehr sorgfältig vorbereiteten und gut aufeinander abgestimmten Darbietung. Das Symphonieorchester Vorarlberg zeigte sich in ausgezeichneter Form. Francesco Angelico stellte nicht sich, sondern das Werk in den Mittelpunkt – mit Genauigkeit, Übersicht und einer klaren Vorstellung vom musikalischen Verlauf.

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