“Dracula”: Liebeskranke Inkarnation des berühmten Blutsaugers

Luc Besson zeigt sich von seiner romantischen Seite und Christoph Waltz spielt den Erlöser.
Fantasy Luc Besson hatte versprochen, er würde Bram Stokers Romanfigur neu erfinden, den Sarg abstauben und die spitzen Eckzähne polieren. Mit “Dracula – Die Auferstehung” injiziert der Franzose dem Mythos leider kein frisches Blut. Es lohnt sich dennoch für all jene, die ihre Vampirgeschichten mit ein bisschen Camp mögen. Bessons neuer Lieblingsschauspieler Caleb Landry Jones ist ein würdiger liebeskranker Untoter, der von Christoph Waltz mit dem Kruzifix heimgesucht wird.

Nach seinem pelzigen Comeback mit “DogMan” wollte der “Léon”-Regisseur erneut mit Caleb Landry Jones (“Harvest”) gemeinsame Sache machen. Das ist nur verständlich. Der rotblonde, sommersprossige Texaner, der auch in Peter Brunners “To the Night” mitspielte, ist ein ausdrucksstarker Darsteller, der sich auf tiefgründige, exzentrische Figuren spezialisiert hat.
Er spielt Prinz Vlad, Graf von Drācul, dem wir im 15. Jahrhundert begegnen, als er gerade heißen Sex mit seiner Elisabeta (eine feine Zoë Bleu) hat. In einer Montage machen die zwei Turteltauben Kissenschlachten und spielen erotische Spielchen mit dem Abendessen. Da wird Vlad in den Krieg gegen die Osmanen gerufen. Seine Untergebenen müssen ihn regelrecht von den Lippen seiner Geliebten wegzerren. Sie kann ohne ihn nicht leben, sagt sie, und er nicht ohne sie, schwört er.

Um sie vor einem Angreifer zu retten, spießt er seine Geliebte leider wenige Szenen später versehentlich in einem verschneiten Feld voller Wolfsfallen auf. Der Rest ist den meisten wohl bekannt. Er verflucht Gott und die Kirche und wird dazu verdammt, durch die Jahrhunderte zu wandern, immer auf der Suche nach der Reinkarnation der einzigen Frau, die er je geliebt hat.
400 Jahre später wird Christoph Waltzs Priester – Sarkasmus und Grinsen sind intakt -, der hier für Stokers Vampirjäger Van Helsing einsteht, nach Paris zu einem heiklen Fall gerufen, in dem es um eine lüsterne Vampirin (Matilda DeAngelis) geht, die womöglich Draculas wiedergeborene Braut gefunden hat. Ihr Name ist Mina (auch Bleu) und Vlad, der nun aussieht wie eine Parodie von Gary Oldman in Coppolas Kultfilm “Bram Stoker’s Dracula”, verjüngt sich mit etwas menschlichem Bordeaux, um Mina für sich zu gewinnen.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Im Großen und Ganzen ist Bessons “Dracula” ein Remake, das es nicht gebraucht hätte. Die Kostüme, die Kulissen und der Soundtrack von Danny Elfman sind bezaubernd, aber ihm fehlt die Finesse, die Originalität – und der Gruselfaktor, weil das Ganze droht, in eine Farce abzurutschen. Sein einziger Pluspunkt ist, dass er den armen Kerl zum Mörder seiner Frau und damit zum Komplizen in seiner eigenen Tragödie macht – ein Gedanke, den der Film leider nicht erforscht.
Der englische Untertitel des Films “A Love Tale”, also eine Liebesgeschichte, ist eigentlich viel zutreffender als der deutsche. Caleb Landry Jones hat Feuer im Herzen. Er wird wahnsinnig vor Liebeskummer. Sein Dracula wirft sich auf das Grab seiner Geliebten, er taucht seine Hände in ihre Asche, und springt wieder und wieder aus dem Fenster, um seinem Dasein ein Ende zu bereiten.

Um sie zu finden, lässt er sich in Florenz sogar ein Liebeselixier brauen, dass ihn unwiderstehlich macht, was in einer Pyramide aus lüsternen Nonnen kulminiert, die sich an dem unwiderstehlichen Teufel rekeln (Patrick Süskind lässt grüßen). Besson wollte dem berühmten Stoff seinen eigenen Biss aufdrücken, stumpft sich allerdings mit der eigenen Einfallslosigkeit und Irrelevanz die Reißzähne dabei ab.
Dracula: Die Auferstehung
Regie: Luc Besson
Mit: Zoë Bleu, Christoph Waltz, Caleb Landry Jones, Guillaume de Tonquédec, Matilda de Angelis
Start: 30. Oktober