“Das größte Museum in der Geschichte der Menschheit”

Kultur / 02.11.2025 • 13:30 Uhr
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Die Eröffnung sollte ein Ereignis nach pharaonischem Maßstab sein, mit Feiern über drei Tage. apa

Der monumentale Bau des neuen Großen Ägyptischen Museums beheimatet in zwölf Ausstellungshallen mehr als 100.000 Stücke aus der pharaonischen, griechischen und römischen Antike.

Kairo Das Große Ägyptische Museum nahe den Pyramiden von Giseh ist am Samstagabend mit einer Zeremonie feierlich eröffnet worden. Dazu versammelten sich Staats- und Regierungschefs und internationale Prominenz an dem Museum, wo die Eröffnung mit Feuerwerk und einer Musik- und Lichtshow gefeiert wurde. Dabei wurden auch die Sphinx und die Pyramiden erleuchtet, Tänzer und Schauspieler zeigten eine Choreografie in Kostümen aus der pharaonischen Zeit.

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Die Musik-, Tanz- und Lichtshow für die feierliche Eröffnung ist an Pomp und Dramatik kaum zu überbieten.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi erklärte zur Eröffnung, das Museum beherberge die “riesigen Schätze der ägyptischen antiken Zivilisation”. In einer kurzen Ansprache sagte er: “Ich lade Sie ein, dieses Museum zu einer Plattform für Dialog, zu einem Hafen des Wissens und einem Treffpunkt der Menschheit zu machen.” Die Eröffnung sollte ein Ereignis nach pharaonischem Maßstab sein, mit Feiern über drei Tage. Der Samstag wurde in Ägypten zum Feiertag erklärt.

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Al-Sisi begrüßte Delegationen aus etwa 80 Ländern, rund die Hälfte davon angeführt von den jeweiligen Staatspräsidenten. Als Vertreterin Österreichs nahm Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) an den Feierlichkeiten teil. “Ein wichtiger Tag für Kultur, Geschichte und internationale Zusammenarbeit”, betonte Meinl-Reisinger. Im Rahmen der bilateralen Kooperation mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer wurde Irene Forstner-Müller, Leiterin der Außenstelle des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) in Kairo, in den wissenschaftlichen Beirat des Museums berufen. In dieser Funktion entwickelte sie ein Ausstellungskonzept für Funde aus Tell el-Dabʿa.

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Es gab ein Feuerwerk, Laserbilder berühmter Artefakte am Nachthimmel und fliegende Banner über den Pyramiden, die Besucher im “Land des Friedens” willkommen heißen.

Die Musik-, Tanz- und Lichtshow für die feierliche Eröffnung war an Pomp und Dramatik kaum zu überbieten. Sängerinnen und Tänzer in pharaonischen Kostümen erzählten rund zwei Stunden lang Höhepunkte der antiken Geschichte, sie boten Operngesang, aber etwa auch ein Duett in arabischer Sprache und im Dialekt der Nubier aus Oberägypten im Süden. Es gab ein Feuerwerk, Laserbilder berühmter Artefakte am Nachthimmel und fliegende Banner über den Pyramiden, die Besucher im “Land des Friedens” willkommen heißen.

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Das Museum solle eine “Plattform für Dialog, Hafen des Wissens und Treffpunkt der Menschheit” sein,

Mit dem GEM, wie das Museum, das am 4. November für Besucherinnen und Besucher öffnet, in Kurzform genannt wird, bekommen die wichtigsten Artefakte des alten Ägyptens ein prachtvolles neues Zuhause. Der monumentale Bau beheimatet in zwölf Ausstellungshallen mehr als 100.000 Stücke aus der pharaonischen, griechischen und römischen Antike – laut Betreibern das größte archäologische Museum der Welt. Oder, wie Präsident al-Sisi es formulierte, das “größte Museum in der Geschichte der Menschheit”.

Mit der Eröffnung endet eine jahrelange Wartezeit mit immer neuen Verzögerungen. Angekündigt wurde das Museum in den 1990er-Jahren, selbst der Beginn der Bauarbeiten liegt 20 Jahre zurück. Immer wieder kam etwas dazwischen – eine Revolution, politische Unruhen, eine Wirtschaftskrise, die Corona-Pandemie, schließlich noch der Krieg im benachbarten Gaza. Zugänglich sind weite Teile des GEM aber schon seit einem Jahr, der Lichthof mit der elf Meter hohen Statue von Ramses II. bereits seit 2023.

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Die Musik-, Tanz- und Lichtshow für die feierliche Eröffnung ist an Pomp und Dramatik kaum zu überbieten.

Mit der offiziellen Eröffnung ist nun auch der Grabschatz des Pharaos Tutanchamun zu sehen und damit die Kronjuwelen der Sammlung. Zum ersten Mal, seit der britische Archäologe Howard Carter 1922 die Grabkammer im Tal der Könige entdeckte, werden jetzt alle rund 5300 Stücke von “King Tut” gezeigt, 2000 davon sind noch nie öffentlich ausgestellt worden. Zum Schatz gehört auch die goldene Totenmaske des Kindkönigs, die zum wohl bekanntesten Symbol pharaonischer Zeiten wurde.

Als weiteres Highlight gilt die Sonnenbarke, die mutmaßlich für Pharao Cheops gebaut wurde. Das 4600 Jahre alte, 42 Meter lange Schiff war – zerlegt in 1200 Teile – an der Südseite der Cheops-Pyramide vergraben. Experten hatten es nach der Entdeckung 1954 in mühsamer Kleinstarbeit wieder zusammengebaut. Es gilt heute als ältestes noch intaktes Schiff weltweit.