„Wir müssen Frauen wie Maria Respekt zollen“

Kultur / 10.11.2025 • 15:00 Uhr
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Irmgard Kramer: “Ich hoffe, dass man das Theater lächelnd und berührt verlässt.” Irmgard Kramer

„Maria. On the Road mit unserer rumänischen Pflegerin“ feiert am 14. November Premiere.

Feldkirch Irmgard Kramer (56) hat sich als Autorin längst einen Namen gemacht. Jetzt verfasste die Wahl-Wienerin ihr erstes Bühnenstück. „Maria. On the Road mit unserer rumänischen Pflegerin“, inszeniert von VN-Kunst- und Kulturpreisträgerin Brigitte Walk. Die Premiere ist am Freitag, 14. November, 20 Uhr im Alten Hallenbad in Feldkirch.

Hatten Sie schon immer den Wunsch auch fürs Theater zu schreiben?

Kramer: Den Wunsch hatte ich schon, aber weil ich weiß, wie schwer es ist, jemanden zu finden, der den Text auf die Bühne bringt, habe ich bisher die Finger davongelassen. Was für ein Glück für mich, dass sich Brigitte Walk an mich gewandt hat.

Wie unterscheidet sich das Szenische Schreiben und die Stückentwicklung vom Verfassen einer Kindergeschichte?

Kramer: Das Handwerk ist dasselbe. Alle Texte beginnen mit einer leeren Seite, mit der Suche nach einer Erzählform, einer Stimme, einem Tonfall und einem Handlungsbogen. Ich probiere viel, immer in der Hoffnung, auf den Kern einer Geschichte zu stoßen. Manchmal zeigt sich der erst im Laufe der Arbeit.

Inwieweit konnten Sie bei der Inszenierung Einfluss nehmen? Wie viel Interpretationsspielraum haben die Schauspielerin beziehungsweise die Tänzerin?

Kramer: Ich wusste von Anfang an, dass auf der Bühne eine Schauspielerin, eine Tänzerin und eine Musikerin sein werden. Ich habe eine Art Flächentext geliefert.

War das Thema vorgegeben?

Kramer: Ja, von Brigitte Walk. Es ist ihre tief empathische, persönliche Geschichte zu Maria, einer rumänischen Pflegerin, die nach vielen Gesprächen auch zu meiner Geschichte wurde. Wir haben eng zusammengearbeitet.

Was macht das Stück „Maria“ einzigartig?

Kramer: Brigitte Walk ist mit Maria im Bus nach Rumänien gefahren und hat Interviews geführt. Viele Menschen sind in Marias Armen gestorben. Das ist auch der Kern ihrer Aufgabe – unsere Angehörigen in den Tod zu begleiten. Maria sagt: „Wenn mich jemand die ganze Nacht anruft, wenn ich oft aufstehen muss, wenn ich wickeln und putzen muss, das finde ich nicht schwer. Ich mache alle Arbeit gern. Aber wenn sie keine Kraft mehr haben, wollen sie nichts mehr, das ist ganz schwer.“

Das ist sehr berührend!

Kramer: Ja, vor allem mit welcher Empathie Marie den Menschen begegnet, hat mich bewegt.

Warum sollte man sich „Maria“ unbedingt anschauen?

Kramer: Ich finde, man sollte sich „Maria“ anschauen, um ihr und all diesen Frauen Respekt zu zollen, um sich anzuhören, was sie zu sagen hat, um einen anderen Blick zu bekommen, denn wir haben uns ja längst unsere eigene Schublade für diese „Ostfrauen“ gezimmert. Es ist so viel mehr als Pflege. Ich hoffe, dass man das Theater lächelnd und berührt verlässt.

Was geht in Ihnen vor, jetzt wo die Premiere in greifbare Nähe rückt?

Kramer: Ich finde es sehr aufregend. Wie einfühlsam Brigitte Walk inszeniert, und was wir auf die Bühne bringen, beeindruckt mich. Simona Vintilă trägt den ganzen Text allein vor. Marina Rützler tanzt und Philomena Juen liefert die Musik. Sehr gespannt bin ich auf die Videos von der Reise, die auf die Bühne projiziert werden.

Darf man mit weiteren Theaterstücken von Ihnen rechnen?

Kramer: Durchaus möglich.

Und das nächste Kinderbuch?

Kramer: Erscheint am 2. März 2026 bei Arena und heißt „Fanny, das Mädchen das Glück verteilt“. Darauf freue ich mich sehr.

Marion Hofer

Zur Person:
Irmgard Kramer
Geb. 1969
Wohnort: Wien
Beruf: Autorin
Hobbys: Vergangenen Mai hat es mich wegen Rückenschmerzen ins Fitnessstudio verschlagen – ein Ort, wo ich niemals hinwollte, seither verbringe ich dort viele Stunden, erstaunlicherweise macht mir die Schinderei Spaß. Und an meinen Mittwochabenden singe ich in die Ankerbrotfabrik in einem mitreißenden Gospelchor, für den ich viel üben muss. Bald ist das große Weihnachtskonzert.
Preise/Auszeichnungen: Österr. Jugendliteraturpreis für „17 Erkenntnisse über Leander Blum“
Termine

14 November, 20 Uhr (Premiere)
15 November, 20 Uhr
16 November, 18 Uhr mit anschließendem Fachgespräch
19 November, 20 Uhr
20 November, 20 Uhr
21 November, 20 Uhr
23 November, 18 Uhr

Tickets: karten.feldkirch-leben.at