Gottfried Bechtolds „#alterswerk #20“

Der Künstler zeigt seine neu gewonnene Freude an Farben und der Leichtigkeit der Materialien.
Hard Mit der neuen Ausstellung „#alterswerk #20“ zeigt sich Gottfried Bechtold, einer der bedeutendsten österreichischen Bildhauer und Konzeptkünstler, von einer Seite, die man in dieser Form von ihm selten erlebt hat: mit einer „gewonnenen Freude an der Farbe“, mit „Leichtigkeit in der Materialität“ und mit einem spürbaren Vergnügen am Schaffensprozess. „Früher waren meine Werke härter“, sagt der 1947 in Bregenz geborene Künstler. „Rückblickend war meine ärgste Arbeit, vom Gewicht und von der Intensität her, die Interkontinentale Skulptur für die UNO-City in Wien, 1986. Da habe ich fünf Megalithen aus fünf Kontinenten mit einem Gesamtgewicht von ca. 316 Tonnen nach Wien gebracht. Das war nicht nur gewichtsmäßig schwer, sondern auch diplomatisch.“

In der Galerie Maximilian Hutz in Hard präsentiert Bechtold nun eine Auswahl von Werkstücken, die diesen inneren Wandel sichtbar machen: 20 Ölbilder, 20 Ready-Made-Skulpturen und 20 Betonporsche-Multiples. Es ist ein Alterswerk, das sich mit Selbstironie auf die Zahl 20 stützt, als Zahl der Konzentration, der Balance, der Wiederholung und Variation zugleich. Die Ausstellung ist vom 15. November 2025 bis zum 31. Januar 2026 zu sehen und lädt ein, Bechtolds künstlerische Freiheit in ihrer jüngsten Form zu erleben.

Seine berühmteste Werkserie, der „Betonporsche“, hat Kunstgeschichte geschrieben. Als Bechtold 1971 einen Porsche 911 S in ein dreidimensionales Faksimile aus Beton verwandelte, „durchbrach er den Begriff der Skulptur und der Bildhauerei, ohne ein Vorbild zu haben“. „Ich wollte weg vom Menschen als Vorbild für die Skulptur“, erklärt er rückblickend. Was damals als Provokation galt, wurde zu einem Schlüsselwerk der Konzeptkunst: Ein Sinnbild von Agilität und Geschwindigkeit wurde zu einer 13,6 Tonnen schweren Paradoxie.

„Aufhänger für mich war die Paradoxie, die dahintersteckt“, sagt Bechtold.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des „Betonporsche“ schuf er 2021 das Multiple „Der Konstanzer“, eine exakte Miniaturausgabe des Originals in einer signierten Auflage von 911 Stück. Zwanzig noch verfügbare Exemplare sind in der Ausstellung zu sehen.„Schon damals war ich der Vision verfallen, dass das Auto eine Brückentechnologie ist. Das wird irgendwann, wenn auch nicht im Moment, zum Fossil.“

Doch im Zentrum von #alterswerk #20 steht heute die Farbe. Bechtolds 20 abstrakte Ölmalereien sind aus einer Serie von 200 Tierporträts (20 x 20 cm) aus dem Jahr 2020 hervorgegangen. Ausgangspunkt war ein altmeisterlich gemalter Elefant, aus dessen Palette neue, intuitive Gesten entstanden. „Mich faszinierte die unbekannte Expression des gemalten Tieres. Und doch sind Tierbild und Abstrakt von der Phänomenologie der Farbe her identisch, sie sind chemisch identisch.“ Die Gemälde lassen hier und da Formen erkennen, die an Skulpturen erinnern, ohne gegenständlich zu sein – sie bleiben offene, atmende Farbräume.
Schließlich widmet sich die Ausstellung auch der Serie der „Ready Maids“: entrindete, geglättete Astgabelungen, die Bechtold aus ihrem Kontext löst und in den Rang einer Skulptur erhebt.

Die Formen erinnern an weibliche Torsi, an organische Bewegung, an das, was Natur und Kunst gemeinsam erschaffen. Die Galerie zeigt zwanzig dieser Holzskulpturen in Höhen zwischen 13 und 180 Zentimetern. Die prominenteste, überdimensioniert und auf Hochglanz poliert, steht vor dem Bregenzer Festspielhaus als ein Symbol jener Freiheit, die Bechtold sich nun genehmigt: Eine gewisse Leichtigkeit, die gewonnene Freude an der Farbe und die Erinnerung an das Durchbrechen des Skulpturenbegriffs.
