Zwischen Anmut und hellem Glanz

Kultur / 17.11.2025 • 14:15 Uhr
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Das Ensemble Kontrapunkt präsentierte unter der Leitung von Dagmar Marxgut Gabriel Faurés Requiem op. 48. Andreas Marte

Ensemble Kontrapunkt mit Werken von Gabriel Fauré in Dornbirn-Oberdorf.

Dornbirn Unter der Leitung von Dagmar Marxgut präsentierte das Ensemble Kontrapunkt in der vollbesetzten Pfarrkirche Dornbirn-Oberdorf Gabriel Faurés Requiem, ein Werk, das eine Atmosphäre schafft, in der Trost nicht als Antwort, sondern als Haltung spürbar wird. Das rund dreißigköpfige Ensemble zeigte eindrucksvoll, wie ein Amateurchor auf hohem Niveau klingen kann, wenn Stimmführung, Atemtechnik und musikalisches Verständnis im Einklang stehen. Von den ersten Takten des Introitus Kyrie an entstand ein Klangbild von bemerkenswerter Reinheit. Die Stimmen des Chores verbanden sich zu weichen Linien, deren Schlichtheit zugleich eine innere Wärme trug, die den Kirchenraum füllte. Die Harmonik schimmerte in hellen Nuancen und es wurde rasch deutlich, dass Dagmar Marxgut die Partitur mit großer Umsicht formte, indem sie den Stimmen Raum zur Entfaltung gab. Ihre Leitung wirkte souverän und aufmerksam, getragen von klanglicher Sensibilität und einem sicheren Gespür für Balance.

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Dagmar Marxgut dirigierte mit klarer Vorstellungskraft und großer musikalischer Umsicht. Andreas Marte

Im Offertorium und im Libera me, den beiden Sätzen, in denen Fauré für kurze Augenblicke dunklere Farben zulässt, bewahrte der Chor jene Ruhe, die dem ganzen Abend seine besondere Wirkung verlieh. Kein Drängen, keine Härte, sondern ein diszipliniertes Miteinander, das die feine Dramaturgie des Werks ernst nahm. Das Orchester knüpfte nahtlos daran an. Die Streicher bildeten einen warmen Kern, Harfe und Orgel setzten feine Akzente und verliehen dem Klang jene zarten Lichter, die Faurés Tonsprache so unverwechselbar prägen.

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Einen besonderen Glanzpunkt setzte das Pie Jesu. Maria Erlacher sang diese innige Bitte mit klarem Timbre und einer gestützten Weichheit, die dem Satz seine fast zeitlose Wirkung verlieh. Kein Pathos, keine äußere Effekthaftigkeit, sondern ein ruhiges, konzentriertes Strahlen. Der Vorarlberger Bariton Lothar Burtscher fügte sich mit warmem Ton in das Gesamtbild ein und setzte dennoch im Hostias und im Libera me klare, charaktervolle Akzente. Das In Paradisum wirkte schließlich wie ein sanfter Aufstieg aus dem Irdischen in eine lichte Weite. Der Chor entfaltete eine Helligkeit, die nicht aus Lautstärke, sondern aus Geschlossenheit und feiner Linienführung entstand. Man spürte, wie sorgfältig Dagmar Marxgut diesen Moment gestaltet hatte, denn das Ensemble entwickelte eine Ruhe, die sich unmittelbar auf das Publikum übertrug. Nach dem Requiem folgten drei weitere Werke Faurés. Die Pavane erklang in einer fein austarierten Darbietung des Streicherensembles, anmutig getragen vom warmen Fundament des Kontrabasses. Im Tantum ergo verbanden sich der klare Sopran von Maria Erlacher, der weich geführte Chor sowie Harfe und Orgel zu einem stillen, lichtdurchwirkten Gebet. Den Abschluss bildete das Cantique de Jean Racine, dessen fließende Linien das Ensemble mit bemerkenswerter Homogenität gestaltete.

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Andreas Marte

Das Ensemble Kontrapunkt, ein Amateurchor mit professionellem Anspruch, zeigte sich mit diesem Requiem in bestechender Form. Die Solisten rundeten das Bild ab, das Orchester trug fein und verlässlich, und Dagmar Marxgut erwies sich als Dirigentin, die mit klarer Vorstellungskraft und großer musikalischer Umsicht ein Werk gestaltete, das in seiner Schlichtheit berührt.